Falaysia Bd 2 - Trachonien
zweiten Stuhl an ihrem Tisch gesetzt und fuhr sich mit der Hand langsam über das Gesicht.
„Ihr wisst ja nicht, was Ihr tut“, jammerte sie. „Mareks Wut wird uns alle vernichten, sollte er diese Frau hier entdecken.“
„Nein“, sagte Jenna fest. „Er wird gar nichts tun, weil er sie gar nicht sehen wird. Außerdem tun wir nichts, was seinen Anweisungen entgegensteht, weil er mir nicht verboten hat, mich mit den Dorfbewohnern zu unterhalten.“ Sie fühlte sich nicht so wohl bei der Sache, wie sie tat, weil sie sich, wenn sie ehrlich war, genauso vor Marek fürchtete wie diese Frau. Sie ließ es sich jedoch nicht anmerken.
Die Wirtin seufzte schwermütig. „Ach, Kind, Ihr wisst ja nicht, wovon Ihr redet.“
Jenna sah die unglückliche Frau fest an. „Das weiß ich schon“, setzte sie ihr entgegen. „Vertraut mir.“
Wie hatte Melina doch gesagt? Sie solle nach ihrem Gefühl gehen? Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie das Richtige tat, dass es tatsächlich etwas gab, das die Frau ihr erzählen wollte, etwas, das für sie beide wichtig war. Und das Risiko, dass Marek sie dabei erwischte, wie sie mit der Alten sprach, war nicht allzu hoch.
Jenna wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Wirt wiederkehrte. Er musste sich sehr beeilt haben, denn er war nicht lange fort gewesen. Er führte die Alte am Arm mit sich und als sie Jenna entdeckte, humpelte sie auf sie zu und warf sich vor ihr auf den Boden. Ihre knochigen Hände gruben sich in den Stoff ihrer Hose, während sie sich leise jammernd vor und zurück wiegte. Jenna war entsetzt. Mit einer solchen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Sie wusste weder, was sie tun sollte, noch was das zu bedeuten hatte, und wandte sich schließlich hilfesuchend an die Wirtsfrau.
„Was… was will sie mir damit sagen?“ fragte sie irritiert.
Die Wirtin lächelte, wenngleich ihr anzusehen war, wie angespannt sie war. „Sie entschuldigt sich für ihre Dummheit und bedankt sich bei Euch. Sie steht tief in Eurer Schuld. Ihr Leben gehört jetzt Euch. Ihr könnt von ihr verlangen, was Ihr wollt. Ihr seid ihre Herrin, ihre Königin.“
Jenna fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Die Situation gefiel ihr nicht. Sie wollte das nicht. Sie wollte nicht, dass sich diese gebrechliche Person ihr so unterwarf. „Sie… sie soll damit aufhören“, stotterte sie. Sie sah den Wirt an. „Schiebt doch bitte diesen Stuhl zu mir hinüber.“
Der Wirt beeilte sich ihrer Bitte nachzukommen. Er wollte offenbar alles dafür tun, damit diese Unterhaltung so schnell wie möglich vorbei ging. Die Alte sah jetzt auf und ließ Jennas Hosenbein los. Sie schien nun ihrerseits irritiert. Jenna wandte sich wieder an die Wirtin. „Sie soll aufstehen und sich auf den Stuhl setzen.“
Die Wirtin reagierte nicht. Sie machte ein sehr unglückliches Gesicht.
Jenna runzelte verärgert die Stirn. „Sagt es ihr“, brachte sie im Befehlston hervor. „Ich möchte mich ein wenig mit ihr unterhalten. Und wenn ihr Angst habt, kann euer Mann ja vor dem Wirtshaus Wache schieben, wie abgesprochen.“
Sie sah von einem zum anderen. „Na, los!“
Die Leute lösten sich fast gleichzeitig aus ihrer Starre. Während der Wirt zum Ausgang ging, berührte seine Frau die Alte an der Schulter, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Sie sagte ein paar Worte zu ihr und half der Frau dann auf den Stuhl. Dann ließ auch sie sich mit einem weiteren, sehr unglücklich klingenden Seufzer nieder.
Jennas Blick glitt rasch über das Gesicht der Alten. Sie hatte braune, traurige Augen, in denen mittlerweile mehr Verunsicherung als Dankbarkeit zu finden war. Ihr Mund war schmal, die Wangen eingefallen und vom Alter zerfurcht, wie auch der ganze Rest ihres Gesichtes. Die Haut ihrer rechten Wange war bläulich angelaufen. Es war die Stelle, an der Mareks Hand sie getroffen hatte. Sie hatte Glück gehabt, dass diese bei der Wucht des Schlages nicht aufgerissen war. Dieser furchtbare Mann. Wie konnte man eine so zerbrechliche Person schlagen? Wie konnte man so die Kontrolle über sich selbst verlieren?
Jenna holte Luft, ließ diese dann aber wieder ungenutzt entweichen. Sie wusste nicht genau, wie sie das Gespräch beginnen sollte. „Ich… ich möchte wissen, was sie zu Marek gesagt hat“, brachte sie doch endlich heraus.
Sie fühlte, dass die Wirtin zögerte und warf ihr einen strengen Blick zu. Der genügte, um die Frau zum Reden zu bringen.
Die Augen der alten Radiana füllten sich mit Tränen, als die Wirtin ihre
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