Falaysia Bd 2 - Trachonien
kämpfte und biss gegen jede Hilfe an.
Jenna setzte sich mit großen Augen und jetzt sehr viel rascher schlagendem Herzen wieder in Bewegung. „Ist das… ist das…“
Marek sah zu ihr hinüber. Er wirkte ein wenig überrascht, reagierte aber trotzdem auf ihre unvollendete Frage. „Ein Drache? Ja.“
Auch wenn es vielleicht schlauer gewesen wäre, umzudrehen – jetzt wo sie wusste, dass weder er dem Tier noch dieses ihm etwas getan hatte und ein weiteres Verweilen und damit Missachten seiner Befehle den Mann vielleicht doch noch wütend machen würde – Jenna konnte es nicht tun. Ihre anfängliche Scheu verflüchtigte sich viel zu flink und machte einer überwältigenden Faszination Platz. Ein Drache ! Sie hatte einen echten Drachen vor sich, ein Fabelwesen, das es streng genommen nicht geben konnte, und er war… wunderschön! Nun gut, das Gekreische, das er veranstaltete, war vielleicht ein wenig Nerven strapazierend, aber alles andere…
Da sie nun näher kam, erkannte sie, dass er gar nicht einfarbig, sondern am Bauch und seitlich am Kopf ein wenig heller war, während der Kamm, der von seinem Kopf über seinen Rücken hinunter bis zum Schwanz führte, sogar eher in einen bläulich violetten Farbton überging und – war das Blut? Sie kam noch näher, während Marek ein weiteres Mal geschickt dem Maul des Drachen auswich, einen leisen Fluch ausstoßend. Ja, das war Blut. Die Schnüre des Netzes, in dem sich das Tier verfangen hatte, schnitten ihm teilweise schon tief ins Fleisch und je mehr er sich bewegte, desto schlimmer wurde es.
Der Krieger trat ganz aus der Reichweite des Tieres, stemmte die Hände in die Hüften, schüttelte den Kopf und atmete tief durch. Dann sah er sie wieder an. „Eigentlich dachte ich, du würdest zumindest versuchen zu fliehen – nicht dass das funktioniert hätte, aber ich dachte, du würdest es in Erwägung ziehen.“
Er hatte Recht. Jeder andere Mensch hätte das wahrscheinlich versucht. Sie, allein mit dem Pferd… Marek zu Fuß. Ja. Man konnte schon behaupten, dass es dumm war, es nicht wenigstens zu versuchen – ganz gleich, wie schlecht die Chancen für sie standen, sich allein zurechtzufinden. Sie war jedoch noch nie besonders waghalsig gewesen, setzte gewöhnlich lieber ihren Kopf ein und wartete auf den Moment, in dem sich die Möglichkeit zur Lösung ihres Problems auftat, die am wenigsten Risiken für sie barg. Natürlich war es vorstellbar, dass dieser Moment nie kam, doch sie konnte sich nicht dazu durchringen, mehr zu riskieren.
„Ich würde ja gern behaupten, dir endlich beigebracht zu haben, dass man sich besser nicht mit mir anlegt und meinen Befehlen ohne Widerworte Folge leistet“, fuhr Marek fort, „aber dann wärst du nicht hier und würdest noch brav auf dem Pferd sitzen und auf mich warten – richtig?“
Sie schluckte und hob zögerlich die Schultern – etwas Besseres fiel ihr gerade nicht ein. Seltsamerweise machte diese Geste Marek nicht wütend. Sie brachte sogar einen seiner Mundwinkel dazu, sich etwas zu heben.
Jenna räusperte sich rasch. „Wie… wie ist das passiert?“ lenkte sie seine Aufmerksamkeit zurück auf das Untier vor ihnen, das sich etwas beruhigt hatte und sie jetzt argwöhnisch aus seinen gelben Reptilienaugen anstarrte.
„Er ist in eine der Drachenfallen der Ziegenhirten geraten“, erklärte der Krieger. „Allein wird er da nicht mehr rauskommen.“
„Drachenfallen? Was… was genau machen die Hirten, wenn sie einen Drachen gefangen haben?“ fragte sie, wenngleich sie schon ahnte, dass ihr die Antwort auf ihre Frage nicht gefallen würde.
„Nichts“, gab Marek zurück. „Sie warten, dass sie verdursten oder sich bei dem Versuch sich aus dem Netz zu befreien selbst strangulieren.“
Jenna fasste sich betroffen an die Brust. „Wie grausam!“
„Tja.“ Marek zuckte die Schultern. „So geht diese Welt mit ihren Bösewichten um.“
„Das ist doch kein Bösewicht, sondern nur ein armes Tier“, setzte sie ihm mit leichter Empörung in der Stimme entgegen.
„Ein Raub tier“, verbesserte er. „Und es gibt einige Menschen in Falaysia, die glauben, dass Drachen Dämonen sind, die von dem Sonnengott Ano dazu verdammt wurden, den Rest ihres Daseins gefangen im Körper eines Untieres zu fristen. Das ist auch der Grund, warum niemand sie tötet, wenn sie in eine der Fallen geraten sind. Es heißt, man lässt damit den Dämon wieder frei, der einen dann sein Leben lang heimsucht und früher oder später in
Weitere Kostenlose Bücher