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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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bringt die Lordschaft von Ripon ein? Dem Erzbischof von York?«
    »Etwas über zweihundertsechzig Pfund, Sir.«
    »Und Southwell?«
    »Kaum hundertfünfzig.«
    »Was Sie nicht sagen. Ich dachte, es wäre mehr.«
    Henry interessiert sich intensiv für die Finanzen der Bischöfe. Einige Leute sagen, er würde den Bischöfen bedenkenlos ein festes Gehalt geben und der Staatskasse dafür die Erträge ihrer Diözesen einverleiben. Er, Cromwell, hat ausgerechnet, dass sich mit dem Geld eine stehende Armee finanzieren ließe.
    Aber das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, Henry derlei zu unterbreiten. Der König fällt auf die Knie und betet zu dem Heiligen, der die Ritter auf der Liste beschützt. Wer immer das ist. »Majestät«, sagt er, »wenn Sie gegen meinen Sohn Gregory reiten, würden Sie dann darauf verzichten, ihn vom Pferd zu stoßen?«
    Der König sagt: »Es würde mich nicht stören, wenn der kleine Gregory mich vom Pferd holte. Obwohl es unwahrscheinlich ist, nähme ich es ihm nicht übel. Und wir können an dem, was wir tun, sowieso nicht recht etwas ändern. Wenn Sie erst einmal auf einem Mann zudonnern, können Sie sich nicht zurückhalten.« Er unterbricht sich und sagt freundlich: »Es ist ziemlich selten, wissen Sie, seinen Gegner zu Fall zu bringen. Das ist nicht das Ziel. Wenn Sie sich sorgen, was für einen Eindruck er machen wird, so ist das unnötig. Ihr Sohn ist sehr tüchtig. Sonst wäre er nicht unter den Kombattanten. Man kann keine Lanze an einem furchtsamen Gegner brechen, er muss mit voller Geschwindigkeit auf einen zuhalten. Im Übrigen schneidet nie jemand schlecht ab. Das ist nicht erlaubt. Sie wissen, wie der Herold es ausdrückt. Vielleicht so: ›Gregory Cromwell hat sich gut geschlagen, Henry Norris hat sich sehr gut geschlagen, aber unser Souverän, seine Majestät, der König, war der Beste von allen.«
    »Und war es dann auch so, Sir?« Er lächelt, um seinen Worten jede Spitze zu nehmen.
    »Ich weiß, Sie, die Räte, denken, ich sollte mich auf die Zuschauerbank setzen. Aber wissen Sie, Crumb, was man von klein auf getan hat, lässt sich nur schwer aufgeben. Wir hatten einmal ein paar italienische Besucher, die uns anfeuerten, Brandon und mich, weil sie dachten, Hektor und Achill seien wiederauferstanden. So haben sie es gesagt.«
    Aber wer ist wer? Der eine wird vom andern durch den Staub gezogen …
    Der König sagt: »Sie haben Ihren Jungen wunderbar großgezogen und Ihren Neffen Richard auch. Kein Edelmann könnte mehr tun. Die beiden machen Ihrem Haus Ehre.«
    Gregory hat sich gut geschlagen, Gregory hat sich sehr gut geschlagen, Gregory hat sich am besten von allen geschlagen. »Ich will nicht, dass er Achill ist«, sagt er. »Ich will nicht, dass er zu Boden geht.«
    Der Unterschied zwischen dem verkündeten Ergebnis und dem tatsächlichen Zustand der Kombattanten besteht darin, dass Kopf und Körper auf dem Papier ausgespart bleiben. Ein Treffer auf dem Brustpanzer wird verzeichnet, aber keine gebrochene Rippe. Ein Treffer am Helm wird verzeichnet, aber kein Bruch des Schädels. Du kannst die Ergebnisse hinterher einsehen, doch was auf dem Papier steht, sagt dir nichts über die Schmerzen durch einen gebrochenen Knöchel oder die Mühen eines erstickenden Mannes, sich nicht in den Helm zu erbrechen. Wie dir die Kombattanten immer sagen werden, musst du es selbst sehen, musst du dabei gewesen sein.
    Gregory war enttäuscht, als sich sein Vater aus den Reihen der Zuschauer entschuldigte. Er, Cromwell, berief sich auf eine frühere Verabredung mit seinen Unterlagen: Der Vatikan gibt Henry drei Monate, um zum Gehorsam zurückzukehren, oder die Exkommunikationsbulle gegen ihn wird gedruckt und in ganz Europa verteilt, womit sich jede christliche Hand gegen ihn richtet. Die Flotte des Kaisers soll nach Algier segeln, mit vierzigtausend bewaffneten Männern. Der Abt von Fountains hat systematisch Geld veruntreut und treibt es mit sechs Huren, obwohl er zwischendurch wird ausruhen müssen. Und in vierzehn Tagen tritt das Parlament wieder zusammen.
    Er hat einmal in Venedig einen alten Ritter kennengelernt, einen jener Männer, deren Leben darin bestand, in ganz Europa an Turnieren teilzunehmen. Der Mann beschrieb ihm sein Leben: Wie er mit seinen Esquires und seinen Pferden die Grenzen überquert hatte, immer unterwegs von einem Preis zum nächsten, bis ihn das Alter und die angesammelten Verletzungen aus dem Spiel nahmen. Ganz allein auf sich gestellt, versuchte er nun seinen

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