Faith (German Edition)
zusammenbrach, sah ich das Tier in seinem eitergelben Blut liegen. Jamal hat es getötet.“
Adam schüttelte sich und alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
„Das kann nur ein Slicker gewesen sein“, meldete sich Richard.
„Slicker?“
„In meiner Welt gibt es diese Tiere. Sie leben an verseuchten Flüssen und können sehr gut schwimmen. Sie ziehen in Horden übers Land und fressen Aas, Abfälle und gelegentlich auch sich gegenseitig auf. Die Bewohner der Anderswelt sind immun gegen ihr Gift. Zumindest sterben sie gewöhnlich nicht daran. Die Slicker werden von den Kindern gequält, jeder findet sie ekelhaft, weil sie von glibberigem Schleim überzogen sind.“
Leise, als ob er sich schämte, fügte Richard hinzu: „Die meisten von ihnen leben in der Welt meines Vaters. Im dunklen Teil der Welt, aus der ich komme.“
Möchtichnicht öffnete die Tür, indem sie mit dem Ellbogen die Klinke nach unten drückte. In den Händen hielt sie ein großes Tablett.
Richard sprang auf, nahm ihr das Tablett aus den Händen und stellte es auf den Tisch. „Hmm.“ Er strahlte sie an. Da gab es nicht nur Tee für alle, sondern auch duftende selbstgebackene Schokoladen-Muffins.
„Ich möchte nicht, dass ihr Adam aufregt!“ Besorgt sah sie den Jungen an. „Und macht nicht mehr allzu lang.“
An der Tür drehte sie um. „Lasst es euch schmecken.“
„Danke“, erscholl es im Chor.
Christian verteilte das Gebäck auf die Teller, während Richard Tee eingoss.
Eine Stunde später erschien Schwester Dagmar und verkündete das Ende der Besuchszeit.
„Das reicht jetzt, Kinder, der Patient braucht Ruhe.“
Adam sah wirklich blass und müde aus, nachdem er seinen Freunden den Weg mit Faith und Jamal durch diese beunruhigende, fremde Welt geschildert hatte.
Lara küsste Adam. „Morgen bin ich wieder hier, schlaf gut.“
Adam schlief ein und träumte.
Er flog über grüne Wiesen, sah lichte Birkenwälder und klare Bäche, die von bunten Blumen und Weiden, mit tief ins Wasser hängenden Zweigen, gesäumt waren. Er flog, begleitet von einem Schwarm grün geflügelter Feen, in eine Felsengrotte. Dampfend heiße Wasserschleier waberten durch den fast runden steinernen Raum. Die Frauen, die ihn schweigend in Empfang nahmen, waren in schmale fließende Gewänder gehüllt und schienen zu schweben. Ihre langen schwarzen Haare umrahmten ebenmäßige Gesichter, aus denen dunkle mandelförmige Augen ihn freundlich betrachteten. Sanfte Hände zogen ihn aus. Das Wasser in der natürlichen Felswanne, in der er gleich darauf lag, war heiß und duftete köstlich.
Adam schlug die Augen auf und sah in Schwester Dagmars freundliches Gesicht.
In den Händen hielt sie eine Tasse Suppe, die sehr appetitanregend roch.
Nachdenklich trank Adam.
Hatte das, was er eben geträumt hatte, wirklich stattgefunden?
Er war mit gesunden Händen hier angekommen, wer aber hatte ihn geheilt?
Er konnte es nicht wirklich wissen, aber tief in seinem Gedächtnis gab es doch eine Art Erinnerung, die ihm sagte, dass er in der Grotte bei den dunkelhaarigen Frauen gewesen war.
Ein Bote
Leathan stand in der Stallgasse. Er wartete darauf, dass einer der Elfen ihm seinen gesattelten Hengst zuführte. Ungeduldig schlug er mit der Peitsche gegen seine Stiefel. Wann kam der Kerl nur endlich!
Annabelles Boten erkannte er sofort. Die kreiselnden Bewegungen, mit denen sich die grauen Derwische fortbewegten, fand er unerträglich.
Annabelle wusste das und schickte ihm bestimmt absichtlich diese Kreaturen. Da waren ihre Kobolde mit den grünen Jacken doch weitaus angenehmer. „Was willst du?“
Der Derwisch verneigte sich und reichte Leathan wortlos eine geschriebene Nachricht.
Ich habe etwas, das ich dir zum Tausch gegen die Artisanen anbieten möchte. Komm zu mir, falls du interessiert bist, las er und lachte hämisch auf. Das könnte ihr so passen.
Seit Jahren wollte sie die Artisanen nur für sich. Es machte Leathan großes Vergnügen, seine Schwester zappeln zu lassen. Er besaß mehr Magie, mehr Energien und damit mehr Macht als sie.
Unwillkürlich fasste er an seine Brust, eine Handbewegung, die er ganz unbewusst machte.
Ja, er würde zu ihr gehen. Er wollte wissen, was sie ihm anbieten würde, aber nicht heute.
„Sag ihr, dass ich kommen werde, irgendwann!“
Ein schwarz gekleideter Elf, der ein herrliches Pferd am Zügel führte, kam auf ihn zu. Leathans violette Augen leuchteten.
Wenn es etwas gab, für das er einen Funken echter Zuneigung
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