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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Hoffnung machen.«
    »Sie als Engländer, der nie lügt oder betrügt.« Chapuys lässt ein bellendes Lachen hören. »Jesses Maria!«
    »Der König wird kein Treffen erlauben, das Marys Widerspruchsgeist stärken würde.«
    »Selbst nicht, wenn ihre Mutter auf dem Totenbett liegt?«
    »Gerade dann nicht. Wir wollen keine Schwüre oder letzte Versprechen am Totenbett. Verstehen Sie?«
    Er spricht mit dem Schiffsmeister: Ich werde hierbleiben und sehen, wie es mit dem Drachen weitergeht, ob er den Jäger frisst. Bringen Sie den Botschafter nach London, er muss sich auf eine Reise vorbereiten. »Wie kommen Sie selbst zurück?«, fragt Chapuys.
    »Wenn es nach Brandon geht, werde ich kriechen.« Er legt eine Hand auf die Schulter des kleinen Mannes. Sagt leise: »Es klärt den Weg, wissen Sie? Für eine Allianz mit Ihrem Master. Die sehr gut für England und seinen Handel sein wird, und das ist es, was wir beide wollen. Katherine ist zwischen uns gekommen.«
    »Was ist mit der französischen Ehe?«
    »Es wird keine französische Ehe geben. Das ist ein Märchen. Gehen Sie. In einer Stunde wird es dunkel. Ich hoffe, Sie schlafen heute gut.«
    Schon stiehlt sich Zwielicht über die Themse. In die leckenden Wellen mischen sich dämmrige Tiefen, blaues Dunkel kriecht die Ufer herauf. Er fragt einen der Bootsmänner: Denken Sie, die Straßen nach Norden sind offen? Gott stehe mir bei, Sir, sagt der Mann: Ich kenne nur den Fluss, und überhaupt war ich noch nie nördlich von Enfield.
    Als er zurück nach Stepney kommt, dringt Fackelschein aus dem Haus, und im Garten stehen die Kinder und singen begeistert Weihnachtslieder. Hunde bellen, schwarze Gestalten bewegen sich über den weißen Schnee, und ein Dutzend gespenstische weiße Formen erheben sich über die froststarren Hecken. Eine ist größer als alle anderen, sie trägt eine Mitra, hat einen bläulich schimmernden Möhrenstummel als Nase und einen kleineren als Schwanz. Gregory kommt freudig erregt auf ihn zugelaufen: »Sehen Sie doch, Sir, wir haben einen Papst aus Schnee gebaut.«
    »Erst haben wir den Papst gemacht.« Das strahlende Gesicht neben ihm ist das von Dick Purser, dem Jungen, der sich um die Wachhunde kümmert. »Wir haben den Papst gemacht, aber er sah so harmlos aus, und da haben wir noch einen Trupp Kardinäle dazu gebaut. Gefallen sie Ihnen?«
    Seine Küchenjungen schwärmen um ihn herum, verfroren und schwitzend. Der ganze Haushalt scheint draußen zu sein, oder wenigstens alle unter dreißig. Sie haben ein Feuer entzündet, in sicherer Entfernung von den Schneemännern, und es sieht aus, als tanzten sie darum herum, angeführt von seinem Christophe.
    Gregory schnappt nach Luft. »Wir haben es nur getan, um die Oberherrschaft des Königs besser sichtbar zu machen. Falls es nicht richig ist, können wir sie auf ein Trompetensignal hin umstoßen. Cousin Richard hat uns die Erlaubnis gegeben. Er selbst hat den Kopf des Papstes geformt, und Master Wriothesley, der hier war, weil er zu Ihnen wollte, hat dem Papst den kleinen Schwanz hingesteckt und laut gelacht.«
    »Ihr seid solche Kindsköpfe!«, sagt er. »Die Gestalten gefallen mir sehr. Den Fanfarenstoß lassen wir morgen früh erschallen, wenn es heller ist, ja?«
    »Können wir eine Kanone abfeuern?«
    »Wo soll ich eine Kanone herbekommen?«
    »Sprechen Sie mit dem König, Sir.« Gregory lacht, er weiß, die Kanone wäre ein Schritt zu viel.
    Dick Pursers scharfes Auge hat den Hut des Botschafters entdeckt. »Können wir den ausleihen? Die Tiara des Papstes ist nicht gut geworden, weil wir nicht wussten, wie sie aussehen sollte.«
    Er lässt den Hut um seine Hand kreisen. »Du hast recht, das ist eher die Art Kopfbedeckung, die Farnese trägt. Aber nein. Dieser Hut ist eine heilige Verantwortung. Ich muss dem König dafür Rechenschaft ablegen. Nein, lasst mich gehen«, sagt er lachend. »Ich muss Briefe schreiben, wir sehen großen Veränderungen entgegen.«
    »Stephen Vaughn ist hier«, sagt Gregory.
    »Ist er? Ah. Gut. Ich habe eine Aufgabe für ihn.«
    Er stapft aufs Haus zu, das Licht des Feuers leckt an seinen Fersen. »Der arme Master Vaughn«, sagt Gregory. »Ich glaube, er wollte nur etwas zu essen bekommen.«
    »Stephen!« Eine hastige Umarmung. »Keine Zeit«, sagt er. »Katherine liegt im Sterben.«
    »Was?«, sagt sein Freund. »Davon habe ich in Antwerpen nichts mitbekommen.«
    Vaughn ist immer unterwegs und auch schon wieder auf dem Sprung. Er ist der Diener Cromwells und des Königs

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