Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
die nach der Rebellion und dem Sturz des trachischen Königs, durch den Wiederaufbau des Zirkels große Macht gewonnen hatte, hatte dann dafür gesorgt, dass statt des eigentlichen, verzogenen Thronerbens eines dieser ungewollten Kinder den Thron bestieg, und damit endlich einen fähigen und gerechten Herrscher in eine Machtposition gesetzt. Unter Renons Vater Ralik war das Land Piladoma aufgeblüht. Wohlstand und Glück hatten sich eingestellt und es hatte kaum einen beliebteren König in ganz Falaysia gegeben. Die Bevölkerung hatte den Mann immer als jemanden aus ihrer Mitte wahrgenommen und ihn nahezu vergöttert. So hatte es sich dann später auch mit Renon selbst verhalten. Die meisten fühlten sich ihm bis heute zur Treue verpflichtet, war doch auch er immer ein guter Herrscher gewesen, der sich um die Probleme der ihm anvertrauten Menschen gewissenhaft gekümmert hatte und immer um das Wohl des ganzen Landes besorgt gewesen war.
Anders als in vielen anderen Ländern Falaysias war es Nadir äußerst schwergefallen, die Bevölkerung Piladomas auf seine Seite zu ziehen und gegen Renon zu kämpfen. Hier hatte er die schlimmsten Rückschläge erlitten, da die Menschen die ‚Rebellen‘ meist voll unterstützten. Piladoma war zwar inzwischen ebenfalls eines der von Königen ‚befreiten‘ Länder, die offiziell zu Nadirs Machtgebiet gehörten, doch in ihren Herzen waren die Menschen immer noch ihrem König treu ergeben geblieben.
Allerdings änderte sich langsam etwas an dieser einst so unerschütterlichen Grundhaltung. Die Menschen hatten die Erfahrung gemacht, dass auch Nadir kein Despot, sondern redlich darum bemüht war, ihnen alle Freiheiten zu lassen, die sie meinten zu brauchen, wenn sie mit ihm und seinen Bakitarern kooperierten. Der Zauberer war schlau und versuchte die Bevölkerung zusätzlich mit modernen Neuerungen auf seine Seite zu bringen, die für mehr Wohlstand und Sicherheit sorgten. Es wurden vermehrt Getreidesilos errichtet, eine Art Kanalisation in größeren Städten gebaut, die die Straßen sauber hielt und für mehr Hygiene sorgte, und durch die gesteigerte Ausbildung von Lehrern und Ärzten für mehr Bildung und bessere medizinische Versorgung gesorgt.
Ja, die Menschen begannen sich trotz ihrer Abneigung für die Bakitarer mit dem Zustand der Okkupation durch Nadir anzufreunden. Sie waren des Krieges und der Unruhen müde, wollten nicht mehr kämpfen und leiden. Nur die gelegentlichen Überfälle und andere brutale Ausrutscher der Bakitarer gegenüber der Bevölkerung sorgten dafür, dass es immer noch genug Menschen gab, die Renon und seine Pläne, Nadir zu vernichten, unterstützten. Durch die Zusammenarbeit mit Alentara und ein paar anderen Nachkömmlingen ehemaliger Könige hatte Renon nun endlich wieder die Chance, seinen Plan in die Tat umzusetzen – auch das wurde Jenna durch die intensiven Gespräche mit Cilai langsam klar.
Und dann gab es da noch etwas anderes, was Jenna an dem Mädchen ausgesprochen gut gefiel: Sie besaß keine Hemmungen, ihr von der Zeit zu erzählen, in der sie Leon und auch Sara kennengelernt hatte. Jenna bekam endlich die Chance, noch mehr über Leons Vergangenheit und die Frau, die er so sehr geliebt hatte, herauszufinden und sie nutzte diese, so gut sie konnte.
Jenna erfuhr, dass Cilai den beiden vor achtzehn Jahren in einem Ausbildungslager der Armee König Renons zum ersten Mal begegnet war. Sie war damals mit ihrer Großmutter in das Lager gekommen, die in Renons Truppen schon immer als Heilerin gedient hatte. Cilai war erst zwölf Jahre alt und damit noch ein Kind gewesen, hatte aber schon ihre Ausbildung als Heilerin begonnen. Irgendwann hatte sich Sara bei ihrem Training verletzt und war in das Zelt der Heiler gekommen. Die Mädchen hatten sich trotz des Altersunterschieds, Sara war damals so wie Leon sechzehn Jahre alt gewesen, auf Anhieb gut verstanden.
„Sie sagte, ich würde ihrer Schwester unglaublich ähneln“, erklärte Cilai mit einem warmen Lächeln. „Und dass sie diese so sehr vermissen würde.“
„Hat sie dir erzählt, dass sie aus einer anderen Welt kommt?“ fragte Jenna gerade heraus.
„Nicht gleich, erst sehr viel später“, gab Cilai zu. „Sie wusste, dass es gefährlich ist, dieses Geheimnis mit anderen zu teilen.“
„Wo war sie zuvor untergekommen?“
„Bei einem Lord und seiner Frau, die glücklicherweise über viele Dinge hier in Falaysia genau Bescheid wussten. Lord Hinras diente schon damals König Renon
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