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Falaysia Bd 2 - Trachonien

Falaysia Bd 2 - Trachonien

Titel: Falaysia Bd 2 - Trachonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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eingeweiht und wenn jemand davon erfuhr, dem es nicht erlaubt war, so wurde er sofort getötet. Sheza hatte ihm dies überaus deutlich erklärt und Leon hatte nicht lange mit ihr argumentiert, sondern das Anlegen der Augenbinde widerstandslos über sich ergehen lassen.
    Wenn er ehrlich war, hätte er auch gar nicht mehr die Kraft gehabt, sich dagegen zu wehren. Der harte, schnelle Ritt hatte ihn furchtbar erschöpft und noch jetzt fühlte er sich matt und kraftlos, sehnte sich nach einem Stuhl oder Bett, um sich wenigstens für ein paar Minuten auszuruhen, ein wenig mehr Kraft zu mobilisieren. Er wollte gern Shezas Drogen die Schuld an seinem geschwächten Zustand geben, doch insgeheim wusste er, dass dieser den Nachwirkungen seiner schweren Verletzung zu zollen war. Er hatte nicht genug Zeit gehabt, sich vollständig zu erholen und natürlich konnte er noch nicht so viel leisten wie ein völlig gesunder Mensch. Es war nur so furchtbar schwer, sich das einzugestehen.
    „Warte“, hörte er Sheza leise sagen und blieb brav stehen. Sonderbare Geräusche waren zu hören, so als würde sich eine schwergängige Mechanik in Bewegung setzen. Dann schien sich etwas ächzend über den Boden zu bewegen, feinen Sand unter sich zermahlend.
    Sheza packte Leon an seinem gesunden Arm und schob ihn vorwärts. Es wurde heller um ihn herum – so viel konnte er noch durch die Augenbinde erkennen. Flackerndes Licht. Wahrscheinlich das von Kerzen oder weiteren Fackeln. Ihre Schritte klangen jetzt gedämpfter, obwohl er meinte, dass die Wände um sie herum weiter weg waren, sie einen größeren Raum betreten hatten. Sheza öffnete eine Tür und dirigierte ihn in einen weiteren Gang hinein, das konnte er hören und fühlen. Erstaunlich, wie schnell sich seine anderen Sinne umgestellt hatten, um den Verlust der Sehfähigkeit auszugleichen.
    Sie eilten eine Zeit lang durch den Flur, bis Sheza vor einer weiteren Tür anhielt und ihn in den Raum dahinter führte. Feuchtwarme Luft schlug Leon entgegen und er vernahm deutlich das Tropfen von Wasser. Er zuckte ein wenig zusammen, als Sheza ihn packte und herumdrehte. Doch sie öffnete nur den Knoten der Binde und befreite ihn so aus dem künstlichen Zustand der Blindheit.
    In dem Raum, in dem sie sich befanden, war es nicht sonderlich hell. Dennoch kniff Leon zuerst die Augen zu und blinzelte ein paar Mal, bevor er sich an das Licht der Öllampen gewöhnt hatte und sich genauer umsehen konnte. Er befand sich in einer Waschkammer. Lange Leinen, an denen eine Unmenge an Wäsche hing, waren quer durch den Raum gespannt worden. Es gab mehrere Waschzuber, aber auch Wannen für Menschen und es roch angenehm nach Seife und frisch gewaschener Wäsche.
    „Komm mit!“ kommandierte Sheza und lief geradewegs auf eine Wanne zu, die mit dampfenden, seifigen Wasser gefüllt war. „Zieh dich aus und steig da rein.“
    Leon sah sie perplex an, musste erneut blinzeln. „Was?“
    „Du stinkst nach Schweiß und Krankheit. Du willst doch wohl nicht so vor die Königin treten?!“
    „Ich… also…“ Über seine Körperhygiene hatte er sich bisher am wenigsten Gedanken gemacht. „Natürlich nicht… aber…“
    „Herrje – genierst du dich?“ spöttelte Sheza und musterte ihn von oben bis unten. „Ich denke nicht, dass du so sehr anders gebaut bist als die meisten anderen Männer, mit denen ich zu tun habe, aber ich kann dich beruhigen: Ich hatte nicht vor, dir dabei zu helfen, dich zu waschen.“
    Sie schüttelte lachend den Kopf und wandte sich von ihm ab, ein leises, aber dennoch gut hörbares „Männer!“ murmelnd. An der Tür wandte sie sich jedoch noch einmal zu ihm um. „Ich hole dich in ungefähr einer Stunde wieder ab. Bis dahin sollte sich auch die letzte Dreckkruste von deinem Körper gelöst haben.“
    Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Einen Moment lang blieb Leon etwas unschlüssig und steif stehen. Dann schüttelte er den Kopf über sich selbst und kleidete sich rasch aus. Nur ein Verrückter würde ein warmes, erholsames Bad mit duftender Seife ausschlagen. Normalerweise musste man sich mit kaltem Wasser aus dem See oder Brunnen begnügen, weil man selten die Zeit hatte, das Wasser zu erhitzen und nur wenige Menschen einen Waschzuber besaßen.
    Leon hielt den Atem an, als er in das fast heiße Wasser glitt – wohl darauf bedacht, seinen noch bandagierten Arm nicht nass werden zu lassen und vorsichtig auf den Rand der Wanne

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