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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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beinahe schon so routiniert wie ein ›Alter‹. Sie machten auch an diesem letzten Tag ein gutes Geschäft.
    Am nächsten Morgen brachen die Schausteller Zelte, Buden und Stände ab und zogen weiter. Sie blieben jedoch nicht zusammen, sondern bildeten unterschiedlich große Gruppen, die alle anderen Zielen zustrebten. Während die beiden Schießbuden, die Tierdressur und Rudis Flohzirkus nach Kreuznach zogen, schlossen sich die Russische Schaukel, die Nagelbude und das Reifenspiel Ludwig Leineweber an, der mit seinem publikumsträchtigen Karussell gen Norden strebte, nach Oppenheim.
    Da auch Melchior Meiler mit seinem Monstrositäten-Kabinett und die Akrobatentruppe der Liliputaner nach Süden wollten, reihten sich Jana, Tobias und Sadik mit ihrem Wohnwagen in diesen Tross ein. Im Schutz dieser vielköpfigen Gruppe höchst seltsamer Gestalten gelangten sie wieder nach Bayern. Zehn Tage verbrachten sie in der Gesellschaft dieser Leute und gemeinsam nahmen sie an drei weiteren Jahrmärkten teil.
    Für Tobias war es eine aufregende Zeit. Er vertiefte seine Freundschaft zu Ursus, lernte den zänkischen siamesischen Zwillingen aus dem Weg zu gehen und verlor seine Scheu vor Albert, dem ›Mann mit der Klauenhand‹, die ohne einen Oberarm an der rechten Schulter saß. Albert war ein begnadeter Kartentrickkünstler und hätte sich an den exklusiven Spieltischen dieser Welt schon längst ein Vermögen erspielen können, wenn ihm die Natur nicht diese schlimme Missbildung mit auf den Weg ins Leben gegeben hätte.
    »Habe schon mal daran gedacht, mir den Armstummel mit dieser Klauenhand einfach abzuhacken«, sagte er einmal, während er die Karten mischte, ohne dass Tobias seinen Bewegungen mit den Augen zu folgen vermochte. »Aber für meine Tricks brauche ich nun mal beide Hände. Und als Einarmiger bin ich nicht mal mehr für Melli Meiler von Interesse. Du siehst, mein Junge, mir geht es wie dem Schiffbrüchigen, den es mit einer Kiste Gold und Juwelen auf eine einsame Insel verschlagen hat: Er ist zwar ein reicher Mann, kann mit seinem Schatz aber nicht das Geringste anfangen.«
    Tobias lernte auch Liselotte Saalfeld kennen, die sich kaum von ihrem verstärkten Bett im Wohnwagen oder von ihrem kirschroten Diwan in Meilers Monstrositäten-Zelt erhob – was auch nur zu verständlich war, wurde ihr Lebendgewicht doch in Zentnern gemessen. Als er sie das erste Mal sah, glaubte er einen Berg Fleisch vor sich zu haben, der in Wolken von fliederfarbenem Stoff und betäubendem Parfüm gehüllt war. Dass diese wogende Masse tatsächlich ein Mensch war, hatte er im ersten Moment des Schocks nicht glauben wollen. Melchior Meiler pflegte ja einen starken Hang zu Übertreibungen. Doch was Liselotte Saalfeld betraf, so nahm Melier den Mund nicht zu voll, wenn er sie als ›Die dickste Frau der Welt‹ ankündigte. Viel hatte er von der Welt ja noch nicht gesehen, aber dass jemand dicker als Kringel-Lotte sein sollte, konnte er sich nicht vorstellen. Wann immer er sie in den zehn Tagen aufsuchte, stets hatte sie neben sich eine Schale mit Schmalzgebackenen Kringeln stehen. Und ein Kringel nach dem anderen verschwand in ihrem Mund, der dabei nicht müde wurde lustige Anekdoten zu erzählen.
    Er lernte auch Johanna Oesterly kennen, die Frau ohne Unterleib, die ihn mit ihrer Gelenkigkeit in genauso atemloses Staunen versetzte wie Julius Bukow, der todesmutige Trapezkünstler, der ihm von der Körpergröße her gerade bis zur Hüfte reichte, ihm in vielen anderen Dingen aber himmelweit überlegen war – unter anderem auch in der Trinkfestigkeit. In Julius Bukows Wagen erlebte Tobias die Freuden seines ersten Rausches – den bitterlichen Jammer des Katers durchlitt er dagegen bei Jana, die ihm kalte Umschläge machte und ihm immer wieder versicherte, dass seine letzte Stunde noch nicht geschlagen hätte, auch wenn er sich sterbenselend fühlte.
    Die Bemerkungen, mit denen Sadik seinen Zustand kommentierte, waren dagegen mehr spöttischen als tröstenden Charakters: »Der Bart, der Weihrauch nicht gewöhnt ist, verbrennt«, belehrte er ihn. Und: »Wenn das Huhn neidisch auf die Gans ist und ebenso große Eier legen will, zerspringt es.«
    »Jana! Schaff mir diesen Kameltreiber aus den Augen!«, stöhnte Tobias gequält. »Mir ist nicht nach Witzen zumute!«
    »Aiwa, wenn der Schnee schmilzt, kommt der Mist zum Vorschein«, meinte Sadik noch vergnügt, bevor er ihn wieder der liebevollen Pflege Janas überließ.
    Dieser Kater war die

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