Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
Vom Netzwerk:
wir sollten einen Arzt rufen.“
    Schwester Dagmar war ebenso beängstigt wie fasziniert von dieser Form der Gruppenhysterie, wie sie das insgeheim bei sich nannte.
    Daran, dass „ihre Kinder“ Drogen nahmen, glaubte sie nicht einen Moment.
    So etwas hätte sie längst bemerkt.
    „Wir sind nicht krank und auch nicht hysterisch“, protestierte Ben.
    „Das klingt alles sehr verworren und ich kann verstehen, dass Sie uns nicht glauben. Uns ist es nicht anders ergangen, als Faith und auch Patricia uns davon erzählt haben. Aber es wäre gut, wenn sie sich anhören würden, was Madame Agnes zu sagen hat.“ Die Kirchheim schickte die beiden Jungs in ihre Schlafräume und schaute ihnen besorgt hinterher.
    Wenn das stimmte, was sie erzählt hatten, erschütterte das ihr gesamtes Weltbild.
    Schwester Dagmar schaute sie fragend an. „Sie glauben das doch nicht?“
    „Wir müssen zumindest Madame Agnes befragen, sie ist eine respektable, ernsthafte Dame.“
    „Aber“, sie erhob sich müde, „das machen wir morgen.“
    Nachdem Schwester Dagmar gegangen war, genehmigte sich die Leiterin von Schloss Waldeck noch einen extra großen Sherry.

Labyrinth
    Immer wieder sah Robert nach unten. Der braune Fluss begleitete Richard und ihn schon seit geraumer Zeit. Er hörte sein Gurgeln und Schwappen am Fuß der Felskamine. Wenn es stimmte, was Florus gesagt hatte, würde die ekelhafte Brühe irgendwann wieder ablaufen. Bis dahin mussten sie das Ende des Tals erreicht haben und sich möglichst ungesehen von den Felsen abseilen. So war der Plan. Aber Pläne gelangen nicht immer. Robert beobachtete seinen Gefährten.
    Richard kletterte ohne Hast, aber zügig die steilen Stufen hinauf, überwand die zwischen Felsen hängenden eisernen Brücken und trabte, wenn es nötig war, wieder nach unten, um die nächste Brücke zu finden.
    Er besaß die Geschicklichkeit einer Bergziege.
    Robert tat sich wesentlich schwerer, aber er versuchte, sich Richards Tempo anzupassen. Es war immer noch dunkel und daher schwierig, die Stufen zu ertasten. Richard konnte wie eine Katze im Dunkeln sehen und wenn Robert ihn nicht bei sich gehabt hätte, wäre er verloren gewesen in der Schwärze der Nacht.
    Trotz der Kühle geriet Robert in seiner Winterjacke langsam ins Schwitzen.
    Manchmal hatte Robert das Gefühl, beobachtet zu werden, aber er konnte niemanden entdecken und Richard schien ganz unbesorgt.
    Sie befanden sich an der höchsten Stelle einer der Felskamine, als es passierte.
    Vor ihnen führten nur zwei Eisenstangen über den Abgrund zur Spitze des nächsten Felsen.
    Diese Stangen sollten später die Eisenkonstruktion, die eigentliche Brücke, tragen.
    Es war gefährlich, über die Stangen zu balancieren, aber einen Umweg wollte Richard nicht machen.
    Robert würde diese gefährliche Hürde wohl oder übel auch nehmen müssen.
    Richard ging voran, als vor ihm lautlos eine riesige Krähe landete.
    Er versuchte, trotz seines Erschreckens das Gleichgewicht zu halten. Die Krähe starrte ihn unbeweglich aus kalten Knopfaugen an.
    Überall auf den Felsen saßen plötzlich Hunderte von diesen schwarzen Vögeln. Ihr drohendes Schweigen erfüllte die Nacht.
    Richard ging langsam in die Knie.
    Weitergehen konnte er nicht, da die Krähe ihm immer noch den Weg versperrte.
    Als sie unvermutet nach ihm hackte, verlor er das Gleichgewicht und konnte sich gerade noch an einer der Stangen festhalten. Kreischend erhob sich der Vogel. Wie eine dunkle Wolke folgte der gesamte Schwarm.
    Hilflos hing Richard nun über dem tiefen Abgrund.
    Robert starrte auf die Stangen vor seinen Füßen, die er gerade noch erkennen konnte.
    Er musste Richard helfen, auch wenn sie dabei beide in die Tiefe stürzten. Bevor er den ersten Schritt tun konnte, hörte er hinter sich ein Geräusch.
    Er wurde wortlos zu Seite gedrängt.
    Die Artisanen schleppten in Windeseile Eisenplanken heran, aus denen sie, indem sie diese quer auf die Stangen legten, einen zwar provisorischen, aber begehbaren Steg bauten.
    Richard würde sich nicht mehr lange halten können.
    Über die beängstigend schwingenden Planken kroch Robert auf Richard zu.
    „Gib mir deine Hand.“
    Richard sah verzweifelt nach oben.
    „Du musst loslassen, nur für einen Moment.“
    Robert griff nach Richards Handgelenk und spürte, wie dessen Hand sich endlich löste.
    Ächzend zog Robert den Jungen auf die Eisenplatte, auf der er selber kniete.
    Langsam krochen Robert und Richard zurück zu den wartenden Artisanen. Der

Weitere Kostenlose Bücher