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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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irritierende Angewohnheit, mal sichtbar und dann wieder unsichtbar zu sein.
    Jetzt sah sie Faith forschend an.
    „Wir sollten weiterziehen. Bis zum Abend werde ich dich begleiten. Dann musst du deinen Weg allein finden. Ich werde in deiner Nähe bleiben, aber Leathan sollte mich nicht bemerken.“
    „Werde ich dich noch bemerken?“
    Elsabe lachte.
    „Wenn du nach oben schaust und Wolkenschleier wie wehende Seidentücher über den Himmel ziehen siehst, dann sind wir Hexen in deiner Nähe.“
    Sie folgten staubgrauen Wegen, die sich, flankiert von ebenso grauem, kleinwüchsigem Gestrüpp, endlos durch die Landschaft zogen.
    In der Ferne wuchsen grüne Hügel aus dem Boden. Wie ein Versprechen auf eine unbeschädigte Welt.
    „Dort müssen wir hin, hinter den Wäldern wirst du Leathan finden. Aber erst werden wir dir eine Unterkunft für die Nacht suchen.“
    Elsabe steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen so markerschütternden Pfiff aus, dass Faith fast die Ohren abfielen. Die Hexe sah sie spitzbübisch an.
    Über ihnen verwischten graue Schlieren das Blau des Himmels. Die Luft vibrierte und ein Brausen, wie von unsichtbaren Flügelschlägen, war zu hören.
    „Meine Schwestern sind da. Reite zum Wald vor dir. Wir treffen uns dort.“
    Mit diesen Worten schwang sich Elsabe in die Luft und gesellte sich zu ihren Gefährtinnen.
    Faith ritt alleine weiter, immer auf die niedrige Bergkette vor ihr zu.
    Die Jadefiguren in Annabelles Zimmer gingen ihr nicht aus dem Kopf. Die beiden hatten sie so verwirrend lebendig angesehen, ein kalter Schauer lief über ihren Rücken.
    „Die weibliche Figur“, dachte Faith, „trägt deutlich Annabelles Züge. Dasselbe zynische Lächeln auf den Lippen, die schrägen Augen beinahe lauernd auf den Betrachter gerichtet. Ja, das war sicher Annabelles Abbild, aber wen stellte das männliche Gegenstück dar? Konnte das Leathan sein?“
    Auch hier aus schräggestellten Augen ein misstrauischer Blick.
    Sie sah plötzlich Richard vor sich, die Augenform war die gleiche, nur war sein Ausdruck ein ganz anderer.
    Wenn Richard sie ansah, war sein Blick liebevoll und voller Vertrauen. Der Blick aus den violetten Amethyst- Augen der Jadefiguren machte sie ängstlich und unsicher.
    Sie legte den Kopf in den Nacken. Am Himmel konnte sie unklare Umrisse erkennen.
    Die umeinander wirbelnden Grautöne, die ineinander verschwammen, wirkten vor dem blauen Hintergrund wie ein riesiges, lässig hin getuschtes Aquarell.
    „Schön sieht das aus. Und ein bisschen unheimlich“, dachte das Mädchen auf der weißen Stute diesseits des Waldes.
    Jenseits des Waldes beobachtete ein Mann auf einem pechschwarzen Rappen dasselbe Phänomen am Himmel.
    „Die Hexen sind unterwegs“, dachte er.
    Er stieß einen Fluch aus.
    „Warum habe ich keine Macht in der Höhe. Ich würde euch in der Luft zerreißen, ihr vermaledeiten Hexenweiber.“
    Leathan griff sich an die Brust und murmelte:
    „Wenn ich es nur öffnen könnte. Was verbirgst du?“

Ben und Richard
    Richard wühlte in seinem Rucksack. Sie hatten die Ruine endlich erreicht. „Schrecklich, dieser Lärm“, murmelte er. Sein Kopf verschwand jetzt beinahe im Rucksack.
    Er meinte den Gesang der Frösche, die in den verkrüppelten Bäumen rund um die Ruine ihr unablässiges Quaken hören ließen.
    „Wie soll man denn dabei schlafen?“, beschwerte sich Ben.
    „Wenn es richtig dunkel ist, hört das Gequake auf“, beruhigte Richard den Freund.
    Die beiden Jungen waren hundemüde. Der Weg war so viel weiter gewesen als sie am Morgen bei Sonnenaufgang angenommen hatten.
    Sie waren hungrig und hatten Durst.
    Irgendwo mussten diese blöden Schokoriegel doch sein?
    Die Zwiesel, von denen Richard gesprochen hatte, waren nicht aufgetaucht.
    Ein breiter Fluss schob sich durch das Land und streckte kleine Ableger wie Krallen in alle Richtungen, so, als wolle er das Land nie mehr loslassen. Sieben Flussarme zählte Ben, als er sich in die Richtung umwandte, aus der sie gekommen waren.
    Sie saßen auf dem höchsten Stumpf von einem der geborstenen Türme. Direkt unter ihnen lagen die zerstörten und verkohlten Mauern der ehemaligen Burg.
    Richard und Ben konnten den Grundriss der Hallen noch gut erkennen. Von hier oben konnte man weit in alle Richtungen blicken. In dieser Höhe fühlten sie sich relativ sicher vor ungebetenen nächtlichen Besuchern.
    „Da sind sie!“ Triumphierend hielt Richard zwei Schokoriegel in die Höhe.
    „Klasse!“ Ben streckte die Hand

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