Falaysia Bd 2 - Trachonien
Bist du jetzt böse?“
Sie hob neckisch eine ihrer fein geschwungenen, dunklen Brauen. Er schenkte ihr allerdings nur einen verärgerten Blick.
„Ist doch besser als diese schmuddelige und unschöne Folterei, denkst du nicht auch?“
Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber ihre letzten Worte jagten sofort einen unangenehmen Schauer über seine Wirbelsäule. Drohte sie ihm nun damit?
„Vielleicht hätte auch ein simples Gespräch direkt mit der Königin genügt?“ schlug er freundlich vor. Irgendwie war es überhaupt kein angenehmes Gefühl mehr, nackt vor dieser Frau in der Wanne zu sitzen. Er wollte nur noch raus hier und sich ordentlich anziehen. Dann würde es weitaus weniger schlimm sein, noch weiter gedemütigt zu werden. Das hoffte er zumindest.
Sie legte ein wenig den Kopf schräg. „Meinst du?“
„Ja, meine ich“, gab er mit Nachdruck zurück.
„Du würdest der Königin alles erzählen, was sie wissen will – auch ohne den Einsatz von Drogen und der Androhung von Folter?“
„Ja, würde ich, denn ich denke, dass wir beide dasselbe Problem haben.“
„Marek?“ fragte sie und lächelte nicht mehr nur – sie grinste regelrecht. Das passte so gar nicht in dieses makellose Gesicht.
„Ganz genau“, erwiderte er und stutzte. Moment. Marek war ein Problem für Alentara , das wusste er – aber Girala hatte ganz ähnlich reagiert… Meine Güte, was war wenn…
„Gut – eine Audienz mit der Königin soll es also sein“, unterbrach die schöne Frau seinen erschreckenden Gedankengang. „Du verzeihst doch, wenn ich dich noch einmal für ein paar Minuten verlasse, um mich umzuziehen? Diese Kleider sind für eine Audienz so schrecklich unangemessen…“
Sein entsetztes Gesicht brachte sie erneut zum Lachen, es verstummte jedoch sofort wieder, als auf einmal die Tür zur Waschkammer aufgerissen wurde und ein Soldat hineinstürmte. Er beugte demütig sein Haupt vor der ‚Magd‘.
„Es gibt neue, erschreckende Nachrichten, Eure Hoheit“, stieß er angespannt aus und bestätigte damit Leons grausige Vermutung. „Nachrichten, die dringender Handlung bedürfen.“
‚Girala‘ seufzte tief und schwer. „Nie kommt man hier dazu, das zu tun, was man möchte.“ Sie warf einen bedauernden Blick auf den völlig erstarrten Leon und seufzte. „So wie es aussieht, müssen wir unsere kleine Privataudienz auf unbestimmte Zeit verschieben. Ich hoffe, du kannst damit leben. Bade noch ein wenig – das kann dir nur gut tun.“
Leon konnte dieses Mal noch nicht einmal mehr nicken. Er war sich sicher, dass sein Gesicht inzwischen puterrot angelaufen war. Schlimmer konnte es kaum noch kommen.
‚Girala‘ schritt erhaben auf die Tür zu. „Schickt ihm in ein paar Minuten ein paar richtige Mägde hinein, die sich um ihn kümmern“, hörte er sie noch sagen, als sich die Tür langsam schloss. Dann war er allein. Allein mit sich selbst und der schockierenden Erkenntnis, dass er soeben nackt in einer Wanne vor der Königin des Landes gesessen hatte und ihr nicht nur ohne weiteres sein Wissen, sondern auch seine menschlichsten Reaktionen offenbart hatte. Wunderbar! Was für ein fantastischer Start in die so entscheidenden Verhandlungen mit Alentara. Jenna würde sich gewiss freuen davon zu hören.
≈
Der Anblick des Lagers verschlug Jenna schon von weitem die Sprache. Es war weitaus größer, als sie es sich vorgestellt hatte. In der hereinbrechenden Dämmerung sah es fast so aus wie eine kleine Stadt. Überall zwischen den Zelten leuchteten Feuer, an denen sich die Krieger wärmten, aßen und tranken oder einfach nur in Gespräche vertieft waren. Ab und an durchschnitt ein kehliges Lachen die kalte Abendluft und von irgendwoher war das rhythmische Schlagen von Metall auf Metall zu vernehmen. Entweder war hier ein Schmied an der Arbeit oder aber ein paar der Krieger übten sich noch am späten Abend in der Kampfkunst. Eigentlich war auch beides möglich und so strengte sich Jenna nicht weiter an, die verschiedenen Geräusche zu identifizieren. Sie konzentrierte sich stattdessen darauf, sich einen noch besseren Eindruck über den Aufbau des Lagers zu verschaffen. Allein anhand der vielen Zelte war zu erkennen, dass es sich nicht um einen kleinen Trupp von Kriegern handelte. Es war ein richtiges Heer. Dafür sprachen auch die vielen Pferde in den Gattern am Rande des Lagers.
Jennas Aufregung wuchs mit jedem Meter, den sie näher an das Lager heranrückten, und ihr Puls nahm
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