Falaysia Bd 2 - Trachonien
tatsächlich nicht schlecht, wenn du dich ihm nähern und ihn ein wenig ablenken könntest, damit ich ihn erst einmal aus dem Baum herausschneiden kann.“
Sie ließ sich seine Worte kurz durch den Kopf gehen und nickte schließlich.
„Aber mach keine hektischen Bewegungen“, mahnte er sie. „Das bringt nicht nur dich in Gefahr, sondern lässt ihn auch wieder außer Kontrolle geraten.“
Sie antwortete ihm erneut mit einem knappen Nicken und folgte ihm dann auf das Tier zu, ein aufgeregtes Flattern in ihrem Bauch fühlend. Sie würden einen Drachen befreien. Einen Drachen !
Das Tier hob sofort den Kopf und fauchte drohend. Seine gelben Augen fixierten die beiden Menschen, die sich ihm näherten. Der Kamm auf Kopf und Rücken stellte sich bedrohlich auf und dann begann er sich wieder zu bewegen, kämpfte erneut gegen die Fesseln an, die ihn so einengten und ihm solche Schmerzen zufügten. Jenna löste sich aus Mareks Schatten und bewegte sich zur anderen Seite. Der Kopf des Drachen folgte ihr. Er schien sie als die größere Gefahr anzusehen, da sie sich nun dichter vor seiner Nase befand. Jenna zuckte erschrocken zurück, als sein Kopf weiter vorschnellte, als sie geahnt hatte, und seine Zähne schnappten nur Zentimeter vor ihr ins Leere.
„Ruhig, ganz ruhig, Kleiner“, stieß sie aus. Das Tier verstand sie jedoch nicht, strampelte stattdessen nur noch mehr und schlug mit der einzigen Pranke nach ihr, die aus dem Netz heraushing und die es von daher einigermaßen frei bewegen konnte. Dabei zuzusehen, wie sich die Schnüre dadurch noch tiefer in seine Haut gruben, das Tier sich immer mehr in den Seilen verstrickte, bereitete ihr fast selbst körperliche Schmerzen. Schließlich gelang es Marek, das letzte Halteseil der Falle zu durchtrennen und der Drache ging mitsamt Netz, laut durch das Geäst krachend, zu Boden.
Ein paar Sekunden lang blieb das Tier still liegen und Jenna dachte schon, dass es sich das Genick gebrochen hatte, doch dann gab es ein leises Wimmern von sich und bewegte sich wieder, versuchte auf die Beine zu kommen. Es war allerdings noch zu sehr in das Netz verwickelt, konnte immer noch nur eines seiner Beine bewegen. In seiner Verzweiflung begann der Drache, nach sich selbst zu beißen, an den dünnen, gleichwohl ziemlich robusten Schnüren zu ziehen und fügte sich dabei weitere Wunden mit seinen scharfen Zähnen zu.
Jenna warf Marek einen beunruhigten Blick zu. Der war schon längst wieder in Bewegung, näherte sich dem Drachen. Er sagte nichts zu ihr, dennoch wusste sie auf einmal, was er tun wollte. Ganz automatisch machte sie einen schnellen Schritt auf den Kopf des Drachens zu. Das Tier warf sich sofort zu ihr herum, um sich selbst zu verteidigen, und sorgte so dafür, dass Marek für einen kurzen Zeitraum aus seinem Blickfeld geriet.
Der Krieger bewegte sich schnell – schneller als sie das bei einem Menschen je für möglich gehalten hätte – und war mit einem Satz bei dem Tier, packte es am Kopf und drückte diesen auf den Boden, während er sich rittlings über dessen Körper warf. Der Drache schrie auf und versuchte sich herumzuwerfen, sich zu wehren, aber er kam nicht mehr hoch und seine Pranke war jetzt unter seinem eigenen Körper begraben. Er brummte und knurrte bedrohlich, bewegen konnte er sich jedoch nicht mehr. Nur sein langer, schuppiger Schwanz peitschte den Boden, mit einer Kraft, die beängstigend war.
„Nimm den Dolch!“ stieß Marek angespannt aus und erst in diesem Moment bemerkte Jenna, wie schwer es ihm fiel, den Drachen festzuhalten, wie viel Kraft es ihn kosten musste, das Tier so im Zaum zu halten, dass es ihn nicht verletzen konnte. Er atmete fast ebenso schwer und schnell wie der Drache selbst und sein ganzer Körper war gespannt wie eine Bogensehne. Allzu lange würde er das Tier nicht mehr fixieren können, da war sich Jenna sicher. Sie setzte sich augenblicklich in Bewegung, hob den Dolch auf, den Marek ins Gras hatte fallen lassen, und eilte damit zu den beiden hinüber.
„Sieh dich vor seinem Schwanz vor“, warnte Marek sie, als sie neben dem Tier in die Knie ging. „Wenn er dich damit trifft, können durchaus ein paar Knochen zu Bruch gehen.“
Das glaubte sie ihm sofort und machte sich daran, das Netz so rasch wie möglich auseinanderzuschneiden. Ab und an wanderte ihr Blick zu Marek, um sicher zu stellen, dass er noch alles unter Kontrolle hatte. Eine seiner großen Hände war zu der Stirn des Drachen gewandert, strich beruhigend,
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