Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
muss sterben.“
Leon kämpfte gegen die Tränen an, die ihm nun doch in die Augen stiegen. Auch im Todeskampf blieb Cevon, wer er gewesen war, immer besorgt um die anderen, um das große Ganze, das Wohl aller.
„Und … die anderen … die anderen …“ Sein Freund schloss für ein paar Sekunden vor Erschöpfung die Augen, öffnete sie dann aber wieder unter großer Mühe. „Sei vorsichtig … manche Dinge … sind nicht so … wie sie scheinen. Pass auf … auf das Mädchen auf.“
„Das werde ich“, versprach Leon mit brüchiger Stimme, doch zu seiner Überraschung deutete Cevon ein Kopfschütteln an.
„Pass auf … dass sie auf … auf deiner Seite bleibt …“
Leon runzelte die Stirn. Was sollte das denn heißen?
„Sie ist … gefährlich … nicht nur für Nadir …“
Cevon schloss erneut die Augen und dieses Mal öffnete er sie nicht wieder. Sein Brustkorb hob und senkte sich noch einmal, dann regte er sich nicht mehr.
Leon blieb stumm und reglos neben seinem Freund sitzen. Er fühlte sich so leer, so traurig und furchtbar erschöpft. Doch er war auch verwirrt, ließen ihn die letzten Worte seines Freundes einfach nicht los. Warum hatte Cevon seine letzte Kraft, seinen letzten Atem dazu verwendet, ihn vor Jenna zu warnen? Hatte sie dem Mann jemals einen Anlass gegeben, an ihrer Loyalität ihren Freunden gegenüber zu zweifeln? Wahrscheinlich hatte ihm nur die große Macht, die sie mit den Steinen besaß, am Ende Angst gemacht. Das musste sie zwangsläufig, denn die Geschichte Falaysias hatte immer wieder aufgezeigt, dass große Macht die Menschen oft dazu verleitete, diese für sich selbst und gegen andere einzusetzen, sie zu nutzen, um Böses zu tun.
Cevon hatte Jenna jedoch nicht so gut kennengelernt wie Leon, wusste nicht wie gut und idealistisch sie war. Selbst wenn sie sich von Marek für eine Zeit beeinflussen ließ, sie würde irgendwann zurück auf den rechten Weg gelangen, würde gewisse Grenzen nicht überschreiten. Selbstverständlich würde Leon versuchen, sie davon abzuhalten auf diesen Teufel hereinzufallen, doch derzeit war sie zu weit weg und seinem manipulativen Verhalten schutzlos ausgeliefert. Es war durchaus möglich, dass sie sich von ihm zu ein paar Dummheiten verführen ließ – doch sie würde nie zu einer ernsten Gefahr für Leon und die Sache, für die er kämpfte, werden. Nein. Darin irrte sich Cevon. Es war nur schade, dass er seinem Freund die Angst am Ende nicht hatte nehmen können.
Leon holte tief und ein wenig zittrig Atem und hob dann den Blick. Cilai war nicht bei ihm geblieben. Sie stand bei ihrem Vater, der seine schluchzende Frau im Arm hielt, und hatte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter gelegt, während sie leise in sich hinein weinte. Auch Foralts Söhne hatten sich zu ihnen gesellt und allen liefen Tränen die Wangen hinunter, obwohl sie sich so sehr darum bemühten, ihre Trauer zurückzuhalten. Zu ihren Füßen lag eine reglose Gestalt. Der Kampf hatte mehr Opfer gekostet, als Leon zunächst angenommen hatte. Opfer, die der Familie sehr nahe standen.
Er stand etwas ungelenk auf und ging auf sie zu, den Blick beklommen auf den Toten gerichtet. Das hohle Gefühl in ihm breitete sich weiter aus. Es war Tibalt, wie er jetzt erkennen konnte. Der Verlust traf die Familie hart, hatte sie damit nicht nur einen großartigen Kämpfer, sondern auch eine wichtige Stütze des Gasthauses verloren. Sie würden sich bestimmt nicht so schnell wieder davon erholen.
Warum? Warum nur war das alles passiert? Warum war die Situation mit dem Auftauchen von Tibalts Freunden so schnell eskaliert? Das waren die Fragen, mit denen sie sich unbedingt auseinandersetzen mussten … Später, wenn sie den Verlust ein wenig verarbeitet hatten und die Trauer nicht mehr ihren Verstand lähmte. Später …
A m E nde
M arek dabei zuzusehen, wie er sich selbst zugrunde richtete, war etwas, das für Jenna nur schwer zu ertragen war. Andere hätten daran bestimmt ihre helle Freude gehabt, doch ihre seltsame Bindung zu ihm verstärkte ihr ohnehin sehr mitfühlendes Wesen und machte das Weiterreisen zu einer regelrechten Qual. So schmerzte nach einer Weile nicht nur wieder ihr Hinterteil, sondern hatten sich auch ihre Gedärme zu einem einzigen harten Klumpen verkrampft, der sich immer wieder auf qualvolle Weise zusammenzog, sobald Bashin mal eine ruckartigere Bewegung machte und Marek sichtbar zusammenzuckte.
Er hatte ja schon in den letzten Tagen unter den
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