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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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denen er sich fortbewegte, anschwoll. Verzweiflung ergriff ihn. Sollte er in dieser elenden Brühe wirklich ertrinken, während das andere Ufer so nah war?
    Hatte Leathan ihn gesehen und alle Schleusen geöffnet?
    Er wusste es nicht, aber die Rückkehr der Slicker, deren Lebenselement dieses Wasser augenscheinlich war, hätte ihn warnen müssen.
    Er nahm seine letzte Kraft zusammen und hastete über die Steine.
    Das Wasser stieg jetzt schneller, so schnell, dass es längst seine Stiefel umspülte. Mit großen Sprüngen über den unebenen glatten Grund, den er unter der trüben Flut kaum noch erkennen konnte, versuchte er, die andere Seite zu erreichen.
    Robert spürte den scharfen Schmerz, als er fiel.
    Der immer stärker dahinströmende Fluss riss seinen Körper mit sich, schleifte ihn über den Boden an den Steinen entlang und stieß ihn wieder nach oben. Wild um sich schlagend und nach Luft schnappend, versuchte Robert, die andere Seite zu erreichen.
    Noch eine Weile drehte er sich auf der wirbelnden Oberfläche, bis er sich in den tief über dem Wasser hängenden Ästen eines Baumes verfing.
    Er kam erst wieder zu sich, als er auf den Rücken gedreht wurde und ihm jemand heftig ins Gesicht schlug. „Robert!“ Er hörte die verzweifelte Stimme des Jungen, der ihn immer wieder schlug, und wusste, bevor er ihn sah, dass es Jamal war, der schluchzend neben ihm kniete und versuchte, ihn ins Leben zurückzuprügeln.
    „Hör auf, mich zu schlagen“, keuchte Robert.
    Jamal brach weinend und gleichzeitig hysterisch lachend über ihm zusammen.
    „Du bist wieder da.“
    Er heulte Rotz und Wasser, sein schwarzes Gesicht war verschmiert und glänzte nass von Tränen.
    „Er ist weg, Adam, er ist nicht mehr da, einfach weg.“ Jamal trommelte mit den Fäusten auf die Erde. „Ich konnte ihn nicht retten. Diese verfluchten Viecher, diese Giftmolche, sie haben ihn getötet.“
    Robert fühlte sich völlig zerschlagen. Das Letzte, an das er sich erinnerte, war ein heftiger Schlag auf den Kopf. Er versuchte sich aufzurichten, sackte aber erst mal wieder zusammen, sank zurück auf den Boden des Pfades, auf den Jamal ihn offenbar gezerrt hatte.
    Er legte die Hand auf Jamals dunklen Schopf. „Erzähl schon, was ist passiert?“
    Jamal setzte sich auf und berichtete, immer wieder von Schluchzern unterbrochen, was sich am Abend zuvor ereignet hatte.
    „Er war so zuversichtlich, viel mutiger als ich. Wir hofften, Annabelles Schloss und damit Faith wiederzufinden.“
    Jamal warf den Kopf zurück und zog Rotz hoch. Robert konnte sich vorstellen, wie er als kleiner Junge ausgesehen haben musste, wenn er sein Kuscheltier verloren hatte.
    „Wo kommt das viele Wasser so plötzlich her?“
    „Keine Ahnung, mich hat es überrascht, als ich mitten im fast trockenen Flussbett stand.“
    „Das Rauschen muss mich aufgeweckt haben. Als ich Adam nicht mehr fand, hab ich ihn hier am Ufer gesucht. Erst dachte ich, dass er es war, der in den Zweigen hing.“
    „Du hast mir das Leben gerettet. Wenn du mich nicht da rausgefischt hättest, wäre ich ertrunken.“
    Eine Weile schwiegen beide. Das dümmliche Gurren der Tauben in den Bäumen nahmen sie nicht war. Und die zwei riesigen Vögel über ihnen flogen so hoch, dass sie mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen waren.
    Roberts Kleidung war bös zerrissen. Er blutete an den Händen, seine Beine waren völlig zerschrammt.
    Wenn das Wasser so verseucht war, wie es aussah, wäre ein Bad darin nicht sehr gesund gewesen.
    Er durchwühlte seine Winterjacke und fand, was er suchte. Die blauen Blüten waren feucht und zerdrückt, aber sie waren noch da.
    Da war er wieder, dieser brennende Schmerz, als er die blauen Blüten in die Hände nahm und auf die Verletzungen drückte. Jamal starrte ungläubig auf die Wunden, die sich vor seinen Augen schlossen. Robert atmete tief aus, als der Schmerz nachließ.
    „Was ist das?“ Jamals Stimme zitterte.
    „Wenn ich das nur für Adam gehabt hätte.“
    „Ich weiß es nicht, Jamal.“
    Robert stand auf.
    „Gestern Nacht, als ich hilflos an dem zu kurzen Seil über dem Abgrund hing, hat mich eine ganze Schar von Feen sicher hinabgelassen. Ich bin sicher, dass Magalie sie geschickt hat. Neben mir lag das aufgerollte Seil und darauf ein kleiner Strauß dieser Blumen.“
    „Glaubst du, dass du weitergehen kannst?“ Jamal sah Robert fragend an.
    „Ja, lass uns gehen. Je weiter wir uns von Leathan entfernen, desto besser.“ Robert und Jamal wandten sich vom

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