Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
vielen, vielen Jahren und sie selbst hatte auch keine Geschwister. Es hat sich nie jemand um diese Familie gekümmert – außer diesem Krieger, der alle paar Monate mal kam, um Gold und Nahrungsmittel zu bringen.“
„Der, den alle für ihren Vater hielten?“
„Ja, aber … wir denken jetzt anders darüber.“ Die Wirtin warf einen flüchtigen Blick auf das Kind und trotz ihrer Angst war es ihr nicht möglich, die Verachtung, die sie für das Mädchen empfand, aus ihren Augen zu verbannen.
„Weil ihr Marek wiedergesehen habt“, schloss Jenna aus ihren Worten. Die Dorfbewohner hatten bemerkt, dass Rian ihm sehr ähnlich sah. Alles in allem hatte sein Auftauchen und das Aufsehen, das die alte Radiana erregt hatte, verheerende Folgen für das Kind gehabt. Folgen, die nun ein Ende hatten … haben mussten . Was Jenna jetzt dringend brauchte, waren liebevolle Ersatzeltern; Menschen, die Marek nicht so gut kannten oder zumindest ihren Hass für den Mann nicht auf ein unschuldiges Kind projizierten. Hier im Dorf würde sie diese jedoch garantiert nicht finden. Augenblicklich gab es zu ihrem Problem nur eine Lösung. Sie holte tief Luft.
„Fragt Rian bitte, ob sie mich begleiten möchte. Sagt ihr, dass wir eine lange Reise machen werden, ich aber gut für sie sorgen werde. Und sagt ihr, dass ich sie nicht zwingen werde, mit mir zu kommen. Wenn sie nicht will, muss sie das nicht tun.“
Die Wirtin übersetzte und Jenna lächelte dabei das Kind so freundlich wie möglich an. Sie rechnete mit Widerstand, doch das Mädchen überraschte sie. Ihr Gesicht erhellte sich und sie strahlte Jenna an, als hätte sie ihr das schönste Geschenk auf Erden gemacht. Sie nickte nicht nur einmal, sondern gleich mindestens zehnmal. Jenna war völlig perplex. Sie war doch eine Fremde für das Mädchen! Wie konnte sie ihr derart vertrauen? Immerhin war das hier ihre Heimat, das Dorf, in dem sie geboren und bisher aufgewachsen war.
Rian sagte nun etwas, doch Jenna verstand kein Wort.
„Sie fragt, ob Ihr sie zu ihrem Vater bringt“, half die Wirtin ihr.
„Oh …“ Jenna schluckte schwer. Mit so einer Frage hatte sie nun gar nicht gerechnet. Wie kam das Kind darauf? „Ich …“, begann sie, doch Rian plapperte schon wieder los.
Die Wirtin runzelte die Stirn. Auch sie schien nicht so richtig schlau aus dem zu werden, was das Mädchen da erzählte.
„Sie meint, dass er Euch hergeschickt habe, um sie zu holen und zu ihm zu bringen.“
„Wie kommt sie darauf?“
„Sie meint, er hätte euch das Zeichen gegeben.“
„Das Zeichen?“
Rian schien Jennas Verwirrung zu spüren, denn sie stand auf, kam zu ihr hinüber und legte ihre Hand auf das Amulett, dass Jenna wieder unter ihrem Hemd verborgen hatte. Für einen langen Moment war Jenna nicht dazu in der Lage, etwas zu sagen oder sich in irgendeiner anderen Weise zu regen. Es war nicht nur so, dass das Wissen des Mädchens um die magischen Steine sie schockierte, sondern ihr Amulett reagierte auch noch auf das Kind. Es wurde deutlich wärmer und da war dieses angenehme Kribbeln, das sie das letzte Mal gefühlt hatte, als Marek und sie den magischen Stein getestet hatten. Das Mädchen musste es auch spüren, doch es schien ihr keine Angst zu machen, ließ sie nur noch mehr strahlen, so als wäre es nicht das erste Mal, dass sie es fühlte.
Wie gern hätte sie das Kind jetzt gefragt, woher sie die Steine kannte, doch sie konnte es nicht, da sie auf die Übersetzung der Wirtin angewiesen war und die sollte auf keinen Fall auch nur irgendetwas über die Macht der Steine erfahren. Leider sprach Rian jetzt weiter und Jenna betete innerlich, dass sie nichts Wichtiges ausplauderte.
„Sie sagt, ihr Vater wäre ein paar Mal bei ihr gewesen“, übersetzte die Wirtin stirnrunzelnd weiter. „… zu ihrer Geburt … an ihrem zweiten Geburtstag … und vor einem Jahr. Ihre Oma habe ihr davon erzählt und an seinen letzten Besuch könne sie sich sogar selbst erinnern. Sie meint bestimmt diesen großen blonden Kerl, der immer die Sachen gebracht hat, denn Marek war nie hier.“
Rian nickte nachdrücklich, obwohl sie wahrscheinlich nicht verstanden hatte, was die Wirtin übersetzt hatte, und setzte dann noch ein paar Worte hinzu.
„Er soll versprochen haben, sie bald zu sich zu holen“, erklärte die Wirtin. „Sie denkt, dass Ihr ihre Eskorte zu ihm seid.“
„Dann bin ich das wohl“, sagte Jenna mit fester Stimme. „Sagt ihr, ich werde sie zunächst zu einem Freund bringen, der
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