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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Miene drückte eine gehörige Portion Misstrauen aus.
    Tobias sah keine Möglichkeit ihm das zu verwehren, obwohl er sofort spürte, dass dieser Mann ganz offensichtlich nicht daran glaubte, dass Jana Gedanken lesen konnte.
    »Nur zu, mein Herr!«
    »Bin kein Herr nicht, doch Stroh im Kopf habe ich deshalb noch lange nicht«, knurrte er und zog eine Karte aus dem Fächer. Doch als Tobias sie ihm abnehmen wollte, trat er schnell einen Schritt zurück.
    »Darf ich die Karte haben?«, fragte Tobias freundlich, während sich sein Magen in Erwartung der Probleme, die ihn erwarteten, zusammenzog.
    »Wozu?«, fragte der Zimmermann herausfordernd zurück. »Ich denke, sie kann meine Gedanken lesen, Kleiner? Oder habe ich da vielleicht was falsch verstanden?«
    »Nein, natürlich nicht …«
    »Also, wozu brauchst du dann die Karte?«
    »Na ja, damit die anderen auch wissen, um welche Karte es sich handelt«, improvisierte Tobias und merkte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Denn er sah den Umstehenden an, dass diese Wendung ganz nach ihrem Geschmack war. Den Trick eines Zauberkünstlers zu entlarven war noch besser, als die besten Kunststücke zu bewundern.
    »Die kriegen sie hinterher noch früh genug zu sehen!«, erklärte der Mann. »Erst sagt sie, was das für eine Karte ist, die ich in der Hand halte!«
    »Recht so, Zimmermann!«, rief eine Männerstimme. »Gib ihm bloß nicht die Karte!«
    »Ja, jetzt wollen wir doch mal sehen, wie es um die magischen
    Kräfte der Zigeunerin bestellt ist!«, pflichtete eine junge Frau in der zweiten Reihe bei und erntete allgemeine Zustimmung.
    »Also, dann soll sie mal anfangen meine Gedanken zu lesen!«, höhnte der Zimmermann und legte die Hände auf den Rücken, als fürchtete er, Tobias könnte ihm die Karte doch noch entwenden.
    Tobias schwitzte Blut und Wasser. Er sah sich schon im Stein- und Dreckhagel einer johlenden Menge, die ihnen auf die Schliche gekommen war. Und er unternahm einen letzten Versuch auf Zeit zu spielen und den Mann vielleicht doch noch zum Einlenken zu bewegen. Doch er wusste, dass er nicht zu beharrlich sein durfte, weil er dann jegliche Glaubwürdigkeit verlieren würde.
    »Wer garantiert uns denn, dass Sie auch wirklich intensiv an die Karte denken, die Sie in der Hand halten?«, gab er zu bedenken. »Denn wenn Sie bewusst an eine andere Karte denken, wird Jana Salewa natürlich diese falschen Gedanken auffangen und eine scheinbar falsche Antwort geben.« Keine schlechte Idee, die ihm da gekommen war! Vielleicht gelang es ihnen, sich damit aus der Falle zu lavieren.
    Doch der Zimmermann ließ auch diesen Einwand nicht gelten. »Ich garantiere euch mit meinem Wort dafür!«, rief er in die Menge. »Und auf das Wort von Karl Stein von der Neye könnt ihr euch so verlassen wie auf die Dachstühle, die ich baue! Da sitzt jede Pfette und jeder Nagel an der rechten Stelle!«
    »Das kann ich bezeugen!«, rief ein Mann von hinten. »Auf Kalle Stein ist Verlass!«
    Tobias bekam den Zwischenruf kaum mit. Seine Aufmerksamkeit galt den beiden Jungen, die hinter dem Zimmermann standen. Einer von ihnen konnte offenbar einen Blick auf die Karte werfen, die Karl Stein hinter seinem Rücken hielt. Und er gab seinem Freund ein Zeichen: Er streckte ihm kurz die gespreizte Hand hin, machte einen Schmollmund und verdrehte die Augen, während er sich ans Herz fasste. Die beiden Jungen begannen zu kichern.
    Die Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn. Im Zeitraum eines Atemzuges gingen ihm ein Dutzend Überlegungen durch den Kopf. Der Zimmermann hatte eine Zahlkarte gezogen, soviel stand für ihn fest. Doch hatte der Junge seinem Freund die ganze gespreizte Hand hingehalten um ihm eine Fünf anzuzeigen, oder war der Daumen angelegt gewesen? Nein, den Daumen hatte er auch gesehen. Also lautete die gesuchte Zahl fünf. Doch die Fünf von welcher Farbe? Standen der Schmollmund, die verdrehten Augen und die Hand über der Brust für Herz? Oder wollte er damit den Begriff Dame anschaulich machen? In dem Fall konnte die gespreizte Hand auch Schippe, also Pik bedeuten.
    Tobias traf die Entscheidung nach dem Gefühl und blieb bei seiner ersten Deutungsmöglichkeit. Herz-Fünf! »Es soll so sein, wie Sie es wünschen, Zimmermann Karl Stein!« verkündete er. »Sie bringen mich zwar um die Möglichkeiten es noch ein wenig spannender zu machen, aber selbstverständlich brauche ich die Karte nicht zu kennen. Denn es sind des Zimmermanns Gedanken, die Jana Salewa lesen kann! Und nach dieser

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