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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Kamelstute wäre, hättest du Grund dazu, nicht aber bei diesem plumpen Ding«, murmelte Sadik, rief laut: »Nicht nötig!« zurück, packte die Griffstange und sprang geschickt aus dem Lauf auf. Er kletterte zu Jana und Tobias und hatte Mühe einen schweren Seufzer der Erleichterung zu unterdrücken, als er auf die gepolsterte Sitzbank sank.
    Während Sadik den kühlenden Fahrtwind auf seinem Gesicht genoss, rief Tobias überschwänglich: »Ich kann es kaum glauben: Wir rasen mit achtzehn Meilen dahin, und vor uns rennt kein Pferdegespann, das bald ermüdet sein würde! Sondern Dampfkraft treibt dieses Gefährt an! Mit der Lisette könnten wir quer durch England reisen, ja, durch ganz Europa, von Paris nach Mainz zum Beispiel! Und man brauchte nichts als Kohle! Ist das nicht phantastisch?«, fragte er begeistert über die schnelle Fahrt der Lisette. Die Dunkelheit, der dichte Wald zu beiden Seiten und die Sterne über ihnen trugen noch zu dem Gefühl bei, einen Traum zu erleben, der ihn weit in die Zukunft entführte, wo es keine Kutschen und keine Reisen mehr auf Pferderücken gab, sondern wo die Menschen sich in solchen und ähnlichen Dampfwagen so selbstverständlich von einem Ort zum anderen bewegten, wie das bisher nur mit Hilfe von Pferden möglich war.
    »Auf jeden Fall ist es ein unvergessliches Erlebnis«, antwortete Jana so zurückhaltend wie doppeldeutig, beugte sich vor und rief: »Mister Hegarty? … Jetzt, da Sie uns bewiesen haben, wie schnell Lisette sein kann, können Sie ruhig wieder langsamer fahren … damit wir auch etwas von der Fahrt haben, ja?«
    »Sehr wohl, Prinzessin!«
    Borstenkopf ließ Dampf ab und der Wagen verlor rasch an Geschwindigkeit. Sadik atmete tief durch. Jana konnte sich seiner Dankbarkeit sicher sein.
    Tobias bedauerte es eher, dass sie nun viel langsamer durch den Wald fuhren. »Vielleicht gibt es diese Dampfstraßenwagen in ein paar Jahren überall auf der Welt«, sprach er laut aus, was ihm durch den Sinn ging.
    »La! … Niemals!«, erwiderte Sadik heftig und sein innerer Widerwillen war seiner Stimme deutlich anzumerken. »Kein Mann von Ehre vertraut sich auf Dauer solch einem lauten, rasselnden Gefährt an, das zudem noch einen Kessel mit glühenden Kohlen mit sich herumschleppt!«
    »Und das auch noch jeden Augenblick explodieren kann!«, fügte Jana hinzu.
    Sadik nickte ihr zu. »Du sagst es, Jana! Nichts wird jemals ein rassiges Pferd ersetzen können, ganz zu schweigen von einer edlen Kamelstute!«
    Tobias verzog spöttisch das Gesicht. »Ich glaube, das hat man anfangs von den Dampfschiffen auch gesagt. Und jetzt fahren Dampfer schon über den Atlantik. Und als das Leuchtgas vor hundertfünfzig Jahren von dem deutschen Chemiker Johann Becher entdeckt wurde,
    glaubte damals auch keiner daran, dass einmal Wohnungen, Häuser, ja ganze Straßenzüge in großen Städten von Gaslaternen beleuchtet sein würden, wie wir es beispielsweise in Paris gesehen haben. Aber in einem hast du natürlich Recht, Sadik …«
    »So?«, fragte dieser mit hochgezogenen Brauen.
    »Einen echten bàdawi kann auch ich mir nicht auf dem Sitz eines solchen Dampfwagens vorstellen.«
    »Mazbut! … Genau! Deine Einsicht lässt hoffen, dass dein Blick für das Wahre im Leben doch noch nicht ganz verstellt ist von deiner Begeisterung für obskure Erfindungen ohne Zukunft.«
    Tobias warf ihm einen spöttischen Seitenblick zu. »Hat man so etwas nicht auch Galileo Galilei vorgeworfen, als er vor gut zweihundert Jahren die damals offenbar lächerliche Behauptung vertrat, die Erde sei eine Kugel und mit Sicherheit nicht das Zentrum des Weltalls, um das sich alles dreht, sondern nur ein Trabant von vielen, die alle um die Sonne kreisen? Dafür hat man ihn doch 1633 vor das Inquisitionsgericht zitiert und unter Folterandrohung gezwungen, diesen angeblichen Teufelslehren abzuschwören!«
    »Damals ging es weniger um eine Erfindung als um ein Weltbild und eine christliche Weltanschauung«, versuchte sich Sadik herauszuwinden.
    »Haben neue Entdeckungen und Erfindungen nicht immer auch eine Veränderung des Weltbildes und der jeweiligen Weltanschauung nach sich gezogen – und zwar oftmals gegen große Widerstände der herrschenden Lehre?«, hielt Tobias ihm vor.
    »Aus dir spricht die gründliche Erziehung deines Onkels und Universalgelehrten, der dir wahrhaftig eine Menge beigebracht hat«, wich Sadik geschickt einer klaren Antwort aus.
    »Du weißt dich deiner Haut jedenfalls ausgezeichnet zu

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