Falken: Roman (German Edition)
hat mir besser gefallen, als wir von der gegenwärtigen Königin gesprochen haben«, sagt Gregory mit leiser Stimme. »Und als mir meine Beobachtung zugutegehalten wurde, dass sie dicker geworden ist.«
Nennt-Mich sagt freundlich: »Ich sollte nicht lachen. Sie haben ja recht, Gregory. Alle Anstrengungen, alle Klügeleien, alles, was wir lernen oder nur gelernt zu haben behaupten, die Strategien des Staates, die Dekrete der Juristen, die Flüche der Kirchenmänner, die schweren Entscheidungen der Richter, kirchlich oder weltlich: All das kann durch den Körper einer Frau nichtig gemacht werden, oder? Gott hätte ihnen durchsichtige Bäuche geben und uns Hoffnungen und Ängste ersparen sollen. Aber vielleicht muss das, was in ihnen wächst, im Dunklen wachsen.«
»Es heißt, Katherine ist krank«, sagt Richard Riche. »Sollte sie in diesem Jahr noch sterben, frage ich mich, wie die Welt danach aussieht.«
Aber hört zu: Wir sitzen hier schon zu lange! Lasst uns hinaus in den Garten von Austin Friars gehen, den Stolz des königlichen Sekretärs. Er will die Pflanzen, die er im Ausland hat blühen sehen, er will besseres Obst, und so liegt er den Botschaftern in den Ohren, sie sollen Triebe und Ableger in ihre Diplomatensendungen stecken. Die jungen Beamten stehen bereit, die eingetroffenen Nachrichten zu dekodieren, und alles, was herausfällt, ist ein Wurzelballen, in dem nach der Überquerung der Meerenge von Dover noch Leben pulsiert.
Er will zarte Dinge hegen, junge Menschen zum Aufblühen bringen. So hat er auch einen Tennisplatz anlegen lassen, als Geschenk für Richard und Gregory und all die anderen jungen Männer in seinem Haus. Auch er selbst ist noch nicht zu alt für das Spiel. Wenn er gegen einen Blinden spielen könnte, sagt er, oder einen Gegner mit einem Bein … Ein großer Teil des Spiels besteht aus Taktik, seine Füße hängen hinterher, und so muss er sich auf seine Schläue statt auf seine Schnelligkeit verlassen. Auf jeden Fall ist er stolz auf sein Gebäude und zahlt gern dafür. Kürzlich erst hat er mit den Männern gesprochen, die für den Tennisplatz des Königs in Hampton Court verantwortlich sind, und hat die Abmessungen denen angepasst, die Henry bevorzugt. Der König war bereits zum Essen in Austin Friars, und so ist es nicht unmöglich, dass er eines Tages einen Nachmittag auf dem Tennisplatz verbringen möchte.
Als er in Italien für Frescobaldi gearbeitet hat, gingen die Jungen dort an den heißen Abenden hinaus, um auf der Straße eine Art Tennis zu spielen, ein jeu de paume , ohne Schläger, nur mit der Hand. Sie schubsten, schoben und schrien, schlugen den Ball gegen die Mauern und ließen ihn über die Markise eines Schneiders rollen, bis der Meister herauskam und schimpfte: »Wenn ihr Jungs meine Markise nicht in Ruhe lasst, schneide ich euch die Eier ab und hänge sie über die Tür.« Dann hieß es, Entschuldigung, Master, tut uns leid, und sie liefen die Straße hinunter und spielten hinten in einem der Gärten. Aber schon eine halbe Stunde später waren sie zurück, und in seinen Träumen hört er es noch, das Klacken, wenn die groben Nähte des Balls auf Metall trafen und das Ding in die Luft stieg. Er spürt den Schlag des Leders noch in der Hand. In jenen Tagen versuchte er die Steifheit einer Verletzung zu überwinden, die er sich im Jahr zuvor mit der französischen Armee in Garigliano zugezogen hatte. Die garzoni sagten, hör zu, Tommaso, wie kommt es, dass die Wunde hinten in deinem Bein war, bist du weggelaufen? Und er sagte, Muttergottes, ja: Mein Sold reichte gerade mal fürs Weglaufen. Wenn ich mich der Front zuwenden soll, muss ich besser bezahlt werden.
Die Franzosen waren vor dem Massaker in alle Richtungen geflohen, er mitten unter ihnen. Der König von Frankreich hatte ihn bezahlt. Er war gekrochen, gehumpelt, und sie hatten ihre ramponierten Körper so schnell es ging vor den siegreichen Spaniern in Sicherheit zu bringen versucht, um nicht in ihrem Blut liegen zu bleiben. Sie waren wilde walisische Bogenschützen, abtrünnige Schweizer und ein paar englische Jungs wie er selbst, alle mehr oder weniger konfus und mittellos, und sie mussten nach der Niederlage erst wieder zu sich kommen, einen Plan entwickeln, nach Bedarf Nation und Namen wechseln, in die Städte im Norden ziehen und nach der nächsten Schlacht oder einem sicheren Gewerbe Ausschau halten.
Am hinteren Tor eines großen Hauses hatte ihn ein Verwalter gefragt: »Bist du
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