Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
Vom Netzwerk:
du hier?“ Faith sah Lisa erwartungsvoll an.
    Lisa kaute genüsslich eine mit Marzipan gefüllte Nougatpraline und hielt Faith wortlos den Ring entgegen.
    „Danke!“ Faith streifte den Ring über den Finger.
    „Oh, verdammt, ich bin so dämlich. Es tut mir leid, wo hast du ihn gefunden?“
    „Er lag auf dem Waschbecken in eurem Gästeklo.“
    Lisa beschrieb die Einsamkeit, die sie plötzlich überfallen hatte, als Faith mit Adam und Ben durch den Spalt im alten Baum gegangen waren. Wie sie allein und verlassen in der alten Villa umhergelaufen war.
    „Und wenn nicht ein kleiner blauer Falter mit seinem aufgeregten Geflatter mich darauf aufmerksam gemacht hätte, würde der Ring da heute noch liegen. Als ich nach euch in der Anderswelt ankam, stand ich in einem Meer von Farben und Tönen. Ich glaubte, ich könnte die Töne nicht nur hören, sondern sie auch sehen. Die Farben nicht nur sehen, sondern auch schmecken. Und dann kamen diese merkwürdigen Gestalten mit ihren spitzen Zähnen und den pelzigen Pfoten.“
    Sie schüttelte sich.
    „Ich weiß immer noch nicht, wer oder was sie waren, aber sie tanzten und drehten sich ohne Ende im Kreis. Meine Beine wurden selbstständig. Irgendwann, ich muss mich stundenlang mitgedreht haben, bin ich hier mit einem wahnsinnigen Muskelkater aufgewacht. Ich stand am Fenster, als Jamal und Adam von diesen kurzbeinigen Grünlingen gezwungen wurden, in ein Miniboot zu steigen.“
    „Es tut mir so leid!“ Faith sah Lisa Verzeihung heischend an. „Mit meiner Blödheit hab ich dich auch noch in Gefahr gebracht.“
    „Mach dir keine Sorgen um mich, zusammen werden wir das schaffen, oder?“
    Lisa leckte sich Schokolade von den Fingern und Faith fand es irgendwie tröstlich, ihr dabei zuzusehen.
    „Diese grünen Kerle haben uns in dieser Welt empfangen und hierher getrieben“, sagte Faith. „Komm, mir wird es zu warm hier drin. Ich möchte wissen, was Annabelle mit uns vorhat. Vielleicht können wir das rauskriegen.“
    In den langen Gängen, die sie durchschritten, begegnete ihnen niemand.
    Die Mosaiken an den Wänden zwischen den zierlichen Säulen waren in exquisiten Farben und Formen gehalten. Kräftige Grün- und Blautöne, nur unterbrochen von zarten Silberstreifen, bildeten ein symmetrisches Muster, das sich über die kühn gebogenen Tonnengewölbe fortsetzte.
    Durch die schmalen Öffnungen zwischen den erdbeerfarbenen Säulen strömte eine milde Meeresbrise herein. Lisa sah, dass auch hier, wie in ihrem Zimmer, die Fenster ohne Glas, nur mit wundervoll gearbeiteten, fest verankerten Eisengittern verschlossen waren, die den Blick hinaus kaum behinderten. Unendlich zarte florale Muster erinnerten mehr an zauberhafte Gärten als an eiserne Verstrebungen.
    Sie hatte den Eindruck, durch zarte Blätter und Blüten zu schauen, nicht durch geschmiedetes Eisen.
    Auch Faith war fasziniert von dieser ausgesucht schönen Umgebung. Kein einziges Detail schien dem Zufall überlassen zu sein. Diese Makellosigkeit aber nahm dem Betrachter das Eigenleben, einen Teil seiner Seele. Er wurde eingesaugt von etwas, dem er sich nicht entziehen konnte, das nicht er selbst war. Er lebte in dieser schrecklich schönen Welt ein fremdes Leben. Faith wehrte sich mit allen Sinnen gegen diese erdrückende Umarmung von außen, die nicht nur fremd, sondern vor allem bedrohlich wirkte. Sie sah ihre Freundin an und dachte, dass sie und Lisa sich diesem Einfluss so schnell wie möglich entziehen mussten.
    Lisas Augen bekamen einen selbstvergessenen Glanz, der nicht gesund aussah, und in Faith alle Abwehrmechanismen aktivierte, die ihr zur Verfügung standen. Sie hatte nicht vor, sich selbst zu vergessen und würde es auch Lisa nicht gestatten.
    „Es ist ein Traum hier, ich könnte immer nur stehen und staunen.“
    Lisa strahlte.
    Faith zog sie hinter sich her und landete in dem Saal, in dem sie mit Adam und Jamal ihre erste Mahlzeit eingenommen hatte.
    In dem sie, nach einem Schluck des herrlich duftenden Wassers, die Freunde zum letzten Mal gesehen hatte. An der pfirsichfarbenen Wand lehnte ihr geliebter Bogen und daneben stand der Köcher mit den Pfeilen.
    „Los jetzt, findest du dein Zimmer noch?“
    Lisa wandte zögernd den Kopf und sah sich um. Es führten drei Türen, die alle gleich aussahen, aus diesem Raum hinaus.
    „Ich weiß nicht, hier bin ich nie gewesen. Ich denke, wir müssen nachsehen.“ Sie ging auf eine der Türen zu.
    „Die ist abgeschlossen.“
    „Man kann Türen öffnen, indem

Weitere Kostenlose Bücher