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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Koloss?«, stieß Jana hervor.
    »Ich … ich weiß nicht!« Tobias’ Stimme klang vor Aufregung ganz belegt.
    »Wo ist das Pferd?«, wollte Sadik verstört wissen. »Irgendetwas muss es doch ziehen!« War das, was er sah, so etwas wie eine englische Fata Morgana?
    Hinter einer kleinen Wand, die sich im Rücken der hintersten, oberen Sitzbank bis gut über Kopfhöhe möglicher Fahrgäste erhob, ragte ein Rohr empor, und aus diesem Rohr stieg plötzlich eine Rauchwolke, begleitet von einem scharfen Heulton.
    Tobias fiel es im selben Moment wie Schuppen von den Augen. »Eine Dampfmaschine! … Das ist eine Dampflokomotive!«, stieß er hervor, und diese Erkenntnis war so erleichternd, dass er laut auflachte. Und er hatte im ersten Moment doch wahrlich zum Degen gegriffen, als müssten sie sich eines Drachens aus Eisen erwehren!
    »Aber wo sind denn hier Schienen?«, rief Jana. Sie hatte schon von diesen dampfgetriebenen Maschinen gehört, die mit einem Bauch voll feuriger Kohle und einem Kessel voll Dampf so wahnwitzig schnell wie ein Pferd im vollen Galopp über eiserne Schienenstränge dahinschossen. Aber zu Gesicht bekommen hatte sie diese Ungetüme, die vielerorts für ausgemachtes Teufelswerk gehalten wurden, noch nie. Einmal ganz abgesehen davon, dass sie nicht glauben mochte, dass man mit der Kraft von so etwas … nun ja, so etwas Luftigem wie Dampf irgendetwas Schweres fortbewegen konnte, das mehr wog als eine Hühnerfeder. Und nun schob sich dieser Koloss auf Eisenrädern auf sie zu!
    »Ich weiß es nicht«, sagte Tobias, kaum weniger durcheinander als sie. »Aber ganz offensichtlich funktionieren diese Lokomotiven auch ohne Schienen. Ich meine, wir sehen es ja, nicht wahr? Oder hält das einer vielleicht für einen Spuk?« Und gedämpft setzte er noch hinzu: »Dann säße wohl kaum jemand wie Borstenkopf auf dem Steuersitz, meint ihr nicht auch?«
    Jana konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Da ist was dran«, räumte sie ein.
    Auch Sadik entspannte sich ein wenig. Dass Sihdi Burlington sich eine dieser neuartigen Dampfmaschinen zugelegt hatte, sah ihm ähnlich. Dennoch hätte es ihn auch nicht verwundert, wenn sich herausgestellt hätte, dass sich im Innern des Gefährts kein Dampfkessel, sondern ein halbes Dutzend kräftiger Männer befand, die das gold-weiße Ungetüm mit ihrer Muskelkraft vorwärts bewegten. Ja, das war etwas, was er sich ganz hervorragend vorstellen konnte. Das kam gleich hinter einer vorgespannten Karawane von Lastkamelen.
    »Irgendwie habe ich mir Lokomotiven anders vorgestellt«, sagte Tobias laut.
    »Das ist keine Lokomotive, sondern ein Dampfstraßenwagen!«, teilte ihnen Borstenkopf von seinem erhöhten Sitz aus mit und brachte den Wagen vor ihnen zum Stehen.
    »Dampfstraßenwagen? … Sie meinen, so etwas wie eine Kutsche, die überallhin fahren kann, wohin mal will, nur eben mit Dampfkraft?«, fragte Tobias nach.
    »So ist es!«, bestätigte Hegarty voller Stolz. »Lisette ist so schnell wie ein gutes Pferd im flotten Trab. Wenn man sie ordentlich befeuert, hält sie auch lange durch. Von London nach Birmingham und zurück – ein Kinderspiel. Und nun steigen Sie bitte auf, damit ich Sie zum Herrenhaus bringen kann.«
    Tobias war begeistert, eine Fahrt mit solch einem unglaublichen Gefährt zu machen, während Jana sich schon ein wenig zögerlich gebärdete, ihm dann aber die Treppe zu den erhöhten Sitzbänken folgte und neben ihm Platz nahm. Den Käfig nahm sie auf ihren Schoß und hielt ihn so fest, als suchte sie Halt an den Bambusstangen.
    Sadik warf einen skeptischen Blick zu ihnen hoch und schüttelte dann den Kopf. »Ich ziehe es vor, neben diesem … Dampfstraßenwagen herzugehen«, sagte er, voller Misstrauen gegenüber dem seltsamen Gefährt.
    »Sie werden nicht mit uns Schritt halten können!«, warnte ihn Borstenkopf.
    »Das werden wir ja sehen«, meinte Sadik und murmelte geringschätzig und so leise, dass nur Jana und Tobias ihn verstehen konnten, vor sich hin: »Dieser plumpe Koloss soll sich so schnell vorwärts bewegen können wie ein gutes Pferd im schnellen Trab? Eher kann ein Kamel Seide sticken, als dass diese Lisette mich außer Atem bringt!«
    »Fahren Sie!«, rief Tobias Borstenkopf zu. »Scheich Sadik Talib geruht, statt den weichen Polstern dieses … Dampfstraßenwagens die Ehre zu geben, dem Sand des Weges den Vorzug zu geben. Ganz wie wir ihn kennen, unser furchtloser König der Wüste …«
    Jana kicherte unterdrückt, während Sadik ihm

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