Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
Anstrengungen, die er seinem geschundenen Körper zumutete, gelitten, aber durch den Vorfall vor ungefähr einer Stunde war alles erst so richtig schlimm geworden. Jedes Bemühen von ihrer Seite aus, ihn dazu zu bewegen, eine Pause zu machen und es zuzulassen, dass sie sich seine Wunden ansah und diese ordentlich versorgte, war bisher gescheitert. Marek war verbissen weitergeritten, hatte sie ignoriert und sich erst gar nicht auf ein Gespräch eingelassen. So war Jenna dazu gezwungen, darauf zu warten, dass er irgendwann zusammenbrach. Denn das würde er. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
Sie wollte sich nicht vorstellen, welche Schmerzen er auszustehen hatte. Die Wunde war durch Bashins heftige Bewegungen garantiert an irgendeiner Stelle aufgebrochen und wenn er Blut verlor … Das wollte sie sich gar nicht ausmalen. Aber er war ja selbst daran schuld, konnte sich keine Schwäche eingestehen und hörte nie auf zu kämpfen – selbst wenn es keinen Sinn machte, wenn es gar keinen Grund dafür gab. Hatte er seine eigenen Prinzipien über Bord geworfen? Hatte er nicht selbst einmal vor ihr behauptet, dass es manchmal Situationen gab, in denen es besser war, sich still zu verhalten und abzuwarten?
Nun, für sie war das eine solche Situation. Sie hatte ihm das auch gesagt, schon lange bevor Bashin gescheut hatte. Er hatte ihre Worte jedoch nur mit einem arroganten Lachen abgetan und behauptet, dass ihr das Vermögen fehle, solche Situationen zu erkennen. Arroganter Mistkerl! Eigentlich hatte er es gar nicht verdient, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Warum nur war sie immer so gutmütig? Warum konnte sie nie nachtragend und gemein sein?
Sie seufzte leise, mit dem Wissen, dass er nicht darauf reagieren würde. Ihm fehlte längst die Kraft dafür. Sie war noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch Geräusche um sich herum vernahm, so wie er im Sattel hing. Sie runzelte die Stirn. War er noch bei Bewusstsein? Jenna drückte die Beine an ihr Pferd und schloss zu ihm auf, um ihm ins Gesicht zu sehen. Mareks Augen waren geschlossen. Er atmete schwer und Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Die Zügel seines Pferdes hatte er längst losgelassen. Stattdessen stützte er sich schwer auf den Sattelbaum, hielt sich dort verkrampft fest, um nicht vom Pferd zu kippen.
Der Knoten in Jennas Bauch zog sich fester zusammen. Sie berührte Mareks Arm. „Marek?“
Er reagierte nicht. Ihr Herz schlug schneller. Das war kein gutes Zeichen, das letzte Mal war er wenigstens zusammengefahren. Auch wenn das nicht gut für ihn gewesen war, so hatte er wenigstens noch reagiert. Sie berührte seine Wange und zuckte fast zurück. Seine Haut war nicht etwas heiß, sondern feucht-kalt! Und er atmete viel zu flach und schnell. Sie mussten sofort anhalten, versuchen seinen Kreislauf wieder zu stabilisieren! Jenna sah sich hektisch um. Überall waren nur Bäume und Büsche und steile Hänge. Nein, dort drüben hinter einem größeren, mit Moos bewachsenen Felsen, war eine ebenere Stelle mit weniger Büschen, die auch genügend Platz für die Pferde bot und dennoch nicht sofort vom Weg aus zu entdecken war.
Vorsichtig griff Jenna nach den Zügeln Bashins, um das immer noch etwas unruhige Tier nicht zu erschrecken. Es schien seine Gelassenheit mit der Schwäche seines Herrn völlig verloren zu haben, spielte nervös mit den Ohren und atmete laut durch geblähte Nüstern, um jedwede Gefahr möglichst sofort zu wittern.
„Shusha Bashin“, sagte sie in demselben sanften Tonfall, den Marek immer benutzte, um den Hengst zu beruhigen, und der Stein an ihrem Gürtel begann sich zu erwärmen, unterstützte sie sofort. Bashin stieß noch ein letztes Schnauben aus, dann begann er sich zu entspannen, ließ sich ohne weitere Probleme von ihr mitführen.
Jenna behielt Marek im Auge während die Pferde sich durch das Gestrüpp kämpften, achtete darauf, dass keiner der Zweige und Äste ihn aus dem Gleichgewicht brachte, hielt sie fest oder schob sie beiseite und steckte dabei selbst einige böse Kratzer ein. Doch schließlich hatten sie den kleinen freien Platz erreicht und Jenna sprang rasch vom Pferd. Sie band ihr eigenes Reittier behelfsmäßig an einem starken Ast fest, um dann sofort wieder zu Marek zu eilen, der sich immer noch nicht regte. Er nutzte all seine übrig gebliebene Kraft dazu, weiter im Sattel zu bleiben und nahm dabei gar nicht wahr, dass dies gar nicht mehr nötig war. Bei Sinnen war er schon lange nicht mehr,
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