Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
auch einer gewissen Überredungskunst bedarf.«
    Sie wagten noch nicht einmal die vor ihnen im Gras liegenden Münzen aufzusammeln. Es war genug Geld, um im nächsten Dorf zwei Hühner zu erstehen.
    Sadik nahm den Spieß vom Feuer, stach mit dem Messer in ein Huhn und warf es ihnen zu. »Genießt den schönen Tag, Kameraden! Auch wenn es nur Brathuhn gibt. Man muss auch für die kleinen Freuden des Lebens dankbar sein«, sagte er leichthin, als wären sie nicht auch mit trockenem Brot zufrieden gewesen, und zerteilte das zweite.
    Tobias war so ausgehungert, dass er sich fast Zunge und Lippen verbrannt hätte. Er pustete wie ein Wilder, bis das Fleisch endlich so weit abgekühlt war, dass er es von den Knochen reißen und hinunterschlucken konnte. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er ein so köstliches Brathuhn gegessen! Ach, nichts hatte je so gut geschmeckt! Dass die Haut stellenweise schwarz wie Kohle war und ein Teil des Fleisches noch rosa schimmerte, fiel dabei überhaupt nicht ins Gewicht. Welch ein Genuss, sich endlich den Magen füllen und das Grollen des Hungers ersticken zu können!
    Sadik blieb auch jetzt weiterhin wachsam. Er aß mit links. In der Rechten hielt er deutlich das Wurfmesser. Die drei Herumtreiber, mittlerweile ein wenig beruhigt, dass sie ihnen nicht an die Kehle gingen, machten sich nun über ›ihr‹ Huhn her.
    Schließlich warf Sadik den letzten abgenagten Knochen ins Feuer und sagte zu Tobias: »Rück noch ein paar Münzen raus. Mir scheint, unsere Freunde haben schlechte Zeiten erlebt und mehr Pickel auf dem Hintern als Geld in den Taschen. Dreimal fünf Kreuzer. Das reicht für ein reichhaltiges Essen in einem Gasthof und ein anständiges Besäufnis mit Branntwein.«
    Tobias wusste nicht, was Sadik damit bezweckte, spielte jedoch mit. »Solange du ihnen den Tag nicht mit Goldstücken veredeln willst, habe ich nichts dagegen. Wie gesagt: immer großzügig im Kleinen.«
    Sadik wandte sich den drei Landstreichern zu. »Lasst uns ein Spiel spielen, Kameraden«, sagte er fröhlich. »Ich stelle euch eine Frage, und jeder hat eine Antwort frei. Wer mit seiner Antwort am genauesten liegt, kriegt fünf Kreuzer.«
    »Der spinnt«, murmelte eine der abgerissenen Gestalten.
    Sadik schien zu überlegen. »Ihr sollt alle eine faire Chance haben. Deshalb fange ich mit was Leichtem an. Lasst mich mal überlegen … Ah ja, das dürfte eigentlich jeder von euch wissen. Also passt auf! Es gibt fünf Kreuzer für den Schnellsten von euch.« Er machte eine Pause und fragte dann: »Wie heißt der nächste Ort?«
    »Steinbach natürlich«, sagte Hasenscharte abschätzig und zu seinen Freunden: »Der will uns wirklich verarschen.«
    »Irrtum. Du hast als Einziger geantwortet. Also hast du gewonnen. Hier, fang auf!« Sadik schnippte ihm die Münze zu.
    Verblüfft riss Hasenscharte den Mund auf, fischte die Münze jedoch blitzschnell aus der Luft. »Der spinnt wirklich!«, stieß er ungläubig hervor. »Fünf Kreuzer! Für so einen Blödsinn!«
    »Aufgepasst! Es geht weiter!«, rief Sadik. »Die zweite Frage: Wie viele Kilometer sind es von hier bis nach Steinbach?«
    Nun wollte keiner so dumm sein, nicht mitzuraten.
    »Sechzehn!«
    »Zwölf!«
    »Vierzehn!«
    Sadik seufzte schwer, wies auf den Dürren, der vierzehn gerufen hatte, und sagte: »Vierzehn stimmt. Diese Münze gehört dir!« Er warf sie ihm zu.
    Tobias grinste. Jetzt begriff er Sadiks Spiel.
    »Aller guten Dinge sind drei«, fuhr Sadik fort. »Schnelligkeit ist jetzt gefragt. Zwei Fragen. Wer am schnellsten die Antworten gibt, und zwar in einem Rutsch, kriegt die letzte Münze. Also: Wie heißt die nächste wirklich große Stadt und in welchem Land liegt sie?«
    »Würzburgkönigreichbayern!«, stieß Hasenscharte wie aus der Pistole geschossen und in einem Wort hervor.
    »Das hätte ich auch gewusst«, maulte der dritte, der leer ausgegangen war. »So ’ne blöde Frage!«
    Tobias konnte es kaum glauben. Der Ballon hatte sie bis in die Nähe von Würzburg gebracht, hinein ins Königreich Bayern! Das war viel weiter östlich, als er angenommen und gehofft hatte.
    Sadik warf Hasenscharte das Geldstück zu, zog die Muskete aus dem Sack und grinste. Sie war noch nicht einmal geladen. Er warf sie in einem hohen Bogen hinter sich ins Gebüsch und erhob sich. »War nett gewesen, mit euch zu plaudern, Kameraden. Ich hoffe, ihr behaltet uns in guter Erinnerung. Wir werden mal wieder weiterziehen.«
    Er trat ein paar Schritte vom Feuer weg, blieb dann

Weitere Kostenlose Bücher