Faith (German Edition)
Fuhrunternehmen.
„Ich werde ihm später alles erzählen.“
„Wenn es nicht Adam gewesen wäre, der uns das alles berichtet hat, ich weiß nicht, ob ich es geglaubt hätte“, begann Lara leise.
Sie wollte vermeiden, dass Patricia mithörte. Und gab wieder, was sie von Adam erfahren hatten.
Vom Eintritt in die Anderswelt, wo sie von den o-beinigen Kobolden in grünen Uniformen zu Annabelles Palast gebracht wurden. Von einem Wolf, dessen Gedanken Faith hatte lesen können. Sie schilderte die knappe Rettung auf See durch die Adler, bis hin zu dem entsetzlichen Erlebnis mit den Slickern, das Adam fast das Leben gekostet hätte. Lara ließ auch nicht die Begegnung der beiden Jungen mit den Zwieseln aus, deren Hilfsbereitschaft, und das nächtliche Konzert in der unheimlichen Ruine.
Als sie geendet hatte, war es eine Weile still im Raum. Das Prasseln des Feuers im Kamin war das einzige Geräusch.
„Und was ist mit Lisa?“ Bens Stimme klang dünn.
Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss. Patricia war gegangen.
Giftiger Liguster
Halbwilde sandfarbene Pferde galoppierten über den Strand.
Lisa jagte auf einem eleganten Apfelschimmel hinter der Herde her. Ihre blonden Haare flogen und sie schrie ihre Freude in den Wind. Mit ihr ritten, ebenso wie Lisa ihre Begeisterung hinaus schreiend, ein Dutzend der Schönen Kinder.
Ihnen folgte das ganze Rudel der kläffenden Silberfüchse. Die silberweißen Rücken wogten auf und ab wie die Wellen des Meeres, an dessen Ufer sie entlangsprengten. Für Lisa war dies das Paradies. Jeder Tag begann mit dem Ausritt auf einem der Pferde aus Annabelles Ställen. Danach gab es ein reichliches Frühstück, das von den reizenden Lulabellen serviert wurde.
Niemals wurde ihr ein Wunsch abgeschlagen, sie konnte sich jederzeit frei bewegen. Allerdings war sie niemals allein.
Das Frühstück nahm sie mit Faith, wie gewöhnlich, im Spiegelsaal ein. Der erste Blick morgens in den makellosen Garten ließ ihr Herz höherschlagen.
„Daran könnte ich mich gewöhnen“, hörte Lisa sich sagen.
„Ja, du hast recht, es ist ein herrliches Leben“, stimmte Faith zu und sah Lisa aufmerksam an.
Merkte die Freundin gar nicht, was hier passierte? Annabelle lullte sie ein. Sie umgarnte sie mit allem, was ihr zur Verfügung stand.
Sie wollte sie abhängig machen von einem Leben, das immerwährendes Glück verhieß, sie blenden durch Luxus, unfähig machen, den Blick auf das Wesentliche im Leben zu richten.
Wie zwei Kreisel drehte Annabelle sie beide in ihrem Spiel- und Spaßkarussell, bis sie schwindelnd ihre eigenen Ziele aus den Augen verloren. Bei Lisa schien zu wirken, was Annabelle vorhatte.
Sie war sich sicher, dass diese Frau sie benutzen wollte, aber wofür?
Faith nahm sich vor mitzuspielen, aber wachsam zu bleiben. Annabelle durfte keinen Verdacht schöpfen. Vielleicht war es für Lisa besser, wenn Faith ihr nichts von ihren Gedanken verriet.
„Das Meer sieht gut aus, lass uns schwimmen gehen.“
Faith überlegte. Je besser sie die Umgebung kannten, desto eher würden sie einen Fluchtweg ausfindig machen können.
„Nein, Lisa, ich möchte zum Bogenschießen gehen. Das findet heute neben dem Kiesplatz vor dem Schloss statt. Annabelle hat mir erlaubt, dort zu üben.“ Sie tat wirklich alles, um sie in Sicherheit zu wiegen. Faith befürchtete, dass Annabelle nicht mal davor zurückschrecken würde, sie unter Drogen zu setzen, wenn sie erkannte, dass sie und Lisa misstrauisch wurden.
Sie hatte ihr sogar erlaubt, den Bogen zu behalten, das Geburtstagsgeschenk ihres Vaters.
Auch ihr machte dieses Leben großen Spaß. Sie gestand sich ein, dass sie all diese Annehmlichkeiten auch genoss. Dennoch, sie mussten einen Weg finden, sich Annabelles Einfluss zu entziehen. Vor allem Lisa konnte hier nicht zu lange bleiben, sonst müsste sie bei ihrer Rückkehr in ihrer eigenen Welt sterben.
Lisa würde bestimmt Gesellschaft finden am Strand. Es war schon auffällig, dass ihnen alles erlaubt war, alles, außer allein zu sein. Ihre Freundin sah bezaubernd aus in ihrem langen goldfarbenen Gewand, als sie den Raum verließ.
Auch sie selbst würde ganz sicher Feen und Elfen beim Bogenschießen vorfinden.
Faith hatte nicht vor, den anderen zu zeigen, dass sie eine hervorragende Bogenschützin war.
Aber vielleicht könnte sie einen Blick auf ihre Umgebung werfen, wenn es ihr gelänge, sich ein wenig vom Schloss zu entfernen.
Der Übungsplatz bestand aus kurz geschorenem englischen
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