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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Ich habe gesagt, dass es mehr tun könnte, als Thomas More ihm erlaubt hätte.«
    »Der Märtyrer More«, sagt er. »In Rom geht das Gerücht, er und Fisher sollen heiliggesprochen werden.« Mr   Wriothesley lacht. »Ich stimme ja zu, dass das lächerlich ist«, sagt er. Er wirft seinem Neffen einen Blick zu: Genug jetzt, sage nichts mehr über die Königin, ihren Bauch oder einen anderen Teil von ihr.
    Denn er hat Richard Cromwell etwas von den Geschehnissen in Elvetham anvertraut, in Edward Seymours Haus. Als die königliche Gesellschaft so plötzlich umgeleitet wurde, war Edward eingesprungen und hatte sie großzügig bewirtet. Aber der König konnte in jener Nacht nicht schlafen und schickte Weston, um ihn, Cromwell, aus dem Bett zu holen. Eine flackernde Kerze in einem Raum unbekannter Form. »Himmel, wie spät ist es?« Sechs Uhr, sagte Weston boshaft, und Sie sind zu spät.
    Tatsächlich war es nicht einmal vier und der Himmel noch dunkel. Bei geöffneten Fensterläden, um Luft hereinzulassen, saß Henry da und flüsterte, mit den Planeten draußen als ihren einzigen Zeugen: Er hatte dafür gesorgt, dass Weston außer Hörweite war, hatte sich geweigert, etwas zu sagen, bevor die Tür geschlossen war. Auch gut. »Cromwell«, sagte der König, »was, wenn ich … Was, wenn ich fürchten müsste, was, wenn ich anfangen müsste, anzunehmen, dass es einen Makel in meiner Ehe mit Anne gibt, ein Hemmnis, etwas, das dem Allmächtigen missfällt?«
    Er hatte das Gefühl, Jahre zurückgetragen zu werden: Er war der Kardinal und lauschte dem gleichen Gespräch, nur war der Name der Königin damals Katherine.
    »Was für ein Hemmnis?«, fragte er noch ein wenig matt. »An was denken Sie, Sir?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte der König. »Ich weiß es nicht, oder vielleicht doch. Gab es nicht bereits einen Vorvertrag mit Harry Percy?«
    »Nein, Sir. Er hat es geschworen, auf die Bibel. Ihre Majestät haben seinen Schwur gehört.«
    »Ja, aber Sie haben ihn vorher besucht, ist es nicht so, Cromwell? Haben Sie ihn nicht in eine miese Kneipe geschleppt, ihn von seiner Bank gelupft und seinen Kopf mit der Faust bearbeitet?«
    »Nein, Sir. Niemals würde ich einen Peer dieses Reiches so misshandeln, schon gar nicht den Earl of Northumberland.«
    »Nun gut. Ich bin erleichtert, das zu hören. Vielleicht täusche ich mich in den Einzelheiten. Aber an jenem Tag sagte der Earl das, was ich seiner Meinung nach von ihm hören wollte. Er sagte, es gebe keine Verbindung mit Anne, kein Eheversprechen, geschweige denn einen körperlichen Vollzug. Was, wenn er gelogen hat?«
    »Unter Eid, Sir?«
    »Sie sind äußerst furchterregend, Crumb. Sie können einen Mann seine Manieren vor Gott vergessen lassen. Was, wenn er tatsächlich gelogen hat? Was, wenn sie einen Vertrag mit Percy hatte, der einer rechtmäßigen Ehe gleichkam? Wenn es so war, kann sie nicht mit mir verheiratet sein.«
    Er blieb still, sah aber Henrys Gedanken rasen. Auch seine eigenen schossen herum wie verschreckte Ricken. »Und ich habe den schweren Verdacht«, flüsterte der König, »den schweren Verdacht, dass sie mit Thomas Wyatt …«
    »Nein, Sir«, sagte er vehement, noch bevor er Zeit hatte, nachzudenken. Wyatt ist sein Freund. Wyatts Vater, Sir Henry Wyatt, hatte ihn damit betraut, dem Jungen den Weg zu ebnen; Wyatt ist kein Junge mehr, aber das ist egal.
    »Sie sagen Nein.« Henry beugte sich zu ihm hin. »Aber hat Wyatt nicht das Reich verlassen und ist nach Italien gegangen, weil sie ihm ihre Gunst verweigert hat und er keinen Seelenfrieden fand, solange er ihr Bild vor Augen hatte?«
    »Nun, da haben Sie es. Sie sagen es selbst, Majestät. Sie hat ihm ihre Gunst verweigert. Hätte sie es nicht getan, wäre er zweifellos geblieben.«
    »Aber ich kann nicht sicher sein.« Henry gibt nicht nach. »Angenommen, sie hat sich ihm damals verweigert, aber bei anderer Gelegenheit nicht? Frauen sind schwach und mit Schmeicheleien leicht zu erobern. Besonders, wenn der Mann ihr Verse schreibt, und es gibt manchen, der sagt, Wyatt schreibe bessere Verse als ich, obwohl ich der König bin.«
    Er blinzelt ihn an: um vier Uhr, schlaflos. Du könntest es harmlose Eitelkeit nennen, Gott sei mit ihm, wenn es nur nicht vier Uhr morgens wäre. »Majestät«, sagt er, »sorgen Sie sich nicht. Hätte Wyatt Boden gutgemacht, was die makellose Keuschheit jener Lady betrifft, hätte er, da bin ich sicher, der Versuchung nicht widerstehen können, damit anzugeben. In Versen

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