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Falkengrund Nr. 32

Falkengrund Nr. 32

Titel: Falkengrund Nr. 32 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Maus.“
    „Ma – Ma – ich verstehe.“
    „Und … woher kennen Sie die Elben?“
    „Sie retteten mich, als ich halbtot auf einem der Hügel lag. Ich war den Red Caps entflohen und einfach gelaufen, bis ich nicht mehr konnte. Ich wäre an Entkräftung gestorben, aber sie nahmen mich für einige Tage in ihre Obhut. Nun helfen sie mir, die Red Caps in ihre Schranken zu weisen.“
    Die rechte der drei Gestalten drehte sich zu Margarete um, sah sie mit einem unbeschreiblichen Blick an, der milde und stechend zugleich war.
    „Öffne jetzt die Tür und gehe hinaus“, forderte die Frau sie auf. „Ich gehe um das Haus herum und komme dir entgegen.“
    „Aber …“ Über ihr raschelte es, die Frau erhob sich, dann entfernten sich ihre Schritte. Margarete war alleine mit den Elben. Sie schluckte, versuchte ruhig zu atmen, machte sogar den Versuch, ihre Gedanken von allem Bösen zu reinigen, doch während sie es tat, kam sie sich dumm vor.
    „Bitte schützt mich“, krächzte sie mit belegter Stimme. Die Gestalten reagierten zunächst nicht. Dann wichen sie langsam zur Seite, damit ihr Weg zur Tür frei war. Margarete packte zögernd die Kiste und stellte fest, dass sie erstaunlich leicht geworden war. Ohne Mühe stellte sie sie zur Seite. Die Steine, die noch dort lagen, wischte sie einfach weg.
    Eine nie gekannte Stärke war in ihr, doch gleichzeitig hatte sie auch den Eindruck, dass sie diese jeden Moment wieder verlieren konnte.
    Erschrocken trat sie einen Schritt zurück, als sich die Tür öffnete. Zuerst dachte sie, es sei die Magie der Elben, die dies bewirkte, denn die Wesen sahen reglos auf den Ausgang. Im nächsten Augenblick kam der Red Cap in ihr Blickfeld. Er hatte die Tür auf höchst natürliche Weise von außen aufgedrückt.
    Zehn Sekunden lang standen sie sich gegenüber. Er schien nur Augen für sie zu haben. In diesen Sekunden gingen Margarete noch einmal die Erklärungen durch den Kopf, die sie von der Frau gehört hatte. Das Blut, mit dem er seine Mütze getränkt hatte, Nevins Blut, glänzte nicht mehr, war bereits stumpf geworden. Die eingetrockneten Blutbäche hatten das Gesicht des Red Cap in eine Teufelsfratze verwandelt. In seinen Händen lagen apfelgroße Steine.
    Mit Sicherheit täuschte sich die rotgekleidete Frau, wenn sie glaubte, dass der Red Cap Margarete nicht töten würde. Er würde sie töten, weil sie alles mit angesehen hatte. Hoffentlich begriffen das die Elben.
    Noch immer schienen sie untätig zu bleiben. Der Red Cap wog einen der Steine in der Hand, grinste. Er sprach nicht. Vermutlich war das gesprochene Wort in ihrer morbiden Kultur tabu. Ganz im Gegensatz zu Mord und Vergewaltigung.
    Nun traten die Elben vor sie. Sie breiteten die Arme zu ihrer Seite hin aus, und ein feines grünes Gespinst spannte sich vor der Siebzehnjährigen. Der Red Cap schleuderte seinen Stein. Margarete duckte sich. Der Stein prallte gegen das Gespinst und wurde davon zurückgeschleudert, so schnell, dass er beinahe unsichtbar wurde. Praktisch zeitgleich knallte er weiter hinten an die Decke. Der Red Cap änderte seinen Gesichtsausdruck kaum. Er wirkte skeptisch, aber nicht beeindruckt. Was konnte ein solches Geschöpf schon beeindrucken?
    Margarete machte einen vorsichtigen Schritt, und die Elben folgten ihr mit ihrem grünen Schutzschild, der aussah wie aus feinster Seide gewebt. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, aber der Red Cap wich zurück.
    Hinter ihm kam jetzt eine rote Gestalt die Treppe herunter. Es war die Frau, mit der sie eben noch durch das Mauerloch gesprochen hatte. „Lasst ihn nicht entkommen!“, rief sie. „Gebt dieser Bestie, was sie verdient!“ Ihr Gesicht war hassverzerrt, und sie gestikulierte wild.
    Der Red Cap ruckte herum, und noch in der Drehung warf er seinen nächsten Stein.
    Margarete wollte etwas schreien, doch ihre Stimmbänder ließen sie wieder einmal im Stich. Sie schloss die Augen, den Bruchteil einer Sekunde, bevor der Stein die Schläfe der Frau traf. Sie hörte das Geräusch, und das reichte ihr. Von Grauen erfüllt, begann sie zu rennen, öffnete ihre Lider gerade noch rechtzeitig, ehe sie über die unterste Treppenstufe gefallen wäre, neben der in diesem Moment ein kraftloser Körper niedersank.
    So schnell sie auch lief, die Elben waren neben ihr, das Gespinst vor ihr. Ohne sich nach dem Red Cap umzuwenden, hetzte sie durch das Gebäude und ins Freie. Auch dort hielt sie nicht an. Sie ließ die Ruinen von Perrick Castle hinter sich, rannte

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