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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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heute noch einige Stunden reiten, bevor wir ein Lager für die Nacht aufschlagen.“
    Endlich brachen sie auf.
    Robert und Jamal flehten darum, dass ihnen Sandstürme erspart blieben.

Faith unterwegs
    Zornig sah Faith zu ihrem Begleiter hinüber. Dieser alte Troll sollte ihr den Weg zu Leathan zeigen?
    Er lief schon eine ganze Weile neben ihr her. Sie selber saß auf einer kleinen weißen Stute, deren Temperament nur schwer zu zügeln war.
    Genau wie sie selbst wäre das grazile Tier lieber losgeprescht und hätte den Troll weit hinter sich gelassen.
    Aber nach Annabelles Ansicht war der Troll der geeignete Partner für diesen Ausflug.
    Ein Pferd zu besteigen kam weder für ihn noch für das Reittier in Betracht.
    Kein Pferd der Welt hätte diesen grobschlächtigen Kerl tragen können, ohne unter ihm zusammenzubrechen.
    Also versuchte sie, ihre Stute, mit Rücksicht auf den ungeschlachten Gesellen neben ihr, zu einer langsamen Gangart anzuhalten.
    Es gab nicht viele Trolle in Annabelles Umgebung, aber für grobe Arbeiten brauchte sie diese wohl doch.
    Obwohl meist freundlich und von sanftem Wesen, waren sie nicht gerade eine Augenweide. Diese plumpen Geschöpfe mussten Annabelles ästhetischen Ansprüchen einer heftigen Zerreißprobe aussetzen.
    Er hatte noch kein Wort gesprochen. Und so bewegten sie sich schweigend vorwärts.
    Der Troll stampfte, ohne ein Zeichen von Ermüdung zu zeigen, vor sich hin, während Faith mit dem Wunsch kämpfte, einfach loszugaloppieren. Nachdem Annabelles Palast in der Ferne nicht mehr zu sehen war und sie die Ebene davor hinter sich gelassen hatten, wurde die Landschaft immer unwirtlicher. Schwarze Vögel kreisten am bleigrauen Himmel.
    Faith dachte zurück an den vergangenen Abend.
    Sie hatte das Medaillon wieder um den Hals der Jadefigur gehängt und war gegangen, um ein paar Sachen zu packen, wie Annabelle ihr befohlen hatte. Es war schon dunkel, als sie Lisa kommen hörte.
    Gemeinsam gingen sie in die Baderäume. Sie konnte die Entspannung, die sie spürte, sogar genießen.
    Dicke wohlriechende Kerzen verströmten ihren würzigen Duft und ihr unruhig flackerndes Licht strich über Wände und Böden.
    Ein seltsamer Zauber, geisterhaft und geheimnisvoll.
    Faith konnte sich an der Schönheit der Umgebung erfreuen, obwohl ihr die Furcht vor den nächsten Tagen in den Gliedern steckte. Sie überlegte, ob sie die Freundin noch einmal bitten sollte, mit ihr zu den Reifen zu gehen.
    „Wolltest du nicht zu den Alten?“, hörte sie plötzlich Lisas Stimme.
    „Ja, wollte ich, bin aber noch nicht dazu gekommen.“
    „Ich komme mit, wenn du möchtest.“
    Faith sah Lisa an. Das war wieder Lisa. Sie benahm sich wie immer, keine Spur mehr von der merkwürdigen Abwesenheit am Strand.
    „Gut, aber wir sollten bei diesem Besuch nicht erwischt werden.“
    „Werden wir nicht, jedenfalls nicht von Annabelle. Sie hat eine Verabredung!“
    Lisa grinste.
    „Oh, mit wem?“
    „Sag ich nicht.“ Lisa legte den Finger auf die Lippen und weidete sich an Faiths Neugierde.
    „Sag schon, los!“
    Lisa beugte sich zu Faith und flüsterte ihr das Geheimnis ins Ohr, woraufhin die beiden in albernes Gelächter ausbrachen.
    „Ehrlich, mit Rafael, dem Stallelf?“
    Lisa nickte und legte die Finger auf die Lippen.
    „Sei leise, ich glaube nicht, dass ich das wissen sollte. Ich hab es zufällig gehört.“
    „Er sieht gut aus“, meinte Faith, „aber ist er nicht ein bisschen zu jung für Annabelle?“ Erneutes Gekicher.
    Leise schlichen die Mädchen durch leere Korridore und Säle.
    Um diese Zeit hatte das abendliche Programm schon begonnen. In diesem Palast gab es alles an Unterhaltung, was man sich vorstellen konnte. Lulabellen, Feen und Elfen amüsierten sich Nacht für Nacht bei Musik, Ballett, Theater oder Spiel und Tanz. Die Säle glänzten im Licht funkelnder Kristallleuchter. Tausende geschliffene Prismen warfen unruhige, bunt glühende Lichtpunkte und übergossen alles mit ihren schillernden Farbblitzen. Niemand achtete auf die Mädchen, die sich an den hell erleuchteten Sälen, aus denen Musik und Gelächter drang, vorbeischlichen.
    Endlich fanden sie den langen Tunnel wieder. Die Tür zum Flügel der Alten stand offen. Schon hier konnte man, wie das letzte Mal, die Harfenmusik hören.
    Faith kannte das Stück. Es war das Largo von Händel. Die Musik trieb ihr regelmäßig die Tränen in die Augen. Auch jetzt kämpfte sie mit den Tränen. Ihre Angst um Robert nahm ihr fast den Atem. Diese Musik

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