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Falkengrund Nr. 32

Falkengrund Nr. 32

Titel: Falkengrund Nr. 32 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Aber er wusste zu wenig über sie. Sein Leben lang hatte er Angst vor ihnen gehabt, hatte keine Nachforschungen angestellt. Daher wusste er nicht einmal, dass ihre Opfer männlich sein müssen. Es wurde ihm zum Verhängnis.“
    Mama fiel die übermalte Seite in dem Buch über Sagengestalten ein. Dann kam ihr etwas anderes in den Sinn. „Warum haben Sie auf Dunsteys Party alle Gäste mit roter Farbe bespritzt?“
    „Ich habe es getan, weil ich ihn strafen wollte. Leute wie er unterstützen die bestialische, mörderische Gesellschaft der Red Caps. Dafür muss er büßen. Er und alle anderen. Es gehen noch andere Aktionen auf mein Konto. Die meisten davon waren weniger spektakulär und kamen nie an die Öffentlichkeit, wurden vertuscht, damit niemand von ihnen auf die Red Caps schließen konnte. Es muss ein Ende haben! Die Macht der Red Caps muss endgültig gebrochen werden. Die Zukunft darf nicht von diesen barbarischen Ritualen befleckt werden!“
    „Warum? Ich meine … warum ist Ihnen das so wichtig?“
    Zum ersten Mal zögerte die Frau mit ihrer Erwiderung. Mama dachte schon, sie hätte sie nicht verstanden, und wollte ihre Frage noch einmal wiederholen, da bekam sie ihre Antwort:
    „Ich sagte schon … die Red Caps sind Männer. Sie geben sich nur mit Männern ab, und für ihre Mützen verwenden sie ausschließlich das Blut männlicher Opfer.“
    Mama horchte auf. „Dann … würden sie mich nicht töten.“
    „Darauf würde ich nicht wetten. Sie brauchen Frauen, um sich fortzupflanzen. Diese Frauen entführen sie, schwängern sie und töten sie, sobald sie männlichen Nachwuchs in die Welt gesetzt haben. Ihre Gene sind außergewöhnlich stark, deshalb sehen ihre Kinder ihnen fast immer ähnlich.“
    „Das ist ja grauenhaft.“ Mama bereute, dass sie die Frage überhaupt gestellt hatte. Wenn sie sich vorstellte, von diesem Zwerg … „Woher wissen Sie das alles? Ich habe mit einem Professor telefoniert, und er hatte keine Ahnung davon.“ Oder er behielt die Wahrheit für sich , ergänzte sie in Gedanken.
    Wieder das bittere Lachen. „Woher ich das weiß? Manchmal machen selbst die Red Caps Fehler. Mindestens eine dieser Frauen konnte ihnen entkommen, allerdings erst, nachdem sie selbst einen Red Cap zur Welt gebracht hatte.“
    „Und diese Frau hat sich Ihnen anvertraut.“
    Die Person am anderen Ende der Öffnung schwieg. Mama wurde von der plötzlichen Erkenntnis durchzuckt! Dieses Opfer, die von der sie redete, war die Sprecherin selbst!
    Endlich wurde ihr klar, warum die Frau die Red Caps und alle, die mit ihnen zu tun hatten, aus tiefster Seele hasste. Sie schien auch nicht gerade entsetzt über Nevins Tod zu sein. Vielleicht hätte sie ihn verhindern können, wenn sie gewollt hätte, aber ihr hatte der Sinn nicht danach gestanden.
    Etwas prallte hart von außen gegen die Tür, zweimal kurz hintereinander. Der Red Cap hatte sie gefunden und schleuderte nun Steine dagegen. Obwohl Mama sicher war, dass das Holz dieser Art von Attacke standhalten würde, weckte das Geräusch erneut Angst in ihr. Die Grüngekleideten wandten sich erstmals von ihr ab und der Tür zu, blieben jedoch untätig.
    „Er ist da“, sagte die Deutsche leise. „Können Sie ihn von hier weglocken?“
    „Das hätte keinen Sinn. Du wirst die Tür öffnen und hinausgehen.“
    „Was?“
    „Die Elben werden dich schützen. Wenn du ihres Schutzes würdig bist. Wenn dein Herz rein ist.“
    Ein reines Herz. Man las diesen Ausdruck öfters, vor allem in Märchen, religiösen und moralinsauren Kindergeschichten. Aber was bedeutete er? Was war ein reines Herz? War ein reines Herz eines, das keine Gier, keinen Zorn und keinen Neid kannte, das sich nicht für Ruhm, Geld und Sex interessierte? Dann hatte sie verloren, denn selbst wenn man ihres dreimal durch den gründlichsten Waschgang jagte – so rein würde es nie werden.
    „Wie ist dein Name?“
    „Mama“, antwortete sie.
    „So viel habe ich auch schon herausgefunden. Ich habe mich in der Nähe von Nevins Villa aufgehalten, während du dort warst. Eigentlich wollte ich ihm den Brief abnehmen, aber das hat nicht geklappt. Es war nicht so wichtig. Wir zogen uns zurück, ehe die Sache größere Wellen geschlagen hätte. Mama, das ist ein Künstlername, nicht wahr?“
    „Ein Spitzname.“
    „Und wie heißt du wirklich? Du musst den Elben deinen richtigen Namen nennen. Alles andere würden sie als Betrug auffassen.“
    „Margarete“, erwiderte sie schnell. „Margarete

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