Falken: Roman (German Edition)
es hinterher mit Ihren neuen Freunden gehen? Wenn die Boleyns fallen, und es scheint, als müssten sie das, und wenn sich das die Freunde von Prinzessin Mary gutschreiben, ohne Ihnen für die Rolle zu danken, die Sie dabei gespielt haben? Im Augenblick mögen sie nett über Sie reden, aber Fisher und More werden sie Ihnen nie vergeben. Sie werden Sie aus Ihren Ämtern vertreiben und vielleicht ganz vernichten. Carew, die Courtenays, diese Leute werden das Sagen haben.«
»Nein. Der König wird das Sagen haben.«
»Aber sie werden ihn überreden und verlocken. Ich meine Margaret Poles Kinder, die alten Adelshäuser: Sie halten ihren Einfluss für natürlich und beanspruchen ihn. Sie werden alles Gute rückgängig machen, das Sie in den letzten fünf Jahren geschaffen haben. Und es heißt auch, Edward Seymours Schwester wird ihn zurück nach Rom führen, wenn er sie heiratet.«
Er grinst. »Nun, Nennt-Mich, wer wird dir in einem Kampf zur Seite stehen, Thomas Cromwell oder Mistress Seymour?«
Aber natürlich hat Nennt-Mich recht. Seine neuen Verbündeten halten nicht viel von ihm. Sie sehen ihren Triumph als natürlich an, und für das bloße Versprechen, dass ihm vergeben werden wird, soll er sich auf ihre Seite schlagen, für sie arbeiten und alles bereuen, was er getan hat. Er sagt: »Ich behaupte nicht, dass ich die Zukunft voraussagen kann, doch ich weiß ein, zwei Dinge, von denen diese Leute nichts wissen.«
Man kann nicht sicher sein, ob Wriothesley nicht Gardiner Bericht erstattet. Hoffentlich sagt er ihm Dinge, die Gardiner dazu bringen, sich verwirrt den Kopf zu kratzen und erschreckt zu erschaudern. Er sagt: »Was hören Sie aus Frankreich? Da wird ja offenbar viel über Winchesters Buch geredet, in dem er die Oberherrschaft des Königs rechtfertigt. Die Franzosen glauben, er hat es unter Zwang geschrieben. Erlaubt er den Leuten, das zu glauben?«
»Ich bin sicher …«, fängt Wriothesley an.
Er schneidet ihm das Wort ab. »Egal. Ich stelle fest, dass ich das Bild mag, das da in meinem Kopf entsteht: Gardiner, der darüber jammert, dass er zum Schreiben gezwungen wird.«
Er denkt: Sehen wir mal, ob er das weitergibt. Er geht davon aus, dass Nennt-Mich über Wochen vergisst, dass er der Diener des Bischofs ist. Er ist ein nervöser junger Mann, und Gardiners Gekeife macht ihn krank. Cromwell ist ein angenehmer Master, mit dem gut umzugehen ist. Zu Rafe hat er gesagt: Ich mag Nennt-Mich, weißt du. Ich bin an seinem Fortkommen interessiert. Ich sehe ihm gern zu. Wenn ich je mit ihm bräche, würde Gardiner einen anderen Spion schicken, der womöglich schlimmer wäre.
»Und jetzt«, sagt er und wendet sich wieder den anderen zu, »sollten wir den armen Mark in den Tower bringen.« Der Junge ist auf die Knie gesunken und fleht darum, nicht zurück zum Weihnachtsgeist gesperrt zu werden. »Lass ihn etwas ausruhen«, sagt er zu Richard, »in einem Raum ohne Geister. Gib ihm zu essen, und wenn er wieder klar ist, nimm seine Aussage auf und lasse sie gut beglaubigen, bevor er das Haus verlässt. Wenn er Schwierigkeiten macht, überlasse ihn Christophe und Master Wriothesley. Das ist eher etwas für die beiden als für dich.« Die Cromwells erschöpfen sich nicht mit niederen Tätigkeiten. Falls das früher einmal anders war, ist diese Zeit vorbei. Er sagt: »Wenn Mark zu widerrufen versucht, sobald er hier heraus ist, wissen sie im Tower, was sie zu tun haben. Sobald du sein Geständnis sicher hast und alle Namen, die du brauchst, reite zum König nach Greenwich. Er wird dich erwarten. Vertraue die Nachricht niemandem an. Sage sie ihm selbst ins Ohr.«
Richard zieht Mark Smeaton auf die Beine; er geht mit ihm um, als wäre er eine Puppe und mit nicht mehr Groll, als man für eine Marionette übrig hätte. Durch seinen Kopf schießt unaufgefordert das Bild des alten Bischof Fisher, wie er zum Schafott wankt, abgemagert und starrsinnig.
Es ist bereits neun Uhr morgens. Der Tau des Maifeiertags ist vom Gras gebrannt. Überall in England wird grünes Geäst aus dem Wald geholt. Er ist hungrig. Er könnte ein Stück Hammel vertragen, mit Queller, wenn welcher aus Kent geschickt worden ist. Er muss sich für den Barbier hinsetzen. Die Kunst, Briefe zu diktieren, während er rasiert wird, hat er noch nicht perfektioniert. Vielleicht lasse ich meinen Bart wachsen, denkt er. Das würde Zeit sparen. Nur würde Hans dann darauf bestehen, ein weiteres Porträt von mir zu malen.
In Greenwich werden sie gerade die
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