Falken: Roman (German Edition)
oder einfacher Prosa.«
Henry knurrt nur. Aber er sieht auf: Wyatts gut gekleideter Schatten gleitet am Fenster vorbei, schmeichelnd, verdeckt das kalte Sternenlicht. Auf deinem Weg, Phantom: Seine Gedanken wischen darüber. Wer kann Wyatt verstehen, wer ihn freisprechen? Der König sagt: »Gut. Vielleicht. Selbst wenn sie Wyatt Zugeständnisse gemacht hat, wäre das kein Hemmnis für meine Ehe, es kann keinen Vertrag zwischen den beiden geben, wurde er doch schon als Junge verheiratet und war damit nicht frei, Anne etwas zu versprechen. Aber ich sage Ihnen, es wäre ein Hemmnis in meinem Vertrauen zu ihr. Ich kann es nicht gütig aufnehmen, wenn mich eine Frau belügt. Wenn sie sagt, sie ist als Jungfrau in mein Bett gekommen, und es war nicht so.«
Wolsey, wo sind Sie? Das haben Sie alles schon gehört. Raten Sie mir, was ich tun soll.
Er steht auf. Er führt dieses Gespräch an ein Ende. »Soll ich Ihnen etwas bringen lassen, Sir? Etwas, das Ihnen hilft, noch für eine Stunde oder zwei zu schlafen?«
»Ich brauche etwas, um mir meine Träume zu versüßen. Ich wünschte, ich wüsste, was das sein könnte. Ich habe Bischof Gardiner in dieser Frage konsultiert.«
Er hatte versucht, den Schreck von seinem Gesicht zu verbannen. Gardiner konsultiert: hinter meinem Rücken?
»Und Gardiner sagte« – Henrys Gesicht bot ein Bild der Trostlosigkeit – »er sagte, es gebe in diesem Fall ausreichend Zweifel, doch wenn die Ehe nicht gut sei, wenn ich gezwungen sei, Anne beiseitezuräumen, müsse ich zu Katherine zurück. Und das kann ich nicht, Cromwell. Ich habe beschlossen, selbst wenn sich die gesamte Christenheit gegen mich wendet, kann ich diese fade alte Frau nicht mehr anrühren.«
»Nun«, sagte er. Er sah auf den Boden, auf Henrys große, weiße, nackte Füße. »Ich denke, da finden wir bessere Lösungen, Sir. Ich will nicht so tun, als folgte ich Gardiners Argumentation, aber zugegeben, der Bischof kennt sich im Kirchengesetz besser aus als ich. Trotzdem glaube ich nicht, dass Sie zu etwas gedrängt oder gezwungen werden können, sind Sie doch der Master Ihres eigenen Haushalts, Ihres eigenen Landes und Ihrer eigenen Kirche. Vielleicht wollte Gardiner Ihre Majestät nur auf das vorbereiten, was andere als Hindernis anführen könnten.«
Oder vielleicht, dachte er, wollte er Sie auch nur zum Schwitzen bringen und Ihnen Albträume verschaffen. Gardiner ist so. Aber Henry hatte sich aufgesetzt. »Ich kann tun, was mir gefällt«, sagte sein Monarch. »Gott würde es nicht erlauben, dass meine Lust seinem Plan zuwiderläuft oder meine Pläne von seinem Willen behindert werden.« Schläue schien in seinem Gesicht auf. »Das hat Gardiner selbst so gesagt.«
Henry gähnte. Es war ein Signal. »Crumb, Sie sehen nicht unbedingt würdevoll aus, wie Sie sich in Ihrem Nachthemd verbeugen. Werden Sie bereit sein, um sieben zu reiten, oder sollen wir Sie zurücklassen und zum Abendessen erwarten?«
Wenn Sie bereit sind, werde auch ich bereit sein, denkt er, als er zurück zu seinem Bett tappt. Wirst du dieses Gespräch bei Sonnenaufgang wieder vergessen haben? Der Hof wird auf den Beinen sein, die Pferde werden ihre Köpfe hin und her werfen und die Nüstern in den Wind heben. Vormittags noch werden wir zurück zum Tross der Königin finden. Anne wird zwitschernd auf ihrem Jagdpferd sitzen und nie erfahren – es sei denn, ihr kleiner Freund Weston erzählt es ihr –, dass der König abends zuvor in Elvetham gesessen und seine nächste Mistress angestarrt hat: Jane Seymour, die seine flehenden Augen ignorierte und sich ruhig durch ihr Hähnchen arbeitete. Gregory hatte mit großen, runden Augen gesagt: »Isst Mistress Seymour nicht sehr viel?«
Und jetzt ist der Sommer vorbei. Wolf Hall, Elvetham verbleichen im Dämmerlicht. Seine Lippen sind versiegelt, was die Zweifel und Ängste des Königs betrifft. Es ist Herbst, und er ist in Austin Friars. Mit gesenktem Kopf lauscht er den Neuigkeiten vom Hof und betrachtet Riches Finger, die mit dem Seidenschild eines Dokuments spielen. »Ihre Haushalte haben sich gegenseitig auf den Straßen herausgefordert«, sagt sein Neffe Richard. »Mit langen Nasen, Flüchen und den Händen auf den Griffen ihrer Dolche.«
»Entschuldigung, wer?«, sagt er.
»Die Leute von Nicholas Carew. Im Streit mit der Dienerschaft Lord Rochfords.«
»Solange sie ihren Streit vom Hof fernhalten«, sagt er scharf. Die Strafe für das Ziehen einer Klinge im Bereich des königlichen Hofes besteht
Weitere Kostenlose Bücher