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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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auf. »Solche Märchen von Wunderheilungen kenne ich zur Genüge. Die habe ich mein ganzes Leben lang gehört. Damit werden die Dummen übers Ohr gehauen!«
    Tobias war fast empört. »Sadik würde so etwas nicht sagen, wenn es nicht stimmte. Und sag bloß, er hätte dich nicht gerettet!«
    »Doch, natürlich …«, versicherte sie hastig und voller Dankbarkeit für die Pflege, die sie erhalten hatte. »So habe ich es nicht gemeint. Ich verdanke ihm mein Leben, nicht wahr?«
    »Allerdings! Du weißt ja gar nicht, wie schlimm das mit deinem Bein aussah. Jakob wollte schon keinen Pfifferling mehr für dein Leben geben. Er hat dich schon in einer Kiefernkiste gesehen!«, hielt Tobias ihr krass vor Augen. »Dass du überlebt hast, verdankst du nur Sadiks medizinischen Kenntnissen, auch wenn er kein richtiger hakim ist.«
    »Hakim? Was ist das?«
    »Ach, das heißt Arzt auf Arabisch.«
    »Ich bin ihm auch sehr dankbar, bestimmt! Und ich mag ihn, diesen Sadik. Er ist so – so sanft«, sagte sie etwas verlegen. »Vielleicht gibt es solche Mittel, von denen du gesprochen hast, wirklich in Arabien. Aber was macht denn ein Araber so weit weg von seiner Heimat hier bei euch?«
    »Sadik ist schon seit vielen Jahren der Diener meines Vaters«, erklärte Tobias stolz und verbesserte sich gleich. »Na ja, Diener ist wohl das falsche Wort dafür. Er ist mehr ein Vertrauter, Dolmetscher und Führer. Mein Vater ist nämlich Forscher und Entdecker! Er sucht die Quellen des Nil!«
    Jana schien sichtlich beeindruckt. »Wirklich? Ich habe ihn eher für einen echten Gutsherrn gehalten! Er hat den schönsten weißen Bart, den ich je gesehen habe. Und er war sehr nett zu mir.«
    Tobias lachte. »Das ist nicht mein Vater. Das ist mein Onkel Heinrich. Ihm gehört Gut Falkenhof und er ist ein berühmter Forscher und Universalgelehrter! Aber früher ist er auch um die Welt gereist. Doch dann ist er Professor geworden. Aber er unterrichtet schon lange nicht mehr. Er widmet sich jetzt nur noch seinen eigenen Forschungen und Experimenten. Ich lebe bei ihm, weil mein Vater fast immer auf gefährlichen Reisen ist. Er wird jetzt auf Madagaskar sein! Eigentlich ist Onkel Heinrich mein Vater, wenn auch nicht mein leiblicher.«
    Jana sah ihn fast neidvoll an. »Du hast es wirklich gut. Aber warum ist Sadik denn nicht mit deinem Vater weg, wenn er doch sein Führer und Vertrauter und Dolmetscher ist?«
    »Ach, er war krank und nicht reisefähig. Mein Vater hatte aber schon feste Vereinbarungen mit einem französischen Captain für die Überfahrt nach Madagaskar getroffen, seine ganze Ausrüstung befand sich bereits an Bord, und so ist er eben allein los. Ich glaube, sie haben vereinbart, sich in Chartum zu treffen. Das ist im Sudan.«
    »Sudan«, wiederholte Jana, die mit Nachnamen Salewa hieß, und sie sagte es, als spräche sie vom Mond.
    »Vielleicht gehe ich bald nach Paris«, fuhr Tobias nicht ohne einen Anflug von Prahlerei fort. »Mein Vater hat da Freunde, bei denen ich wohnen kann. Aber vor dem Sommer wird das nicht gehen. Bis dahin möchte ich auf Falkenhof bleiben. Mein Onkel arbeitet nämlich an ganz tollen Experimenten, bei denen er mich mitarbeiten lässt.«
    »Ja? Was sind das denn für Experimente?«, wollte Jana wissen.
    »Ach, die haben was mit der Luft und besonderen Gasen zu tun«, gab Tobias vage zur Antwort und hielt es für ratsamer, das Thema zu wechseln. »Aber sag mal, was hat denn ein Zigeunermädchen wie du so ganz allein auf der Landstraße zu suchen?«
    »Ich bin keine Zigeunerin!«, widersprach sie heftig.
    Überrascht sah er sie an. »Bist du nicht? Aber der Wagen und so …«
    »Wir nennen uns fahrendes Volk, Schausteller und Gaukler, was immer du willst«, erklärte sie. »Aber von Zigeunern stamme ich nicht ab. Das ist ein richtig eigener Volksstamm, musst du wissen. Die sind wie eine große Familie, eine Sippe, und es gibt viele verschiedene Sippen in ganz Europa. Man wird auch nicht einfach so eine Zigeunerin, nur weil man mit einem Wagen durch die Lande zieht. Als Zigeunerin wird man geboren. Meine Eltern waren auf jeden Fall keine Zigeuner, aber rumgezogen sind sie auch.«
    Das war für Tobias etwas ganz Neues. »Das wusste ich nicht. Aber wieso bist du dann ganz allein unterwegs? Sind deine Eltern tot? Meine Mutter ist schon ganz früh gestorben. Ein Jahr nach meiner Geburt. Es gibt nur eine Miniatur von ihr, aber die hat mein Vater immer dabei.«
    Jana nickte. »Ich habe meine Eltern auch nicht gekannt. Sie sollen

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