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Falkengrund Nr. 33

Falkengrund Nr. 33

Titel: Falkengrund Nr. 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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brachte sie aus dem Gleichgewicht.
    „Bleib stehen!“, forderte Omoba. Seine Selbstgedrehte fiel ihm aus dem Mundwinkel und trudelte zehn Meter in die Tiefe in ein Gewirr aus feinen, drahtartigen Gebilden hinein. Baduwi, der das hintere Ende der Tragestange hielt, knurrte und weigerte sich, Omoba zu gehorchen.
    „Wir müssen von dem Licht weg, sonst wirft sie uns runter“, schnaubte er und schob mit aller Kraft nach vorn. Enene konnte sehen, wie Omobas Füße über das Metall glitten. Wie auch Baduwi trug er keine Schuhe. Fluchend stolperte Omoba vorwärts, als er einsah, dass gegen die Sturheit des ewig Lächelnden kein Kraut gewachsen war. Rupe beruhigte sich nur langsam, und alle atmeten auf, als der Steg in eine breitere Fläche auslief.
    „Solange sie solche Spielchen macht, ist keine Gefahr zu befürchten“, behauptete Baduwi und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Enene war da nicht sicher. Der Anblick der Nackten in ihrem rostigen Käfig irritierte ihn fast genauso wie diese fremdartige Umgebung. Er hielt kurz inne und blickte nach oben. Unter der Decke der Halle hing eine sternförmige Apparatur, in deren fünf Zacken gläserne Wannen angebracht waren. Wannen, die nicht nur groß genug für Menschen waren, sondern auch deren Körperform nachbildeten. Vertiefungen für Arme und Beine waren zu erkennen, für das Gesäß und den Kopf. Enene tippte Baduwi an und zeigte auf das Gebilde.
    „In solchen Wannen haben wir gelegen“, erklärte dieser, und das Grinsen verschwand für einen flüchtigen Augenblick von seinem Gesicht. „Es ist besser, wir gehen weiter.“ Doch Omoba hatte die Tragestange abgelegt, um sich eine neue Zigarette drehen zu können.
    Enene konnte den Blick nicht von dem Stern nehmen. Wo waren die Menschen jetzt, die in diesen Wannen geruht hatten? Wie musste man sich die Manipulationen vorstellen, die die Schatten an den Menschen vornahmen? Und: Warum hatte der Stern ausgerechnet fünf Zacken? Ein fünfzackiger Stern war in vielen Kulturen der Erde ein starkes magisches Zeichen – das Pentagramm. Wie passte irdische Magie zu außerirdischer Technologie? Handelte es sich um eine zufällige Koinzidenz? Auf einmal wurde alles, was er zu wissen geglaubt hatte, wieder in Frage gestellt.
    Dämonen – Aliens – die Unterschiede zwischen den beiden begannen zu verwischen.
    „Da! Ein Eingang in die Tiefe!“ Bruder Quirinius, der alleine weitergegangen war, wies nach unten. Enene stellte sich neben ihn und sah erst einmal … nichts. Ein Ball aus rotem Nebel blähte sich einer sterbenden Sonne gleich um sie auf, trieb durch sie hindurch und zerfaserte dabei in winzige Fetzen. Unwillkürlich strich sich Enene über das Gesicht, doch auf seiner Haut war außer einer leichten Spannung nichts zu spüren. Der Mönch schien nicht einmal etwas davon mitbekommen zu haben. Seine dürre Hand deutete noch immer auf eine runde, etwa vier Meter durchmessende Öffnung schräg unter ihnen. Am Rand des Schachts schien ein Absatz spiralförmig in die Tiefe zu führen, vielleicht dreißig Zentimeter breit, genug, um darauf nach unten zu gehen. Sofern man kein Gepäck hatte …
    „Das Portal zur Hölle“, setzte Quirinius mit nüchterner Stimme hinzu. Es konnte kein Zweifel bestehen, dass er glaubte, was er sagte.
    „Wir sollten da nicht einfach so hinuntergehen.“ Omoba outete sich als vorsichtiger Mensch, und Enene konnte ihm nur beipflichten. Für den heutigen Tag hatten sie mehr als genug Risiken auf sich genommen. Sie mussten hinaus und sich besinnen. Nachdenken über das, was sie gesehen hatten. Wer oder was ihr Feind auch sein mochte, er war ein paar Nummern größer als sie. Das Militär wäre vielleicht doch nicht die schlechteste Idee gewesen.
    „Ich muss einen Blick hineinwerfen.“ Mit diesen Worten machte sich der Mönch an den Abstieg von der metallischen Fläche, auf der er stand, vier Meter in die Tiefe, wo es so etwas wie einen Fußboden gab. Und das Loch. Ungeschickt kletterte der Bruder hinab, sichtlich bemüht, niemanden unter seine Kutte sehen zu lassen. Enene war jetzt ganz sicher, dass er darunter etwas versteckte. Aber was? Ihm rann ein Schauer über den Rücken, als er an Sprengstoff dachte. Was, wenn der Kirchenmann den Plan hegte, in die Höhle des Löwen einzudringen und diese dann in die Luft zu sprengen?
    Jedenfalls hatte er recht , dachte Enene. Die Schatten haben sich wirklich unter die Erde zurückgezogen, und wir stehen vor dem Zugang zu ihrem Reich.
    „Wir haben

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