Faith (German Edition)
Bursche sich über diese Köstlichkeiten hergemacht hätte.
Adam griff nach der Wasserkaraffe und füllte die silbernen Becher.
Das Wasser schmeckte kühl und frisch.
Jamal lehnte den Bogen an eine der pfirsichfarbenen Wände und stellte den Köcher daneben.
Er war achtzehn Jahre alt, hatte seit Stunden nicht gegessen und war nur noch hungrig.
Hemmungslos fiel er jetzt über das Essen her.
Auch Adam und Faith merkten, wie hungrig sie waren und begannen zu essen.
Die kleinen Flügelwesen waren nicht bei ihnen geblieben, aber an den hohen, offenen Doppeltüren standen stumme Wächter.
Wächter in grasgrünen, blau abgesetzten Uniformen mit silbernen Paspeln an Ärmeln und Kragen; Wächter, die mit ihren runden wimpernlosen Augen durch die hohen Fensterbögen den Flug der Silbermöwen verfolgten. Dieselben, die sie hierhergebracht hatten.
Als Faith einen letzten Schluck Wasser trank, meinte sie, einen sanften, angenehm blumigen Duft wahrzunehmen. Die Gesichter der Freunde verschwanden in Spiralen, wie ein Stein, der im Wasser versinkt.
Sie sah Adam aufspringen und fiel.
Lisa erwacht
Als Lisa erwachte, war es Nacht. Sie konnte durch hohe Bogenfenster einen dunklen Himmel sehen, der von Tausenden silbern flimmernden Sternen übersät war.
Ein Tuch aus nachtblauem Samt.
Wo mochte sie sein? Wie lange hatte sie geschlafen?
Hatte Magalie sie gefunden?
Aber konnten diese verrückten, grauen Brummkreisel wirklich zu Magalie gehören?
Lisa fühlte jeden einzelnen Muskel.
Und das tat verdammt weh.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Magalie sie auf diese Weise zu sich eingeladen hätte.
Wer dann? Leathan?
Langsam kroch die Furcht in Lisa hoch.
Sie verschränkte angstvoll die Hände ineinander und fühlte den Ring an ihrem Finger.
Faiths Ring, er war noch da.
Sie stand auf und trat an eines der Fenster.
Weit unten am Strand rauschte eine gewaltige Brandung. Hohe Wellen rasten mit Schaumkronen bedeckt ans Ufer.
Eine Bewegung ließ sie erstarren.
Grün gewandete Kerle, die Fackeln vor sich her trugen, trieben zwei Gestalten zum Meer.
Sie wurden über einen weißen breiten Sandstrand gestoßen, der im silbernen Mondlicht geisterhaft leuchtete.
Immer wenn die beiden stehen blieben, wurden sie unsanft weitergedrängt.
Auf dem Sand lag ein Boot.
Als das Licht der Fackeln die Gesichter beleuchtete, erkannte Lisa Adam und Jamal. Sie wurden gezwungen, den jämmerlich kleinen Kahn ans Ufer zu schleppen um ihn gegen die anrollenden Wellen ins Wasser zu schieben.
Lisa fühlte sich entsetzlich hilflos. Was konnte sie ausrichten gegen diese Übermacht?
Wie ihren Freunden helfen? Wo mochte Faith sein? Verzweifelt berührten ihre Finger den Ring der Freundin.
Dabei drehte sich der Mondstein in seiner Halterung auf dem schmalen Platinreif.
Lisas Finger wurden eiskalt.
Erschrocken ließ sie den Stein los.
Sie musste zusehen, wie ihre Freunde, nachdem sie in das Boot gestiegen waren, von einer mächtigen, zurückfließenden Woge weit auf das unruhige Meer hinausgetragen wurden.
Tränen nahmen Lisa die Sicht. Sie verlor das Boot, in dem Jamal und Adam um ihr Leben kämpften, aus den Augen.
Langsam sank sie an der Säule zwischen den Fenstern nach unten, legte den Kopf auf die Arme und schloss die Augen.
Lange saß sie so.
Dann aber kam ihr ein Gedanke.
Wenn die beiden Jungs hier gewesen waren, war vielleicht Faith noch in diesem Gebäude?
Sie hätte gesehen, wenn drei Personen diese Nussschale bestiegen hätten.
Faith war bestimmt nicht dabei gewesen. Lisa rappelte sich hoch.
Der Raum bekam langsam Konturen. Das erste Licht des Morgens vertrieb die Dunkelheit. Lisa nahm ihre Umgebung endlich wahr.
Sie befand sich in einer Rotunde, deren rötliche Sandsteinwände im allmählichen Morgenlicht glühten.
Die runde Bauform ermöglichte durch die schmalen, von Säulen getrennten Öffnungen einen Blick in alle Richtungen.
Es war angenehm warm hier und die unverglasten, kunstvoll gestalteten vergitterten Fensterbögen ließen vermuten, dass das Klima in diesem Land immer so gemäßigt war.
Lisa sah hinaus. Das Meer war jetzt ruhiger geworden. Von Jamal und Adam war nichts mehr zu sehen.
Langsam umrundete sie den Raum. Wie war sie nur hergekommen?
Sie kannte weder den Platz mit den weißen Kieselsteinen unter ihr noch die Ödnis dahinter. Sie sah die Peiniger ihrer Freunde dorthin laufen, wo sie sich in der Weite verloren.
„Ich muss raus hier“, dachte Lisa. Sie bewegte sich lautlos zum Ausgang.
Der
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