Faith (German Edition)
Abend ist Ben verschwunden. Niemand hat ihn gesehen.“
Sie diskutierten aufgeregt. „Richard hat uns erzählt, dass er zurück in die Anderswelt gehen will, er hat es abgelehnt, mich mitzunehmen.“ Viktor war beunruhigt. „Ben war dabei, er hat das auch gehört, aber er hat kein Wort gesagt.“
„Doch, Viktor.“
Valerie widersprach.
„Er hat Richard gefragt, wann er aufbrechen will.“
Sie sahen sich an und schwiegen, aber ihre betretenen Gesichter sprachen Bände.
Lisa war höchstwahrscheinlich ganz allein in dieser fremden und sicher auch gefährlichen Welt. Faith befand sich, wie Richard wusste, in der Hand seiner skrupellosen Tante, und Jamal und Robert, wo waren die?
Und jetzt fehlten auch noch Richard und Ben?
„Was ist mit Ben?“
Patricia blieb stehen und drehte sich um. Sie hatte schon vergeblich nach Ben Ausschau gehalten und sich gewundert, dass weder er noch Richard zum Unterricht erschienen waren.
„Keine Ahnung“, nuschelte Noah, der wie immer den Mund voll hatte.
„Aber ihr habt doch gerade über ihn gesprochen, ich habe es doch gehört.“
„Wir wissen nicht, wo Ben ist, ok?“ Genervt fuhr Bruno Patricia an.
Erstaunt sahen alle zu ihm hin. Er war ab und zu Objekt ihrer bissigen Bemerkungen gewesen, aber nie hatte er sich hinreißen lassen, sie überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.
Patricia machte auf dem Absatz kehrt, warf den Kopf in den Nacken und stolzierte davon. Sie überlegten noch, ob sie der Kirchheim von Bens Abwesenheit berichten sollten, als diese schnellen Schrittes auf sie zukam.
Die Glocke verkündete gerade das Ende der großen Pause.
„Halt, ihr kommt mit mir. Die anderen gehen bitte in ihre Klassen zurück.“
Das Sixpack und Christian gingen in ihre Unterrichtsräume. Mit Viktor, Valerie und Bruno im Schlepptau schritt die Direktorin in ihr Arbeitszimmer. Auf dem Weg dorthin begegneten sie Patricia, die sie mit einem zufriedenem Lächeln musterte.
„Also, wo ist Ben?“
Frau Dr. Kirchheim-Zschiborsky bebte förmlich vor unterdrückter Wut. Sie fühlte sich diesen ständigen Herausforderungen langsam nicht mehr gewachsen.
Alles hatte mit diesem fremdartigen, anziehenden Jungen begonnen.
„Wir wissen es wirklich nicht“, begann Valerie. „Richard hat uns erst gestern gesagt, dass er vorhat, in seine Welt zurückzukehren. Ben hat es auch gehört. Richard hat abgelehnt, jemanden mitzunehmen, aber vielleicht hat Ben es geschafft, ihn zu überreden?“
„Was können wir nur tun?“ Die Kirchheim blickte hilflos von einem zum anderen. Ihre Wut war tiefer Resignation gewichen.
„Warten“, schlug Adam vor.
„Richard weiß, was er tut. Er kennt sich da drüben aus. Wir sollten abwarten. Ben ist gerade mal ein paar Stunden weg.“
„Aber Faith, Jamal und Lisa sind auch da drüben, und Robert.“
„Faith ist im Land ihrer Mutter und Richard wird die anderen finden. Ich bin sicher, dass er es schafft.“
Adam war sehr zuversichtlich.
„Vergessen Sie nicht, Richard ist ein Elf. Er kann jederzeit den Weg in die Anderswelt hinein und auch wieder hinaus finden. Er wird sie zurückbringen.“
Richard und Ben
Einträchtig liefen die Jungen nebeneinander her. Beide besaßen durchtrainierte Körper, lange kräftige Beine und die Erfahrung, ihre Kraft so einzusetzen, dass sie nicht vorzeitig ermüdeten. Richard erklärte Ben, was er vorhatte und Ben stimmte ihm in allem zu. Er wusste, dass er sich auf den Freund verlassen musste. Richard kannte die Wege und die Gewohnheiten der Bewohner dieser Welt. Es wäre dumm, ihm nicht zu folgen.
„Mein Vater ist um diese Zeit fast immer auf der Jagd mit seinen wilden Elfen. Sie schießen auf alles, was sich bewegt. Aber hier gibt es nichts zu schießen. Magalie verfügt über einen starken Zauber, den sie einsetzt, um ihre Tiere zu schützen. Dagegen ist selbst Leathan machtlos.“
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, vernahmen sie wüstes Geschrei. Eine Horde schwarz gekleideter, mit Pfeil und Bogen bewaffneter Elfen stob hinter den Felsen hervor.
Die Elfen saßen auf gewaltigen rabenschwarzen Pferden, denen der Schaum in Fetzen um die Mäuler flog.
Allen voran galoppierte Leathan, dessen dunkler Mantel hinter ihm her wehte. Er benutzte keine Sporen, sein Rappe flog auch ohne diese grausame „Hilfe“ wie ein Pfeil dahin. Obsidian, dachte Richard bekümmert und sehnsüchtig, war vermutlich das einzige Lebewesen, das sein Vater wirklich liebte.
Er hatte noch niemals gesehen, dass Leathan das Tier gequält
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