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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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was Sadik dazu sagen würde?«
    »Was denn?«
    »Na ja, so etwas wie … ›Jeder Mensch ist für einen besonderen Schmerz geschaffen‹. Oder er würde eine von Scheich Abdul Kalims tröstlichen Lebensweisheiten zum Besten geben, etwa die mit den zwei Taschen.«
    »Die kenne ich noch nicht. Was ist das für ein Spruch?«, fragte Jana interessiert.
    »Mal sehen, ob ich ihn noch richtig zusammenbekomme.« Tobias überlegte und nickte dann. »Also, er geht folgendermaßen: Zwei Taschen muss der Mensch an seiner Jacke haben. In der einen findet er die Worte: ›Die Welt wurde nur um meinetwillen erschaffen‹. In der anderen: ›Ich bin nur aus Staub und Asche.‹«
    »Der gefällt mir«, sagte Jana. »Da steckt genau das drin, was du eben gesagt hast, nämlich dass nichts nur gut oder nur schlecht ist, sondern alles seine zwei Seiten hat. Irgendwie schon ganz tröstlich.«
    Sie redeten noch eine Weile mit gedämpften Stimmen. Dann legten sie sich wieder schlafen und diesmal blieb Tobias von weiteren Alpträumen verschont.
    Am Vormittag setzten sie ihre Proben fort. Das Ergebnis war so ermutigend, dass sie beschlossen noch am selben Tag den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und ihre Kunststücke vor einem Publikum zum Besten zu geben.
    Tobias war aufgeregt. »Hoffentlich werfe ich nachher nicht alles durcheinander«, bangte er. »Die Generalprobe hat so gut geklappt, dass die Premiere ja geradezu in die Hose gehen muss!«
    »Unsinn! Du wirst schon alles richtig machen«, beruhigte ihn Jana. »Und falls dir doch mal ein Fehler unterläuft, ist das auch kein Beinbruch.«
    »Nein, aber eine peinliche Blamage«, murmelte Tobias.
    Der Jahrmarkt begann sich zu beleben. Nebenan warf Ursus seine Eisenketten rasselnd auf das Podest und spie die ersten Feuerstöße in den sommerlichen Nachmittag.
    Der Augenblick, da sich Tobias als Gaukler und Assistent der Magierin bewähren musste, kam ihm viel zu schnell. Jana saß vor ihrem Zelt, mit Unsinn auf seinem geliebten Fransenkissen an ihrer Seite, während Sadik mit geheimnisvoller Maske und Umhang als stummer Diener einen Schritt hinter ihr stand. Auf dem kleinen Tisch, der aus zwei einfachen Holzböcken und einer verschrammten Platte bestand und in Tobias’ Nähe aufgestellt war, lag alles für die Vorstellung bereit: Spielkarten, Stift und ein paar Zettel. Die Schatulle würde Sadik später aus dem Zelt holen, damit die Sache noch einen Hauch spannender und rätselhafter wurde.
    Es konnte losgehen!
    Tobias holte tief Luft, gab sich selbst einen Ruck und griff nach den Karten. »Meine Damen und Herren!« Er räusperte sich um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. Wie dumm und ungeschickt er sich fühlte! Und dieses Gefühl trieb ihm die Hitze ins Gesicht. Seine Ohren mussten ja regelrecht glühen! »Meine Damen und Herren! … Darf ich einen Augenblick um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit für … für die unglaublichen Fähigkeiten der Kartenlegerin Jana Salewa bitten?«, setzte er erneut an. Seine belegte Stimme erzwang ein weiteres kräftiges Räuspern. Wie fremd ihm seine eigene Stimme war! »Diese Vorstellung kostet Sie nicht einen Kreuzer. Also gönnen Sie sich das aufregende und kostenlose Vergnügen Zeuge zu sein, wie Jana Salewa Ihre Gedanken liest!«
    Ein spöttisch-ungläubiger Blick traf ihn und er schaute schnell weg. Sah man ihm an, dass die Sensation nur eine raffinierte Täuschung war? Wenn er sich schon jetzt so ungeschickt verhielt, wie sollte es dann erst werden, wenn es richtig ernst wurde? Auf was hatte er sich da bloß eingelassen? Aber ein Zurück gab es nicht mehr. Da musste er jetzt hindurch!
    Tobias zwang sich zu einem Lächeln, das ihm selbst eher wie eine verzweifelte Grimasse erschien. »Jawohl, Sie haben richtig gehört, verehrtes Publikum! Janas … äh, einzigartige magische Kräfte ermöglichen es ihr nicht nur, beim Kartenlegen jedem von Ihnen einen Blick in die Zukunft zu gewähren – wozu Sie nach dieser kostenlosen Demonstration Gelegenheit haben werden – nein, sie vermag auch in das geheime Reich Ihrer Gedanken einzudringen!«
    Er freute sich, dass ihm diese Formulierung eingefallen war, und sein Lächeln wurde bedeutend lebhafter – wie auch seine Stimme. »Eine Sensation, die zu erleben Sie andernorts viel Geld kosten würde, sofern es überhaupt noch jemanden gibt, der mit dieser phantastischen Gabe gesegnet ist! Mir jedenfalls ist keiner bekannt!«
    Das erste wahre Wort!
    Die ersten Neugierigen blieben stehen, hielten jedoch noch

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