Falken: Roman (German Edition)
gewonnen.«
George Boleyn: die rechte Vorderpfote.
Als er zu Francis Weston kommt (die rechte Hinterpfote), ist die Familie des jungen Mannes bereits bei ihm gewesen und hat ihm eine ziemliche Summe angeboten. Er hat sie höflich zurückgewiesen. In ihrer Situation hätte er dasselbe getan, allerdings kann er sich kaum vorstellen, dass Gregory oder ein anderes Mitglied seines Haushalts so dumm sein könnte wie dieser junge Mann.
Die Westons gehen weiter: Sie wenden sich an den König selbst. Sie werden eine Spende machen, eine Gabe, eine große und bedingungslose Zuwendung ans königliche Säckel. Er spricht mit Fitzwilliam darüber: »Ich kann Seiner Majestät nichts raten. Es ist möglich, die Anklage abzuschwächen. Das hängt davon ab, für wie sehr Seine Majestät seine Ehre berührt hält.«
Aber dem König ist nicht nach Milde. Fitzwilliam sagt grimmig: »Ich anstelle der Westons würde auf jeden Fall zahlen. Um mich der Gunst zu versichern. Danach.«
Das ist genau der Ansatz, den er auch sieht, wenn er an die Boleyns (die, die überleben werden) und die Howards denkt. Er wird Familieneichen schütteln, und jede neue Saison werden Goldmünzen daraus herunterregnen.
Noch bevor er in den Raum kommt, in dem Weston eingeschlossen ist, weiß der junge Mann, was er zu erwarten hat. Er weiß, wer mit ihm eingesperrt ist. Er kennt die Anklage oder hat doch eine ziemlich genaue Vorstellung davon. Seine Wärter müssen geredet haben, denn er, Cromwell, hat jeden Austausch unter den vier Männern unterbunden. Ein redseliger Wärter kann nützlich sein, sein Anstoß kann den Gefangenen zur Kooperation bewegen, zur Hinnahme, zur Verzweiflung. Weston muss annehmen, die Bemühungen seiner Familie sind erfolglos geblieben. Du siehst Cromwell an, und du denkst, wenn Bestechung nichts bewirkt, bewirkt nichts etwas. Es ist nutzlos zu protestieren, zu leugnen oder zu widersprechen. Erniedrigung könnte funktionieren, einen Versuch ist es wert. »Ich habe Sie verspottet«, sagt Francis, »Sie herabgemindert. Es tut mir leid, dass ich mich so verhalten habe. Sie arbeiten für den König, und das hätte ich respektieren müssen.«
»Nun, das ist eine hübsche Entschuldigung«, sagt er. »Obwohl Sie den König und Jesus Christus um Vergebung bitten sollten.«
Francis sagt: »Sie wissen, ich bin noch nicht lange verheiratet.«
»Und Sie haben Ihre Frau zu Hause auf dem Land gelassen. Aus naheliegenden Gründen.«
»Darf ich ihr schreiben? Ich habe einen Sohn. Er ist noch kein Jahr alt.« Schweigen. »Ich möchte, dass nach meinem Tod für meine Seele gebetet wird.«
Er hätte gedacht, Gott könnte seine Entscheidungen allein fällen, doch Weston scheint zu glauben, der Schöpfer könne gedrängt, beredet und vielleicht ein wenig bestochen werden. Als folgte er Cromwells Gedanken, sagt Weston: »Ich bin verschuldet, Master Sekretär. In Höhe von tausend Pfund. Das tut mir heute leid.«
»Niemand erwartet von einem galanten jungen Gentleman wie Ihnen, sparsam zu sein.« Sein Ton ist freundlich, und Weston hebt den Blick. »Natürlich ist das mehr, als sie halbwegs zahlen können, und selbst angesichts des Vermögens, das sie erben werden, wenn Ihr Vater stirbt, ist es eine schwere Last. Ihre Extravaganz lässt die Leute überlegen, was für Erwartungen hat der junge Weston?«
Einen Moment lang sieht der junge Mann ihn mit einem dummen, aufsässigen Ausdruck an, als begriffe er nicht, warum das nun gegen ihn ins Feld geführt wird: Was haben seine Schulden mit alledem zu tun? Er begreift nicht, wohin das führen soll. Doch dann tut er es. Er, Cromwell, streckt die Hand aus, um ihn festzuhalten, noch bevor Weston schockiert nach vorn fällt. »Die Geschworenen werden die Verbindung gleich sehen. Wir wissen, dass die Königin Ihnen Geld gegeben hat. Wie konnten Sie so leben, wie Sie es getan haben? Es ist leicht zu begreifen. Tausend Pfund sind nichts für Sie, wenn Sie darauf hoffen, sie zu heiraten, sobald der Tod des Königs bewerkstelligt ist.«
Als er sicher ist, dass Weston wieder aufrecht sitzen kann, öffnet er die Faust und lockert den Griff. Mechanisch hebt der Junge die Hand und streicht sich die Kleider glatt, die kleine Falte in seinem Hemdkragen.
»Um Ihre Frau wird man sich kümmern«, erklärt er ihm. »Haben Sie keine Sorge, was das betrifft. Der König weitet seine Feindseligkeit nie auf die Witwen aus. Für Ihre Frau wird besser gesorgt werden, wage ich zu sagen, als Sie je für sie gesorgt
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