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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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einem Stein niederzulassen. „Was ist los, Mann, sag schon!“ Jamal schüttelte Adam. „Du siehst aus wie der bleiche Tod.“ Er schluckte, als er sah, wie fertig und mitgenommen der Freund aussah.
    Jamal nahm die weiße Maske, betrachtete sie misstrauisch und hob sie vor sein Gesicht.
    „Tu das nicht.“
    Adam riss sie ihm aus der Hand. Stockend berichtete Adam von dem Horrorszenario, das er durchlebt hatte. „Es war ein Feuersturm. Menschen haben geschrien und die schwarzen Reiter rissen alles um, was sich ihnen in der Weg stellte. Blau zuckende Lanzen aus Feuer fuhren zwischen die flüchtenden Reiter und holten die Männer von den Pferden
    Nur einer konnte entkommen. Er ließ die anderen zurück, ohne sich um deren Schicksal zu kümmern.
    Es war, als ob eine schwarze Wolke ihn einhüllte und mit sich nahm.“ Erschöpft hielt Adam inne. „Komm!“ Er stand auf. „Ich will weg hier, diese Ruine ist mir unheimlich. Weißt du, Jamal: Während der ganzen Zeit, in der der grausame Überfall stattgefunden hat, war trotz des Kampflärmes diese zauberhafte Melodie von gestern Nacht zu hören.“ Bei diesen Worten stellten sich bei Jamal die Nackenhaare hoch. Waren die Musiker bei diesem Überfall getötet worden, hatten sie zu den Bewohnern der Burg gehört? Hatten sie deren Geister spielen hören? Verstört packten die Jungen ihre Sachen zusammen, warfen einen letzten Blick auf die geborstenen Säulen und verließen die Ruinen.
    Die Maske nahm Adam mit.

Robert allein
    Die Sonne hing wie ein glutroter Ballon am Horizont und tauchte das Land in rosafarbenes Licht.
    Lange Wolkenschlieren marmorierten den Himmel blutig.
    Eine abwartende, fast bedrohliche Stille ließ Roberts Schritte unnatürlich laut erscheinen.
    Murat lief, wie nur ein Wolf laufen kann.
    Er zeigte keinerlei Ermüdung.
    Robert dagegen konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Den ganzen Tag lang waren sie, in Begleitung des Rudels, das ihnen in einiger Entfernung folgte, über Treppen und Brücken gelaufen. Gelegentlich hatten sie Trupps von Artisanen getroffen, die neue Brückenteile montierten und Robert mit Wasser versorgten. Sie waren, ganz wie Robert sie in Erinnerung hatte, freundlich und hilfsbereit. Nun glühten die feuchten bemoosten Felsspitzen noch einmal in der schnell hinter den Horizont fallenden Sonne auf und verblassten unmittelbar danach zu düster drohenden Lanzen, die in den nachtschwarzen Himmel wuchsen.
    Die Artisanen hatten sich schon in ihre Schlafhöhlen zurückgezogen.
    Vom gleichmäßigen metallenen Klang der Schmiedehämmer war nichts mehr zu hören. Die Feuer waren heruntergebrannt.
    Glimmende Glut.
    Über dem Mann und dem Wolf hing ein fahler Mond, der das Flusstal in bleiches Licht hüllte. Das typische Gluckern des Wassers war nicht mehr zu hören.
    Robert warf einen Blick nach unten. Am Fuß der Felsen wuselten die Slicker und jagten sich gegenseitig über dicke Felsplatten. Wenn er es bis dorthin schaffte, wäre das eine Chance, auf die andere Seite zu gelangen. Von dort aus müsste er versuchen, ungesehen durch die Wälder zu flüchten.
    Robert schlich hinter Murat immer tiefer den Felsen hinab. Er tastete nach dem Seil unter seiner Jacke und hoffte, dass es lang genug sein würde, um sich damit bis zum Boden des ausgetrockneten Flussbettes abzuseilen. Richards Seil lag wohl immer noch hinter dem Höhleneingang zur Schmiede.
    Wie dumm von ihm, es dort zu vergessen. Hier an diesem letzten Kamin gab es kaum noch Brücken. Robert hielt verzweifelt Ausschau nach einer Möglichkeit, das Seil sicher zu befestigen. Ein Brückenpfeiler wäre ideal, aber die Pfeiler waren viel zu weit oben. Das Seil wäre nicht lang genug. Murat stand hinter einer Felsspitze neben der untersten Stufe und sah ihn abwartend an.
    „Du bist ein kluger Kerl.“
    Ja, das würde gehen. Diese schmale Felsnadel war ideal, um das Seil daran zu befestigen. Von dort konnte er sich abseilen.
    Obwohl Robert sehr geschwächt war, wollte er keine Nacht mehr hier oben verbringen. Wenn das Wasser in der Nacht zurückkam, konnte er seine Flucht vergessen. Und die Slicker da unten waren sicher nicht umsonst am Fluss. Sie würden wissen, dass die Flut bald kam.
    Murat blieb kurz neben Robert stehen, der ihm zum Abschied die Hand auf den grauen Schädel legte.
    Dann trabte das Tier, ohne sich noch einmal umzudrehen, mit seinen Gefährten davon.
    Robert sah den Wölfen nach, bis sie mit den dunklen Felsen verschmolzen. Einsamkeit überfiel ihn wie eine Woge

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