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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Demonstration wird wohl jeglicher Zweifel ausgeräumt sein. Denn niemand außer dem Zimmermann Karl Stein hat die Karte, um die es geht, gesehen!«
    Tobias legte eine dramatische Pause ein und drehte sich zu Jana um. »Bist du bereit, Jana Salewa?«
    Sie hob kaum merklich die Augenbrauen um ihm ihre Hilflosigkeit zu verstehen zu geben. Wie sollte sie die Karte erraten, wenn er sie nicht gesehen hatte und ihr somit nicht die entsprechenden Zeichen geben konnte? Doch als sie das versteckte Lächeln in seinen Mundwinkeln bemerkte, fasste sie Zutrauen und nickte.
    »Ja, das bin ich!«, gab sie mit ihrer dunklen, rauchigen Stimme zur Antwort.
    Tobias nickte und streckte den linken Arm Aufmerksamkeit heischend in die Luft. »Ich bitte um allergrößte Ruhe, verehrtes Publikum!«, rief er.
    Jana atmete insgeheim auf. Es war also eine Zahl und der linke hochgestreckte Arm wies eindeutig auf Herz hin. Damit vermochte sie immer noch ihr Gesicht zu wahren, wenn sie Pech hatte und die falsche Nummer erriet. Aber woher wusste Tobias überhaupt, dass es sich um eine Herz-Zahl handelte?
    »Jetzt folgt quasi die Nagelprobe! Der unumstößliche Beweis ihrer einzigartigen übersinnlichen Kräfte!«, verkündete Tobias und vollführte eine pathetische Geste in Janas Richtung. »Bitte geben Sie Acht!«
    Jana glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Nagelprobe! Das war das Wort für die Zahl Fünf. Der fünfte Trumpf im Tarot trug den hebräischen Buchstaben Waw, was soviel wie Nagel bedeutete. Daher die Eselsbrücke ›Nagel‹ für die Fünf.
    Also Herz-Fünf? Woher wusste er das nur?
    Jana hoffte inständig, dass er sich nicht irrte, und presste bei geschlossenen Augen die Fingerspitzen wieder gegen die Schläfen.
    Vorsichtshalber baute sie einem möglichen Fehlschlag vor: »Ich lese Misstrauen … starkes Misstrauen, das alle anderen Gedanken … unterdrückt … wie ein Schleier ist dieser Unglaube an die … Kraft der Magie! … Es ist kaum möglich … diese Wand … des Misstrauens zu durchdringen«, stieß Jana mit bewährt stockender Stimme hervor, die den Reiz des Geheimnisvollen noch verstärkte und bei manchen eine Gänsehaut bewirkte.
    »Nichts als billige Ausflüchte! Du kannst gar nicht Gedanken lesen, Zigeunermädchen!«, rief eine höhnische Stimme.
    Andere zischten »Schsst!«, und es blieb bei diesem einen Zwischenruf. Die Spannung konnte man jetzt mit Händen greifen.
    »Jetzt sehe ich die Karte … verschwommen … mit viel Rot … Rot wie Blut. Karo …«
    Tobias hatte den Zimmermann nicht aus den Augen gelassen. Mit Erschrecken bemerkte er, wie sich Karl Steins rechter Mundwinkel geringschätzig nach oben hob. Karo war falsch! Er hatte ihr doch klar und deutlich Herz angezeigt! Der linke ausgestreckte Arm! Wie konnte sie das nur mit Karo verwechseln? Er war sich doch nicht mit der gespreizten Hand durchs Haar gefahren!
    Doch schon im nächsten Moment trat an die Stelle von mühsam unterdrückter Verstörung ein herrliches Gefühl der Erleichterung.
    Denn Jana fuhr fort: »Nein … nicht Karo … es ist Herz, was hinter dem Schleier des Misstrauens liegt!«, verbesserte sie sich mit Nachdruck. »Herz und eine Zahl … Drudenfuß und Menschenstern … Hierophant und das astrologische Zeichen des Stiers – ihnen allen ist diese Zahl zugeordnet … Es ist die Zahl … Fünf!« Sie schlug die Augen auf und sagte noch einmal mit fester Stimme: »Der Zimmermann hält die Herz-Fünf in seiner Hand!«
    Alle Augen richteten sich auf den Zimmermann. Dem war die sprachlose Verblüffung deutlich anzusehen. Er sperrte den Mund auf und gab mit seinem ungläubigen Blick das Bild eines Tölpels ab, der die Scherze nicht begriff, die auf seine Kosten gemacht wurden. Und in Tobias regten sich Gewissensbisse, dass er ihn so an der Nase herumgeführt hatte. Immerhin hatte er ja gesunden Menschenverstand und auch eine gehörige Portion Courage bewiesen, als er Janas Fähigkeit des Gedankenlesens geradeheraus angezweifelt und irgendeinen faulen Trick bei dieser Vorstellung vermutet hatte.
    Aus der Menge wurden gespannte, ungeduldige Stimmen laut, die wissen wollten, wer nun Recht behalten hatte.
    »Na los, Kalle Stein! Hoch mit der Karte!«
    »Ja, lass sie sehen, Zimmermann!«
    »Ist es wirklich die Herz-Fünf?«
    »Los, rück sie raus, Mann!«
    Der Zimmermann holte die Karte widerwillig hinter dem Rücken hervor. »Es stimmt! Es ist die Herz-Fünf«, sagte er knapp und gab sie Tobias zurück.
    Nun redete alles wild

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