Faith (German Edition)
durch den Wald, in der Hoffnung, dass dieser bald enden möge. Er würde diese Welt nie gut genug verstehen, um sich in ihr allein zurechtzufinden. Die Welt Magalies und die ihrer gemeinsamen Tochter.
Jamal stolperte wortlos hinter Robert her.
Jedes Wort kostete Kraft. Kraft, die beide nicht mehr besaßen.
Der Wald endete ganz unvermittelt.
Die eben noch dichten Vorhänge aus Lianen zwischen den Bäumen teilten sich, wurden durchlässig und gaben die Sicht auf eine ganz andere Landschaft frei.
Sand, so weit das Auge reichte. Dünen, die sich hintereinander türmten.
Heißer trockener Wind wehte ihnen entgegen. Ihre Blicke jedoch wurden durch eine Bewegung auf der höchsten Düne angezogen.
Dort oben zogen unzählige Kamele gemächlich durch den Sand. Die größere Anzahl der Tiere trug Lasten, die in ausladenden Körben verstaut waren.
Die lange Reihe von Lasttieren wurde angeführt von fünf Reitern, die auf ihren kleinen kräftigen Pferden wachsam vor und neben den bepackten Tieren ritten.
Einer der Reiter scherte aus und preschte auf Robert und Jamal zu.
Um zu flüchten war es zu spät.
Bevor das Pferd ganz zum Stehen gekommen war, sprang der Reiter ab. Zur Begrüßung neigte er leicht den Kopf.
„Kann ich euch helfen? Braucht ihr Wasser, Nahrung oder angemessene Kleidung?“ Er betrachtete sie forschend.
Seine Frage nach angemessener Kleidung war nicht unberechtigt. Robert und Jamal hatten bis auf ihre T-Shirts und Hosen alles ausgezogen.
In verdreckten Winterstiefeln, Skihosen und von dornigen Pflanzen zerfetzten T-Shirts sahen sie wirklich abenteuerlich aus.
Gegen den Elf, der vor ihnen stand, wirkten sie ungepflegt und heruntergekommen.
Über weit geschnittenen Hosen aus weichem, hellem Stoff trug er ein langes schneeweißes Hemd, das so blütenrein wie frisch gefallener Schnee war. Er bewegte sich mit unnachahmlicher Grazie. Seine zurückhaltende Freundlichkeit war bestrickend.
„Wir sind Stunden in diesem Wald herumgeirrt.“
Robert bemühte sich, ihr ungepflegtes Äußeres zu erklären.
„In diesem Land ist es lebensnotwendig, sich gegenseitig zu helfen, kommt mit mir.“
Der Elf nahm sein Pferd am Zügel und wanderte mit Robert und Jamal die Dünen hinauf.
Dort hatten die übrigen Reiter sich zu einer Rast niedergelassen.
Auch hier wurden sie freundlich empfangen. Robert nahm erstaunt zur Kenntnis, dass die Reiter keinerlei Fragen stellten. Sie waren überhaupt nicht neugierig.
Es gab heißen Tee, der erstaunlich erfrischend war, dazu Datteln und kleine Sauerteigfladen.
Ihr Begleiter verschwand für eine Weile, um mit frischen Kleidern wieder zu erscheinen.
Er brachte Hosen, Hemden und Sandalen mit. Außerdem farbige Tücher, die man sich um Kopf und Schultern gegen den allgegenwärtigen Sand legen konnte.
Jamal sah, nachdem er sich umgezogen hatte, aus wie einer, der hierher gehörte. Und auch Robert war kaum wiederzuerkennen.
Gesättigt und in sauberen Kleidern fühlten sie sich sehr viel besser.
Das Angebot ihrer Gastgeber, mit ihnen zu reiten, nahmen sie dankbar an. Die Elfen, die mit kostbaren Stoffen und Edelsteinen handelten, waren, und das war es, was Robert dazu bewog, sich ihnen anzuschließen, auf dem Weg zu Annabelle.
„Sie ist großzügig und hat einen exzellenten Geschmack. Wir besuchen sie zweimal im Jahr. Oder auch öfter, wenn sie es wünscht.“
Die Händler berichteten sehr angetan von Annabelle. Robert und Jamal gaben sich eher zurückhaltend und hüteten sich, den Männern ihre wahren Absichten zu verraten. Sie würden versuchen, Faith und Lisa mitzunehmen. „Wenn“, dachte Robert, „sie in Gesellschaft dieser Elfen bei Annabelle auftauchten, würde sie keinen Verdacht schöpfen. Ihn kannte sie nicht und Jamal müsste sich im Hintergrund halten.“
„Wir werden in Annabelles Schloss so lange bleiben, bis wir unseren Handel abgeschlossen haben. Das kann viele Tage dauern. Die Bewohner dort sind begierig, unsere schönen Stoffe und Edelsteine zu betrachten.“
„Und sie kaufen, was ihnen gefällt.“
„Das ist normalerweise nicht wenig.“
„Immer sind es die wertvollsten Stoffe, die sie bevorzugen.“
Jetzt redeten die Händler alle durcheinander. Sie freuten sich offenkundig auf das gute Geschäft, das sie erwartete.
„Wann werden wir dort sein?“
Jamal wurde ungeduldig. Die Einzelheiten interessierten ihn nicht sehr.
„Zehn Tage werden wir noch unterwegs sein, wenn keine Sandstürme uns daran hindern, weiterzuziehen. Wir können
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