Faktor, Jan
was
konnte, fuhr aus der schlaffen Vorhaut hinaus und präsentierte sich
ungeschützt, glänzend und eichelfest. Die hammerstarken und trotzdem
unzuverlässigen Antibabypillen aus der heimischen Produktion hatten damals noch
einen sehr schlechten Ruf (Bartwuchs als Nebenwirkung!), und überall lagen
benutzte Präservative herum. An ihnen klebten noch gekräuselte Schamhaare,
innen schwammen - frisch oder vergammelt - die von uns so genannten »flüssigen
Kinder«. Woher kamen alle diese Gummis? Man sah sie meistens nah an den
Häuserfassadenoder in den Vorgärten der Häuser liegen. Ich nahm daher an, daß
sie von vorsichtigen Liebhabern verheirateter Frauen aus den Fenstern geworfen
worden waren. Auch in den vielen dichten Büschen unserer schönen Parks
knisterte es andauernd, weil nicht nur die Jugend und spielende Kinder diese
Dschungelzonen zum Schutz vor fremden Blicken nutzten. In diese Verstecke
verkrochen sich auch ältere Liebespaare, die sich besonders leidenschaftlich
küssen und umarmen wollten. Manche schoben sich so unvorsichtig gegen die Wände
aus Ästen, bis sie ins Wanken kamen. Und wenn sie Pech hatten, fielen sie aus
einem der am Rand gepflanzten Eibenhecken auf den öffentlichen Parkweg. Manche
drückten sich wiederum so heftig aneinander, daß sie bei ihren
Gleichgewichtskämpfen in irgendwelche dort reichlich vorhandenen Kothaufen
traten. Nur die wenigsten dieser Verunreinigungen stammten von Hunden. Die
heftigen Liebesaktivitäten fanden teilweise in tiefer liegenden Geheimgängen
statt, die ich schon seit langem kannte und gewissermaßen auch als meine ansah.
Dank meiner Vorkenntnisse war ich in der Lage, mich diesen Verstecken jederzeit
von unterschiedlichen Seiten zu nähern, sie notfalls aus irgendwelchen
Baumkronen zu observieren. Die erwachsenen Eindringlinge wühlten sich nach den
Umarmungsakten aus den kratzenden und staubigen Büschen heraus, schabten sich -
bevor sie flüchteten - den schlimmsten Dreck von den Schuhen oder Kleidern. Und
sie ließen mich oder uns darüber grübeln, ob sie vorgehabt hatten, sich auch
zwischen den Beinen zu begegnen. Einiges konnten wir uns so genau noch nicht
vorstellen. Manchmal hatten wir das Gefühl, ihre Organe wären bereits ganz nah
beieinander gewesen.
Auch der
eher unscheinbare Bastler Skopka, der in der neuen Schule in meiner Klasse -
wenn auch nicht direkt an meiner Seite - geblieben war, veränderte sich. Er
quälte keine unschuldigen Fliegen mehr, war weiterhin ein technischaktiver
Nachwuchskader, trotzdem zwangen die unsichtbaren erotischen Kräfte auch ihn,
sich im Leben anderen Dingen zuzuwenden. Als er im Fotozirkel professionelle
Reproduktionstechnik mitbenutzen durfte, fotografierte er nicht nur unsere
wunderschöne Stadt, nicht nur schöne Landschaften oder Naturphänomene, er
fotografierte nebenbei auch aufreizende Frauen aus irgendwelchen
Westzeitschriften ab - meistens nur ihre Gesichter; die Bildausschnitte schlossen
höchstens noch die Busengegend mit ein. Anschließend vergrößerte Skopka seine
Idole auf die allergrößten Papierformate, die er auftreiben konnte. Diese
überdimensionierten Köpfe hingen dann in seinem großen Zimmer an der Wand. Und
da man ihn nicht dauernd besuchen durfte, fuhr man gern mit dem Fahrrad an
seinem Haus vorbei, wo er im ersten Stock wohnte. Die schönsten seiner Mädels
waren so plaziert, daß man sie auch von draußen gut sehen konnte. Sein
Topgesicht gehörte einem typisch angelsächsischen Mädchen mit langen blonden
Haaren, einem Mittelscheitel und vielen wunderbaren Sommersprossen. Die leicht
vorstehenden oberen Zähne gaben diesem Wunderwesen den reizendsten
Mundausdruck, und die wegen der Sonne leicht zusammengekniffenen Augen schienen
voller sexueller Erwartung zu sein. Diese Favoritin meines begabten Freundes Petr
Skopka war lange Zeit das aufregendste Frauengesicht, das ich kannte.
Eine
Entwicklung zur ruhigen Intellektualität war damals in Prag tatsächlich nicht
möglich, für mich jedenfalls nicht. Massive Störungen meiner Aufmerksamkeit gab
es in meiner Kindheit von Anfang an - auf jeden Fall so lange, wie ich
zurückdenken kann. Schon in der ersten oder zweiten Klasse versetzte ein
Mädchen den männlichen Rest der Klasse in äußerste Unruhe, indem es in der
Pause verraten hatte, an dem gerade so heißen Tag keinen Schlüpfer angezogen zu
haben. Die Unruhestifterin war unter ihrem Rock also nackt. Sie erzählte es
zwar nur ihrer besten Freundin.trotzdem verbreitete sich die
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