Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
sich sorgsam um sie kümmern wird, und dann werde ich ihren Vater holen.“
Großer Gott! Was erzählte sie denn da? Aber das Mädchen sah sie so zuversichtlich an, schien so glücklich zu sein, endlich von hier wegzukommen – konnte sie sie da mit der grausamen Wahrheit konfrontieren, dass ihr Vater wahrscheinlich nie auftauchen würde? Sie war gezwungen ein bisschen zu flunkern. Und wenn Jenna erst einmal ein paar nette Ersatzeltern gefunden hatte, war es wahrscheinlich auch gar nicht mehr so schmerzhaft für das Mädchen, die bittere Wahrheit zu erfahren.
Jenna schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Ganz bestimmt würde es das sein, doch sie hatte momentan keine andere Wahl. Es würde schon schwierig genug werden, das Mädchen mit sich herumzuschleppen und zusätzlich zu versorgen, geschweige denn nach Leuten zu suchen, die sie aufnahmen. Da konnte sie sich nicht auch noch Gedanken über die psychischen Schäden machen, die durch solche Lügen entstehen konnten.
Rian warf sich mit einem glücklichen Lachen an Jennas Brust, als die Wirtin fertig übersetzt hatte, und drückte sie, sodass Jenna sich gezwungen fühlte, das Kind ebenfalls in die Arme zu schließen. Sie sah dabei jedoch nicht auf Rian hinab, sondern die Wirtin an.
„Ich brauche ein Karren und ein Pferd“, verlangte sie. „Sowie Decken und ausreichend Wasser und Nahrung für eine mehrtägige Reise. Und dann brauche ich noch eine Karte von der näheren Umgebung hier – eine, wo Ritvak noch mit drauf ist.“
Die Wirtin nickte übereifrig, sprang auf und eilte ihrem Mann entgegen, der gerade, mit einem Stapel weiterer Kleider bepackt, die Wirtsstube betrat und sich überhaupt nicht darüber zu freuen schien, dass es schon wieder einen neuen Auftrag gab. Doch er fügte sich rasch seinem Schicksal.
Rian löste sich aus der Umarmung und kehrte glücklich zurück zu ihrem Essen und ganz langsam begann sich auch Jenna wieder zu entspannen. Das Kind mit nach Ritvak zu nehmen, war eine gute Idee. Leon hatte gesagt, dass sein Freund Foralt ein herzlicher Mensch war, der eine große Familie besaß. Vielleicht würden ja sogar er und seine Frau die kleine Rian wenigstens für eine Weile aufnehmen. Und wenn sie das Kind nicht adoptieren wollten, so bestand doch zumindest die Hoffnung, dass sie andere Leute kannten, die das tun würden. Ja, Rian war in Ritvak mit Sicherheit besser aufgehoben. Sie mussten nur erst einmal dorthin kommen.
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Leon fühlte sich wie gerädert, als er am späten Nachmittag, nach schier endlosen Gesprächen, sein Zimmer im Gasthaus beziehen durfte. Er ließ sich erschöpft auf das Bett fallen und blieb dort erst einmal für einige Minuten reglos liegen. Ganz langsam entspannten sich seine überstrapazierten Muskeln und Nerven und er schloss matt die Augen. Es war zwar noch zu früh, um unter die Bettdecke zu schlüpfen und sich in das wundervolle Reich der Träume zu begeben, doch je länger Leon lag, desto verlockender wurde Hiljas Vorschlag, schon vor der Zeit ein kleines Nickerchen zu machen.
Er hatte sich gerade dazu entschieden, sich auszuziehen, als ein zaghaftes Klopfen an der Tür ertönte. Leon runzelte missgestimmt die Stirn. Er hatte doch deutlich verlauten lassen, dass er seine Ruhe brauchte und für eine Weile allein sein wollte. Warum musste man ihn denn jetzt schon wieder belästigen? So gern er auch Foralts Familie hatte, dass sie große Probleme damit hatten, Grenzen einzuhalten, hatte ihn schon immer genervt. Also antwortete er erst einmal nicht. Möglichweise verzog sich der Störenfried ja wieder, wenn er das Gefühl hatte, dass Leon bereits eingeschlafen war.
Für ein paar Sekunden blieb es still, dann ertönte erneut das vorsichtige Klopfen, gefolgt von einem leisen „Leon?“.
Leon richtete sich so abrupt auf, dass ihm der Kopf zu schwirren begann und nur wenig später stechende Schmerzen in seinen Schläfen pochten. Er biss die Zähne zusammen und stieß ein angespanntes „Komm rein!“ aus. Jeden anderen hätte er draußen vor der Tür verhungern lassen, aber Cilai lag ihm mehr am Herzen als die übrigen Familienmitglieder. So war das schon immer gewesen.
Die Tür öffnete sich und die junge Frau steckte scheu den Kopf ins Zimmer. „Ich will dich wirklich nicht nerven“, sagte sie rasch. „Ich weiß, dass du dich dringend ausruhen musst, aber … es hat sich noch niemand um deine Kopfverletzung gekümmert und ich mache mir Sorgen, dass diese dir morgen
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