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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Freund sei und sie ihm viel zu verdanken hätten, rang sich Tambour dazu durch, ihm gnädig zuzunicken. Die Hand gab er ihm jedoch nicht.
    Er fand jedoch schnell wieder zu seiner überschäumenden Freude zurück. Als Sadik erst die Grauschimmel ausspannen und versorgen wollte, meldete er lautstarken Protest an und versicherte, dass sein Stalljunge Louis sich bestens um die Pferde kümmern würde. »Er sieht aus wie eine schwindsüchtige Bohnenstange, aber er hat die Ausdauer einer Stahlfeder und ein großes Herz für Pferde!«, lobte er ihn. »Deine Grauschimmel werden es bestens bei ihm haben, Sadik-Babeurre! Er wird sie trocken reiben und striegeln, bis ihm die Hände abfallen, und sie werden so reichhaltig zu saufen und zu fressen bekommen, wie es sich für vierbeinige Gäste des Coq D’ore geziemt. Ich will bis an mein Lebensende nur noch Wasser und Brot zu mir nehmen, wenn das nicht die Wahrheit ist!«
    Sadik warf einen viel sagenden Blick auf Tambours vorgewölbten Bauch. »Wasser und Brot?« Er lachte und ließ es zu, dass Louis sich der Pferde annahm. Vorsichtshalber steckte er dem Stalljungen eine Silbermünze zu, die ein strahlendes Lächeln auf dessen hageres Gesicht zauberte.
    Dann gingen sie ins Gasthaus. Ihr weniges Gepäck ließ Tambour sofort auf ihre Zimmer bringen. »Ich lasse euch ein Bad richten und alles, was ihr braucht. Aber jetzt müssen wir das Wiedersehen erst einmal gebührend feiern! Mit Buttermilch für dich und Branntwein für mich! Und Mademoiselle Jana bekommt ein Glas von meinem besten Orangenlikör! Und natürlich werdet ihr Hunger haben. Ich habe heute Kaninchen auf der Karte. Ein besseres gibt es in ganz Frankreich nicht!«, versicherte er und führte sie in den gut besuchten und daher auch mit Tabaksqualm eingenebelten Schankraum. Er war in drei ineinander übergehende Räume unterteilt. In ihnen standen schwere Tische mit gut drei Finger dicken Platten und nicht minder schweren Sitzbänken. Der Schankraum war groß, die Decken wirkten wegen ihrer wuchtigen Balkenkonstruktion jedoch niedrig. Hinter der Theke ragten dem Wirt und seinen Schankmädchen aus sechs gemauerten Rundungen ebenso viele Fässer entgegen, deren Fassungsvermögen bei fünfzig Litern liegen mochte. Es gab einen großen, rauchgeschwärzten Kamin, in dem zu dieser Jahreszeit natürlich kein Feuer brannte. An den weiß gekalkten Wänden hingen Kerzenhalter mit reflektierenden Spiegeln aus poliertem Kupferblech sowie hier und da alte Waffen aus dem Mittelalter. Unter ihnen befanden sich auch eine Armbrust, eine rostige Streitaxt und ein Morgenstern, dessen hölzerne Griffstange gesplittert war.
    Sie nahmen im hintersten, ruhigsten Raum an einem freien Ecktisch Platz. Ein nicht eben mageres, blond gelocktes Mädchen in Janas Alter namens Letizia, das eine hübsche Rüschenschürze über ihrem schlichten Kleid trug und unschwer als Tochter des Wirtes zu erkennen war, brachte schnell die bestellten Getränke und versicherte, dass das Essen auch nicht lange auf sich warten lassen würde, wobei sie ihrem Vater einen schnellen Seitenblick zuwarf. Sadik erhielt einen Krug Buttermilch, der kühl aus dem Keller kam, und Jana ihren Orangenlikör. Tobias hatte sich für ein Glas kühlen Weißweins entschieden, während Gaspard ganz unverfroren den Wunsch nach Branntwein geäußert hatte. Weder schien es Tambour zu überraschen, noch versuchte er ihm den Branntwein mit Hinweis auf sein jugendliches Alter auszureden. Er hatte auf den ersten Blick gesehen, dass er einen Jungen der Straße vor sich hatte, und da hatte das Alter nichts zu bedeuten.
    »Auf unser Wiedersehen, Sadik-Babeurre!«, rief Tambour mit seiner vollen Bassstimme und hob sein Glas. »Auf alte Zeiten! … Und auf nicht weniger fröhliche neue Zeiten!«
    Darauf tranken sie.
    »Und nun erzähl, was dich Wüstenfuchs mit deinen Freunden nach Tinville geführt hat!«, forderte Tambour Sadik auf, voller Spannung, was dieser zu berichten habe. »Und warum Monsieur Siegbert nicht bei euch ist.«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    Tambour machte eine wegwischende Geste. »Ich mag Geschichten«, sagte er, und als er sah, dass seine Tochter mit einem Tablett aus der Küche geeilt kam, das mit Tellern und Schüsseln beladen war, fügte er rasch hinzu: »Und bei mir darf man auch mit vollem Mund erzählen!«
    Sadik wusste, dass Tambour ihm keine Ruhe lassen würde, bis seine Neugierde gestillt war. Deshalb begann er in groben Zügen von den Ereignissen zu berichten, die

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