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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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gebunden.
    »Also doch etwas Mozart«, murmelte Sadik, als sein Blick auf den Zopf fiel. »Das lässt hoffen.«
    »Ah, die geheimnisvolle Welt der Magie gibt uns die Ehre! Wirklich ein hübscher Wagen, junger Freund!«, rief Claus Detmer und schaute Tobias an. »Was kann ich für euch tun? Detmer ist mein Name, Claus Detmer, meines Zeichens …«
    »Scholar und Musikus«, beendete Tobias den Satz für ihn.
    In frohgemuter Überraschung hob Claus Detmer die Augenbrauen. »Ist das eine erste Kostprobe eures magischen Könnens, junger Freund, oder kennen wir uns?«
    »Nein, wir sind uns noch nicht begegnet, Herr Detmer. Doch mein Onkel versicherte mir, dass Sie und er gute Freunde wären und ich es wagen könnte, Sie zu belästigen«, antwortete Tobias.
    »Dein Onkel? Wie ist sein Name?«
    »Heinrich Heller – aus Mainz.«
    »Und du bist sein Neffe Tobias, der Sohn des Entdeckungsreisenden Siegbert Heller?«
    Tobias nickte.
    »Sagte dein Onkel tatsächlich, wir wären Freunde?«
    »Na ja …«, setzte Tobias verlegen zu einer Antwort an, denn er glaubte aus der Frage herauszuhören, dass sein Onkel wohl doch etwas übertrieben hatte.
    Claus Detmer ließ ihn nicht ausreden. Lachend rief er: »Junger Freund! Blutsbrüder könnten sich nicht näher stehen als dein Onkel und ich!« Und bevor Tobias sich versah, hatte ihn der Musikus an seine Brust gedrückt, als wäre er der verloren geglaubte Sohn, den der Weg endlich wieder nach Hause geführt hatte.
    Sadik und Jana sahen sich verdutzt an.
    »Mir scheint, wir sind willkommen«, bemerkte Sadik und es klang so, als wüsste er nicht recht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht.
    Jana lachte, als sie seinen nachdenklichen Blick auf das offen stehende Fenster gerichtet sah, aus dem vorhin das Klavierspiel gedrungen war. Sie ahnte, was ihn beunruhigte, und es belustigte sie. »So schlimm wird es schon nicht werden«, beruhigte sie ihn.
    Sadik seufzte. »Aiwa, das Trommeln klingt gut, wenn man es von ferne hört«, murmelte er.
    Während Tobias in seiner Hoffnung Jakob Weinroth schon anzutreffen enttäuscht wurde, erwiesen sich seine geheimen Befürchtungen hinsichtlich der Gastfreundschaft als absolut unbegründet. Onkel Heinrich hatte nicht zu viel versprochen. Claus und Benita Detmer hießen sie in ihrem Haus mit einer Herzlichkeit willkommen, die kaum weniger überwältigend war wie das Klavierspiel, das ihnen im wahrsten Sinne des Wortes entgegengeschlagen war.
    Benita, die sich ganz der Lyrik verschrieben hatte, schwirrte wie ein aufgeregter Schmetterling um sie herum, besser gesagt wie ein schwarzer Nachtfalter, denn Schwarz war auch ihre bevorzugte Farbe – und im Haus der Detmers wurde die Nacht zum Tage gemacht. Schwarzer Taft raschelte um ihre zarte Gestalt und ihr Haar, das sie in einer ungewöhnlichen und gewagten Pagenfrisur trug, schimmerte gleichfalls schwarz wie die Tinte, in die sie ihren schwarzen Federkiel eintauchte, wenn sie ihre Gedichte zu Papier brachte – an einem schwarz gebeizten Schreibpult.
    »Schwarz ist die wahre Farbe der Muse! Denn beginnt der Höhenflug unserer strahlendsten Gedanken nicht in den schwarzen, unergründlichen Tiefen unseres Geistes? In der ewigen Nacht unserer unerforschten Seele?«, schwärmte sie mit theatralischem Ton und ihr Gesicht mit den ausgeprägten Wangenknochen und dunklen Augen verklärte sich.
    Sadik verdrehte dazu die Augen. »Weide vom Grün deiner Heimat, und wenn es Disteln wären«, murmelte er und wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als irgendwo am Rand der Wüste im Schatten eines Palmenhains zu sitzen, eine Wasserpfeife zu rauchen und das bunte Treiben in der Oase zu verfolgen – in einer Oase ohne Klavier und schwarz gekleidete Lyrikerinnen, die von der ewigen Nacht unerforschter Seelen schwärmten. Ja, er war schon viel zu lange fern der Heimat. Und das ließ ihn immer häufiger unleidlich und ungerecht werden, wie er insgeheim zugeben musste.
    Die Dichterin wandte sich zu ihm um. »Bitte, was sagten Sie?«
    »Oh, wie beeindruckt ich von Ihrem Haus und Ihrer Gastfreundschaft bin«, bemühte er sich um ein Kompliment, das seine Wirkung auch nicht verfehlte – und zudem gerechtfertigt war.
    Von der Gastfreundschaft der Detmers konnte man nämlich wirklich nur tief beeindruckt sein. Das verwinkelte Haus bot am Tage ihrer Ankunft schon fünf anderen Gästen Unterkunft und freie Verköstigung. Und jeder von ihnen nannte sich ein Künstler. Wie weit ihre Fähigkeiten Theaterstücke zu

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