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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Friedrich Freiherr Drais unternahm, bis zur Herstellung von Spiritus aus Zuckerrüben.
    Nur über den Ballon sprach er nicht!
    Tobias jedoch war zu stolz, seine Ungeduld zu zeigen und von sich aus das Gespräch darauf zu bringen.
    Sein Onkel genoss den Tag und alles, was dazugehörte. Kräftig langte er zu, als Lisette frische Bratkartoffeln, knusprig braune Speckscheiben und gefüllte Omeletts auf den Tisch stellte. Dazu gab es einen starken Kaffee, den sich Tobias mit viel warmer Milch verdünnte.
    »Nimm ordentlich, mein Junge!«, forderte Heinrich Heller seinen Neffen leutselig auf, der jetzt nicht an Essen interessiert war und sich nur wünschte, dass die Frühstückstafel so schnell wie möglich aufgehoben wurde. »Es ist bitterkalt geworden und für die Fahrt nach Mainz brauchst du eine gute Unterlage. Eine ordentliche Portion Speck und Bratkartoffeln im Magen helfen gegen die Kälte wie ein paar Extradecken.«
    »Ich habe aber keinen großen Hunger, Onkel.« Tobias legte das Besteck zusammen und schob seinen Teller zurück, in der Hoffnung, dass sein Onkel nicht ewig am Frühstücksstuhl kleben bleiben würde.
    Doch Heinrich Heller dachte gar nicht daran, sich zur Eile drängen zu lassen, und häufte sich noch eine Portion Kartoffeln sowie das halbe Omelett, das Tobias liegen gelassen hatte, auf seinen Teller. Und dabei sagte er leichthin und scheinbar ahnungslos zu Sadik Talib: »Allah scheint dich heute auch nicht gerade mit einem gesunden Appetit gesegnet zu haben, mein lieber Sadik. Ist dir vielleicht irgendetwas auf den Magen geschlagen?«
    Sadik, der kurz nach Heinrich Heller ins Esszimmer gekommen war, hatte eine außergewöhnliche Wortkargheit an den Tag gelegt und sich überhaupt nicht an dem munteren Tischgespräch beteiligt. Sein Gesicht zeigte auch nicht die Spur von freudiger Erwartung, wie Tobias und sein Onkel sie mit ihren Mienen verrieten. Es zeigte im Gegenteil einen geradezu düsteren Ausdruck, was eigentlich so gar nicht seinem Wesen entsprach.
    »Aiwa«, sagte er mit einem knappen Nicken. »Das Fluggerät!«
    Heinrich Heller tupfte sich den Mund mit seiner Serviette ab. »So? Was hast du denn gegen einen Ballon einzuwenden?«, wollte er wissen.
    »Er wird Unglück bringen!«
    Tobias lachte. »Unglück? Eine Menge Spaß, Sadik! Das wird erbringen!«
    Sadik sah ihn ernst an. »Allah lässt das Samenkorn und den Dattelkern hervorsprießen. Er ruft die Morgenröte hervor und setzt die Nacht zur Ruhe ein und Sonne und Mond zur Zeitrechnung«, zitierte er den Koran mit besorgter Stimme. »Er ist es auch, der euch die Sterne gesetzt hat, damit sie euch zu Land und zur See recht leiten …! So steht es in der Heiligen Schrift geschrieben, 6. Sure, Vers 98. Zu Land und zur See! Von der Luft sagt der Koran nichts!«
    Heinrich Heller überlegte sich seine Antwort gut. »Mohammed war gewiss ein weiser Mann und großer Prophet, aber dass er die Luft zu erwähnen vergessen hat, bedeutet noch lange nicht, dass Allah etwas gegen Ballonfahrten hat! Er hat einfach nicht daran gedacht, wie er auch nicht an Dampfmaschinen und Schreibfedern aus Stahl gedacht hat – und doch hätte er gewiss beide benutzt, hätte es sie schon zu seiner Zeit gegeben.«
    »Hätte Allah gewollt, dass wir fliegen, hätte er uns Flügel gegeben!«, beharrte Sadik.
    »Und er hätte uns zu Kamelen gemacht, wenn er uns schneller als nur mit unseren beiden Füßen hätte vorankommen lassen wollen«,
    warf Tobias spöttisch ein.
    Sein Onkel schmunzelte darüber, doch Sadik ließ das nicht als Argument gelten. »Allah hat das Vieh zu unserem Nutzen geschaffen, nicht jedoch den Ballon!«
    »Niemand wird dich zwingen, in den Ballon zu steigen, Sadik«, beruhigte ihn Heinrich Heller und schloss das Thema ab, indem er sich erhob. »Und nun lasst uns aufbrechen. Jakob hat schon die Pferde vor Kutsche und Fuhrwerk gespannt. Seht zu, dass ihr warm gekleidet seid!«
    Tobias eilte davon, holte seinen warmen Umhang und war als Erster unten im Hof, wo die Pferde im Geschirr standen und schon genauso unruhig schienen wie er selbst. Sie scharrten mit den Hufen im frischen Schnee, ruckten und warfen die Köpfe hoch. Weiß dampfte es aus ihren Nüstern in den jungen Morgen. Erste Sonnenstrahlen fielen über die Dachgiebel im Osten in den Hof und tauchte den Westtrakt in helles Licht, sodass die Ziegelwände in einem fast rot-goldenen Ton aufleuchteten.
    Jakob Weinroth, der mit dem schweren Fuhrwerk der Kutsche folgen würde, vergewisserte sich noch

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