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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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heißt Königin Elizabeth«, erklärte er nun sehr beflissen. »Mister Parcival Talbot, das ist der Butler Seiner Lordschaft, schickt sie immer dann, wenn die Herrschaft ganz besondere Gäste erwartet, die Seiner Lordschaft sehr am Herzen liegen.« Er machte eine Pause, schluckte schwer und sagte dann: »Es tut mir aufrichtig Leid, König … Mein Gott, ich dachte wirklich, verehrte Prinzessin … Ich meine, Exzellenz …« Hilflos wandte er sich von einem zum andern und wusste nach dem dritten Anlauf immer noch nicht, wie er sich bei ihnen für sein Verhalten entschuldigen sollte. Er machte ein ausgesprochen komisches Gesicht in seiner Fassungslosigkeit und Ratlosigkeit.
    »Die Welt ist nichts als ein Schaukelspiel«, half Sadik ihm nun mit begütigendem Tonfall aus der Klemme, »wo man kommt und geht und wo sich Fehler mit großen Taten abwechseln. Belassen wir es dabei, Mister Hegarty, dass Sie heute einen Ihrer weniger glücklichen Tage hatten, und bringen Sie uns jetzt bloß noch zum Herrenhaus, womit dann alles vergessen wäre.«
    »Natürlich! Gewiss! Sofort, Exzellenzen!« Er eilte zum benachbarten Gebäude, aus dem schon seit einiger Zeit merkwürdige Geräusche zu ihnen auf den Vorplatz drangen. Er riss das Tor weit auf. Warmer Lichtschein flutete aus dem Gebäude in die Dunkelheit, die sich indessen über das Land gelegt hatte.
    Jana, Sadik und Tobias rechneten ganz selbstverständlich damit, dass der junge Mann ein Pferd namens Lisette eingespannt hatte und dass Hegarty nun eine Kutsche aus dem reichlich seltsamen Backsteinstall zu ihnen auf den Platz hinauslenken würde.
    Doch dem war nicht so.
    Jana war die Erste, die sah, was sich aus dem Gebäude bewegte, begleitet von einem scharfen Zischen, das so klang wie das einer gereizten Riesenschlange kurz vor dem Angriff. Jana schrie auf und hätte fast den Bambuskäfig umgestoßen, als sie unwillkürlich zwei Schritte zurückwich.
    Auch Sadik und Tobias hatten das Gefühl, als bliebe ihnen für einen Augenblick vor Schreck das Herz stehen.
    »Allah, der Barmherzige, stehe uns bei!«, entfuhr es dem Beduinen im ersten Moment fassungsloser Verstörung.
     

 
Lisette
     
    »Was für ein Ungetüm!«, schoss es Tobias durch den Kopf, und seine erste Reaktion bestand darin, sich seines Degens an der linken Hüfte mit einem schnellen Griff zu versichern. So etwas hatte er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen!
    Bei dem Ungetüm, das sie alle erschreckte, handelte es sich um ein hohes, kastenförmiges Gefährt, das nun aus der Backsteinhalle auf sie zurollte. Mit einer Kutsche hatte es nur gemein, dass es auf Rädern lief sowie einen Fahrersitz und hoch oben über dem geschlossenen Kasten von mehr als Manneshöhe Bänke für die Fahrgäste hatte. Es hatte zudem vorn und hinten jeweils zwei Laternen, die helles Licht verströmten, was besonders geschliffenes Glas verriet. Damit erschöpften sich jedoch die Gemeinsamkeiten.
    Eigentlich hatten auch schon die Räder dieses seltsamen Wagens, der mit Holz verkleidet und ganz in Weiß mit goldenen Zierleisten gehalten war, mit denen einer Kutsche keine Ähnlichkeit. Denn diese hier bestanden aus Eisen und waren so breit wie zwei Paar Schuhe nebeneinander gestellt! Zudem gab es von ihnen nur drei an der Zahl. Zwei saßen rechts und links an der Hinterachse, während vorn nur ein Rad in der Mitte existierte. Es befand sich unter einer Art Vorbau, der ein wenig an einen Kutschbock erinnerte, jedoch gepolsterte Bänke aufwies und von einem leicht gewölbten Dach geschützt wurde. Von dem Mittelrad sah man jedoch kaum mehr als die Hälfte, wurde es doch von einer reichlich verzierten und mit Goldfarbe bemalten Haube, die einer weißgoldenen Käseglocke ähnelte und zum Boden hin offen war, halb verborgen. Von diesem vorderen Rad, dessen Abdeckung zu beiden Seiten mit Federn versehen war, führt eine lange. Stange zum Fahrersitz hoch. Auf diesem thronte Borstenkopf Hegarty. Sein Platz lag noch höher als die vordere überdachte Sitzbank, die von dem Gestänge und einem Kasten, in dem der Fahrer seine Beine stecken hatte, in zwei Hälften unterteilt wurde. Auf die Lenkstange war horizontal und im rechten Winkel zu ihr eine zweite, armlange Eisenstange montiert. Die beiden Enden waren mit geriffelten Griffstücken versehen. Hegarty dirigierte dieses Gefährt, das wie von Zauberhand gezogen oder geschoben über den Sand zu rollen schien, mit Hilfe dieser Lenkstange.
    »Heilige Mutter Gottes, was … was ist das für ein

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