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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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vorgestellt«, gestand Tobias, als er sich im geräumigen Waschkabinett die Hände abtrocknete.
    »Ich auch nicht«, pflichtete Jana ihm bei. »Er ist ein sonderbarer Mensch. Allein das mit seinem Butler!« Sie schüttelte den Kopf.
    Tobias lachte. »Ja, verrückt. Und ich weiß nie, wann er etwas ernst meint und wann er einen Scherz macht. Einen wie ihn habe ich noch nie kennen gelernt. Doch ich mag ihn.«
    »Ja, man muss ihn einfach mögen«, gab Jana zu und füllte Unsinns Schale mit frischem Wasser. »Aber ein verrückter Kerl ist er schon. Allein wie er gekleidet ist. Dabei ist er doch ein Lord und wohnt in so einem Palast, der bestimmt mehr Räume hat, als ich zählen kann.«
    Sadik nickte mit einem versonnenen Lächeln. »Dass er kein armer Mann und ein reiselustiger Sonderling mit einem aufrechten Charakter ist, wusste ich. Doch dass so die andere Seite seiner Welt aussieht, ahnte ich noch nicht einmal. Denn darüber verlor er nie auch nur ein Wort, was ihn angesichts von Mulberry Hall und seiner gesellschaftlichen Stellung noch höher in meiner Achtung steigen lässt. Nun ja: Nur der Neunmalkluge kehrt leer vom Markt zurück.«
    »Gebe es Allah, dass er auch so klug war, Wattendorfs Brief und den Gebetsteppich gut zu verwahren!«, hoffte Tobias inständig. »Wir haben eine Menge auf uns genommen, um nach Mulberry Hall zu gelangen!«
     

 
Zwischen Dschungel und Prärie
     
    Wenig später führte sie der Diener in einen Raum, den er das ›kleine Esszimmer‹ nannte. Tobias hielt das für die Untertreibung des Tages, die auch dem Lord oder seinem eigenwilligen Butler gut zu Gesicht gestanden hätte. Denn das ›kleine Esszimmer‹ entsprach doch von der Größe her dem ehemaligen Ballsaal auf Gut Falkenhof, den Onkel Heinrich für räumlich besonders aufwendige Experimente benutzt hatte. Ein sternenübersäter Nachthimmel war auf die hohe, gewölbte Decke gemalt worden und vermittelte den Eindruck, als blicke man direkt in die endlose Tiefe des Kosmos. Und obwohl in der Mitte des Saals mit dem Planetenhimmel nur ein runder Tisch stand, der gerade einem Dutzend Personen Platz bot und der jetzt festlich gedeckt war, hatte man nicht das Gefühl des Verlorenseins und der Ungemütlichkeit.
    Das lag zweifellos an der ungewöhnlichen Einrichtung, besser gesagt an der Ausstaffierung des großen Raumes. Sie spiegelte gewissermaßen Rupert Burlingtons Lebensstil genauso beispielhaft wider, wie die Ahnengalerie und die davor liegenden Räume einen Hinweis auf das Leben gaben, das sein Vater und dessen Vorfahren geführt hatten.
    Zweifellos weniger verrückt. Jagdtrophäen hatten viele von ihnen in diversen Räumen an die Wände hängen lassen. Doch es wäre ihnen nie in den Sinn gekommen, im hinteren Teil eines ballsaalgroßen Esszimmers Erde aufzuschütten, ein paar schwere Felsbrocken und mannshohe Dornensträucher ins Haus zu holen und dann auch noch fünf mächtige, ausgestopfte Bisonbüffel in dieser Kulisse aufzustellen. Die zotteligen, buckeligen Tiere sahen erschreckend lebensecht aus und machten mit ihren gesenkten Köpfen den Eindruck, als donnerten sie im vollen Galopp über die amerikanische Prärie, die auf die dahinter liegende Rückwand mit beeindruckend plastischer Tiefe gemalt war. Links davon standen vor dem Hintergrund eines Birkenwaldes und in der Ferne aufragender Berge fünf Indianertipis. Zwei angepflockte Pferde grasten zwischen den Zelten, an denen Lanzen und andere Waffen lehnten. Acht Indianer in voller Kriegsbemalung saßen um ein Lagerfeuer. Einer von ihnen hielt ein Messer in der Hand. Ein anderer hatte ein Gewehr quer über seinem Schoß liegen.
    Sie sahen so natürlich aus, dass Tobias, Jana und Sadik im ersten
    Moment voller Erschrecken glaubten, dass auch sie zu Lord Burlingtons ›Jagdtrophäen‹ gehörten, die sich wie die Pferde und Büffel Mister Prickwithers kunstvoller Behandlung hatten unterziehen müssen.
    Rupert Burlington sah ihre bestürzten Gesichter und sagte belustigt: »Mit Ihrer Erlaubnis werde ich Ihr Kompliment, als das ich Ihren bestürzten Gesichtsausdruck ja wohl werten darf, an Mister Screwbury weitergeben. Er ist der Schöpfer dieser trefflich lebensechten Puppen und Masken.«
    Im Esszimmer war jedoch nicht allein der Westen Amerikas vertreten, sondern auch ein Stück Tropenwelt. Denn die ganze rechte Seite schien vom Dschungel eines Regenwaldes überwuchert zu sein. Eine Riesenschlange kroch gerade über einen umgestürzten morschen Stamm, während hier und da

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