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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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hatte.
    Murat und er selbst standen bei Leathan wahrscheinlich auf etwa gleicher Stufe. Sie waren Besitz, wurden gebraucht, benutzt und getreten. Aber nicht geliebt.
    „Hier irgendwo müsste er sein, haltet die Augen offen“, brüllte Leathan zornig.
    Sie suchten ganz offensichtlich etwas und rasten genau auf die Jungen zu, die im Schutz der Felsen Rast machten. Wie aus dem Nichts brach ein schneeweißer Hirsch vor ihnen aus. Das elegante Tier trug ein gewaltiges Geweih und seine Hufe berührten kaum den Boden. Es schien die Jäger weg von den Felsen zu locken, hinter denen Richard und Ben sich auf den Boden geworfen hatten. Grüne Augen verfolgten aus einiger Entfernung das Geschehen und registrierten zufrieden funkelnd, wie sich die Jäger an die Verfolgung dieses herrlichen Tieres machten.
    Hexenzauber.
    Nach einer sehr langen Verfolgungsjagd, wenn die Jungen längst weitergezogen wären, würde dieses schöne Geschöpf sich zurückverwandeln und sich als ebenso schöne Hexe in die Lüfte erheben, um zu Magalie zurückkehren.
    Hatte sein Vater bemerkt, dass er zurück war?
    Oder ging es ihm wirklich um den Hirsch?
    Eigentlich trieben die Jäger um diese Zeit das Wild in ganz anderen Gegenden zusammen. Richard war beunruhigt. Als der Lärm verebbt war und die Reiter sich in der Ferne verloren hatten, rappelten die beiden Jungen sich auf.
    Ben war blass und sah Richard besorgt an.
    „Noch mal gut gegangen. Ich weiß nicht, was passiert ist. Normalerweise ist er niemals um diese Zeit hier, also kann ich nicht ausschließen, dass er ahnt, dass ich wieder hier bin. Wir müssen sehr vorsichtig sein.“
    Von diesem Ort allerdings wollte sich Richard sofort entfernen.
    Wenn sein Vater wirklich ihn gesucht hatte, würde er wieder hierher kommen, wenn er das Tier erlegt oder verloren hatte.
    Richard hoffte sehr, dass dem schönen Geschöpf die Flucht gelänge.
    Der See, an dem sie Stunden später ausruhten, war umgeben von knorrigen Weiden, in deren Ästen Tausende Stare einen Höllenlärm veranstalteten.
    Ihr Geschrei verhinderte jedes Gespräch. Als sich die Vögel, als hätten sie sich abgesprochen, wie eine schwarze Wolke gemeinsam in die Luft über dem See erhoben, wurde das Türkis des Wasserspiegels schwarz.
    Über die glatte Oberfläche zitterten kleine Wellen, als ob das Wasser eine Gänsehaut bekäme.
    Weiches grünes Gras, getupft vom zartem Blau und Gelb winziger Blüten, säumte das Ufer.
    Der Winter in Waldeck war lang und kalt gewesen. Die laue Luft und das klare Wasser lockten die Jungen. Sie sahen sich an und verstanden sich ohne Worte.
    Als das kühle Wasser über ihnen zusammenschlug, waren sie nur noch sorglose, glückliche Kinder, die ihre Ängste und Sehnsüchte bei ihren Kleidern am Ufer zurückgelassen hatten.
    Beide kamen zur gleichen Zeit, nach Luft schnappend, wieder nach oben. Ben schüttelte sich.
    „Los, wer zuerst dort ist.“
    Ein weißer kleiner Turm spiegelte sich dort draußen im Wasser. Umgeben von hellem Sand stand er auf einer Insel, die kaum größer als das zierliche Gebäude war. Ben kraulte mit kraftvollen Schlägen darauf zu.
    Richard folgte und kam, Sekunden später, schwer atmend aus dem Wasser. Ben war nicht zu schlagen. Jeder an der Schule wusste das. Ihm war nicht einmal der Hauch einer Anstrengung anzumerken. Niemand konnte sich ernsthaft mit ihm messen.
    Die beiden lagen lachend auf dem feinen schmalen Sandstrand und genossen die letzten warmen Strahlen der Sonne.
    Nichts regte sich.
    Richard war glücklich wie selten in seinem Leben.
    Er hatte einen Freund gefunden, der nicht – wie Murat – nur ein einsamer Wolf war wie er selbst. Sicher, manche der Elfen seines Vaters schätzte er sehr.
    Nicht alle waren brutale Draufgänger oder Schläger.
    Mit einigen wenigen von ihnen verband ihn sogar so etwas wie Freundschaft. Aber sie waren keine Menschen. Sie dachten und fühlten nicht wie er und mussten in allererster Linie seinem Vater dienen. Sein Vater war zu besitzergreifend, als dass er eine Freundschaft, die nicht ihm selber galt, geduldet hätte.
    So hatte Richard immer vermieden, seine Zuneigung zu jemandem offen zu zeigen.
    In diesem Moment bedauerte er seinen Vater.
    Ein Leben ohne Freunde.
    Er fühlte sich so unendlich reich mit einem Freund an der Seite.
    Ben war einer der beliebtesten Schüler im Internat und ein guter Sportler. Darüber hinaus war er ein warmherziger, offener Mensch, den Richard auf den ersten Blick sympathisch gefunden hatte.
    „Wir sollten

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