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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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aufs Land versetzt.«
    Gardiner leckt sich die Lippen. »Sie werden sehen, wie ich meine Zeit auf dem Land verbracht habe.«
    Als Gardiner seinen Posten als Sekretär verlor, und zwar an ihn, Cromwell, wurde dem Bischof nahegelegt, ein Aufenthalt in seiner Diözese in Winchester könne ratsam sein, war er dem König und seiner zweiten Frau doch zu oft in die Quere gekommen. Wie er es ausgedrückt hatte: »Mylord von Winchester, eine überlegte Aussage zum Supremat des Königs könnte willkommen sein, nur damit es zu keinem Fehlschluss in Bezug auf Ihre Treue kommt. Eine verbindliche Erklärung, dass er das Oberhaupt der englischen Kirche ist und es, richtig betrachtet, immer war. Die Versicherung, dass der Papst ein ausländischer Fürst ist, dessen Wort hier keine Gesetzeskraft hat – als niedergeschriebene Predigt vielleicht, oder als offener Brief. Um alle Zweifel an Ihrer Meinung auszuräumen, anderen Kirchenmännern eine Richtung vorzugeben und Botschafter Chapuys von dem Irrtum zu befreien, Sie seien vom Kaiser gekauft worden. Sie sollten eine Erklärung für das gesamte Christentum abgeben. Ehrlich gesagt, warum gehen Sie nicht zurück in Ihre Diözese und schreiben ein Buch?«
    Jetzt steht er hier, Gardiner, und tätschelt ein Manuskript, als wäre es die Wange eines drallen Babys: »Es wird dem König gefallen, diese Ausführungen zu lesen. Ich habe sie Vom wahren Gehorsam genannt.«
    »Sie zeigen sie mir besser, bevor Sie sie zum Drucker geben.«
    »Der König selbst wird sie Ihnen erläutern. Sie zeigen, warum Eide dem Papsttum gegenüber ohne Wirkung sind, unser Eid auf den König als Oberhaupt der Kirche aber gut ist. Sie betonen äußerst eindringlich, dass die Autorität des Königs göttlich ist und ihm direkt von Gott übertragen wird.«
    »Und nicht vom Papst.«
    »Keineswegs vom Papst, sondern ohne Mittler von Gott, und sie fließt auch nicht von seinen Untertanen nach oben, wie Sie es ihm gegenüber einmal festgestellt haben.«
    »Habe ich das? Als aufwärts fließend? Das scheint schwierig zu sein.«
    »Sie haben dem König ein Buch dieser Aussage gebracht, das Buch von Marsiglio von Padua, seine zweiundvierzig Artikel. Der König sagt, Sie hätten ihn so damit traktiert, dass sein Kopf heute noch schmerzt.«
    »Ich hätte die Sache abkürzen sollen«, sagt er mit einem Lächeln. »Praktisch, Stephen, macht es kaum einen Unterschied, ob nun von unten oder von oben: ›Denn das Wort des Königs ist mächtig, und wer darf zu ihm sagen: Was tust du?‹«
    »Henry ist kein Tyrann«, sagt Gardiner steif. »Ich weise jeden Verdacht zurück, seine Herrschaft könnte nicht rechtmäßig begründet sein. Wenn ich König wäre, würde ich wollen, dass meine Autorität rechtmäßig und allgemein anerkannt ist und, wo man sie infrage stellt, entschieden verteidigt wird. Sie nicht?«
    »Wenn ich König wäre …«
    Er wollte sagen, dass er ihn dann aus dem Fenster werfen würde. Gardiner sagt: »Warum sehen Sie aus dem Fenster?«
    Er lächelt gedankenverloren. »Ich frage mich, was Thomas More zu Ihrem Buch sagen würde.«
    »Oh, dem würde es sehr missfallen, aber seine Meinung schert mich nicht«, sagt der Bischof mit Inbrunst, »da sein Gehirn von Vögeln gefressen und sein Schädel von seiner Tochter zu einer Reliquie gemacht wurde, der sie auf Knien huldigt. Warum haben Sie zugelassen, dass sie seinen Kopf von der London Bridge geholt hat?«
    »Sie kennen mich, Stephen. Güte fließt durch meine Adern, und manchmal läuft sie über. Aber hören Sie, wenn Sie so stolz auf Ihr Buch sind, vielleicht sollten Sie dann mehr Zeit auf dem Land verbringen und schreiben?«
    Gardiner macht ein finsteres Gesicht. »Sie sollten selbst ein Buch schreiben. Das wäre etwas. Sie mit Ihrem Küchenlatein und Ihren wenigen Brocken Griechisch.«
    »Ich würde es auf Englisch schreiben«, sagt er. »Das Englische ist eine gute Sprache für alle möglichen Themen. Gehen Sie hinein, Stephen, lassen Sie den König nicht warten. Sie finden ihn gut aufgelegt. Harry Norris ist heute bei ihm. Und Francis Weston.«
    »Oh, dieser schwatzende Laffe«, sagt Stephen. Er macht eine ohrfeigende Bewegung. »Danke für Ihre Aufklärung.«
    Spürt Westons Geist den Schlag? Eine Bö Lachen weht aus Henrys Räumen.
    Das schöne Wetter überdauerte ihren Aufenthalt in Wolf Hall nicht lange. Sie hatten kaum den Wald von Savernake hinter sich gelassen, als sie in nassen Nebel gehüllt wurden. In England regnet es mehr oder weniger seit zehn

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