Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
Probleme machen wird.“
Leon rang sich zu einem Lächeln durch und gab Cilai einen einladenden Wink. Sie strahlte und war mit nur wenigen Schritten bei ihm, setzte sich neben ihm aufs Bett. Sie hatte einen großen Beutel mitgebracht, aus dem sie nun allerlei Fläschchen und kleinere Beutel herausholte.
Cilais Großmutter war eine Heilerin gewesen und hatte ihrer Enkelin alles Notwendige beigebracht, um dieses Erbe bei ihrem Tod an sie weiterzugeben. Die junge Frau hatte schon damals, als Sara noch gelebt hatte, diese Arbeit mit Freude ausgeübt. Sie war zwar nie mit in eine Schlacht gezogen, um die Verwundeten zu versorgen, so wie ihre Großmutter das immer getan hatte, aber sie hatte oft den Stadtbewohnern und den jungen Kriegern, die sich bei ihren Übungskämpfen verletzt hatten, geholfen. Somit war Cilai zu einem ziemlich beliebten Menschen in der Stadt geworden – ganz davon abgesehen, dass sie durch ihr meist sanftes, fürsorgliches Wesen die Herzen der Menschen ohnehin sehr schnell für sich gewann.
Sie rührte nun ein Pulver mit einer Flüssigkeit aus einem der Fläschchen zusammen und stellte damit eine klebrige Paste her, die sie dann vorsichtig auf die Wunde schmierte, die Uryos grober Umgang mit ihm auf Leons Stirn hinterlassen hatte.
„Alle löchern sie dich nur, anstatt sich ordentlich um dich zu kümmern“, murmelte Cilai und schüttelte den Kopf.
„Sie waren halt sehr aufgeregt, weil ich nach so langer Zeit so plötzlich aufgetaucht bin“, entschuldigte Leon das Verhalten der anderen Familienmitglieder. „Und dann hab ich auch noch so aufregende Neuigkeiten mitgebracht.“
„Oh ja, das hast du“, seufzte Cilai, lachte dann aber. „Sie sind ganz aus dem Häuschen.“
„Du nicht?“
Sie wich seinem fragenden Blick aus, nahm stattdessen ein anderes Fläschchen zur Hand und goss etwas Flüssigkeit in einen Becher. Es folgten ein paar wundervoll riechende Kräuter, die sie dann mit der Flüssigkeit vermischte.
„Trink das“, wies sie ihn an. „Das ist gegen die Kopfschmerzen.“
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet“, erinnerte er sie mit einem kleinen Lächeln.
„Erst trinken – dann reden“, sagte sie mit milder Strenge und Leon fügte sich schmunzelnd ihrer Anweisung.
„Und?“ fragte er, als er den Becher geleert und an sie zurückgegeben hatte.
Cilais Gesichtsausdruck wurde ganz ernst, beinahe traurig. „Ich mache mir große Sorgen“, gab sie schließlich zu. „Und zwar nicht erst seit du hier bist. Ich … ich glaube, dass viel Leid und Elend auf die Menschen in Falaysia zukommen wird, wenn hier ein großer Krieg ausbricht. Vater hat Recht, wenn er sagt, dass die Bevölkerung zwiegespalten ist. Es gibt viele, die Nadir bereits als Herrscher akzeptiert haben und sich wohl damit fühlen. Er tut für die Länder, die sich ihm unterworfen haben, viel Gutes.“
„Ist das so?“ Leon sah sie zweifelnd an. Auch er war in diesen Ländern umhergezogen, hatte blühende Städte besucht, doch hatte er immer das Gefühl gehabt, dass die Länder und Städte selbst für ihren Wohlstand verantwortlich waren. Nadir ließ ihnen viel Freiraum, das war wahr. Sie durften eigene Regierungen bilden, wenn diese Nadirs Wünschen entsprachen, und waren dadurch relativ selbstbestimmt, doch hatte er somit auch nur wenig mit deren Fortschritt und Wohlstand zu tun, war nur deren Schmarotzer. Und wehe, jemand lehnte sich gegen ihn auf, nahm seine Ideen und Wünsche nicht an – dann ging es ganz schnell mit ihm bergab – wie man am Beispiel Xadreds und den Landstrichen um die Stadt herum erkennen konnte.
„Ja“, beantwortete Cilai ihm nun seine Frage. „Er versorgt zumindest auch die, die das Schicksal hart getroffen hat, die arm und schwach sind.“
Leon stieß ein verärgertes Lachen aus und rückte ein wenig von Cilai ab. „Ist er also ein guter Samariter, ja?“
„Verspotte mich nicht“, bat Cilai ihn sanft. „Denk lieber einmal an die Getreidesilos und die Kriegertruppen, die in den harten Wintermonaten ausgesandt werden, um denen Feuerholz zu bringen, die es nicht allein heranschaffen können. Und wer Arbeit braucht, ist in den Lagern der Krieger und in seiner Burg gern gesehen.“
„Das sind doch alles nur Methoden, um die Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen!“ entfuhr es Leon aufgebracht. „Er besticht sie, damit Renon es schwer hat, noch mehr Unterstützer für seine Bewegung zu finden!“
„So sieht es auf jeden Fall die Führungsspitze von Renons Heer“,
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