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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Verschrobenheit, die einem anderen gesellschaftlich das Genick brechen würde, während man sie einem reichen Lord aber großmütig verzeiht. Ausgenommen wohl Parcival, der mich zweifellos für unzumutbar abstrus hält, um eine seiner besonders geschätzten Bezeichnungen zu verwenden.«
    Der Butler, der sich bisher weder gerührt noch einen Ton von sich gegeben hatte, hüstelte leicht und sehr gekünstelt.
    »Eine Mutmaßung, die, mit Verlaub gesagt, jeglicher Wirklichkeitsnähe entbehrt und die in der Tat die Bezeichnung abstrus verdient, Mylord!«, wies er die Behauptung seines Herrn kühl zurück.
    »Gewiss, gewiss, und nun sorgen Sie dafür, dass Gregory das Gepäck unserer Gäste ins Haus bringt und dass Marigold die Zimmer richtet!«, trug Burlington ihm auf.
    »Das Gepäck?«, wiederholte der Butler scheinbar verblüfft. Dabei gelang ihm das grandiose Kunststück, seine Geringschätzung zum Ausdruck zu bringen, obwohl seine Miene unverändert ausdruckslos blieb und auch seiner Stimme vordergründig nichts anzumerken war.
    »Ah, Sie meinen die Bündel. Sehr wohl, Mylord.« Es folgte eine knappe, herrische Bewegung, auf die hin plötzlich ein junger Bursche wie aus dem Nichts auftauchte.
    Sie überließen ihm ihr zugegebenermaßen armseliges Gepäck, doch den Bambuskäfig mit Unsinn gab Jana nicht aus der Hand.
    »Ist der Affe für Ihre Trophäensammlung bestimmt, Mylord?«, erkundigte sich der Butler mit vorgetäuschter Ahnungslosigkeit. »Möchten Mylord, dass ich Mister Prickwither schon eine Nachricht zukommen lasse, dass Sie wieder seiner Kunst bedürfen, Kadavern den Anschein von Leben einzuhauchen?«
    Rupert Burlington verzog in einem Ausdruck peinlicher Berührtheit die Mundwinkel nach unten, während er gleichzeitig die Augenbrauen hob. Dadurch verlor das Monokel seinen Halt und fiel herab. Das kunstvoll geflochtene Band fing das goldgefasste Brillenglas über der Brust auf.
    »Nein, Parcival. Doch ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in Zukunft derart taktlose Bemerkungen unterlassen würden«, sagte er mit müdem Tadel, als wüsste er, wie wenig Sinn solche Ermahnungen hatten.
    Parcival beschränkte sich auf eine Neigung des Kopfes, die alles und nichts bedeuten konnte.
    »Was hat er damit gemeint? Wer ist dieser Mister Prickwither?«, erkundigte sich Jana irritiert und warf Stockfisch einen misstrauischen Blick zu.
    Rupert Burlington räusperte sich. »Nun ja … Er ist ein … ein sehr fähiger Tierpräparator.«
    Jetzt begriff Jana die Anspielung. Sie warf Stockfisch einen erzürnten, bitterbösen Blick zu. Er prallte jedoch von ihm ab wie ein Ball von einer Wand aus Granit. Von diesem Moment an verabscheute sie den Butler.
    »Wäre er Araber, könnte ich ihn begreifen«, bemerkte Sadik nicht ohne Belustigung über die hintersinnigen Spitzen des Butlers, die verrieten, dass er wohl kaum um seine Stellung bangte. Deshalb sagte er auch: »Er scheint mir übrigens eine ganz eigene Art entwickelt zu haben, seinem Herrn als Butler zu dienen.«
    Rupert Burlington seufzte scheinbar geplagt auf. »In der Tat, Sadik! Seine ganz eigene Art hat er fürwahr entwickelt. Doch ich muss ihm zugute halten, dass sie vermutlich aus einer großen inneren Verzweiflung geboren wurde.«
    Jana, Sadik und Tobias sahen ihn gleichermaßen verständnislos wie fragend an.
    Rupert Burlington zuckte mit den Achseln. »Der Gute hält mich schlichtweg für eine Schande meines und seines Standes!«
    »Und warum geht er dann nicht einfach?«, wollte Jana voller Groll wissen.
    »Der Butler eines Lords geht nicht so einfach, meine Liebe. Zudem war er schon der Butler meines Vaters, der jedoch seinen Ansprüchen an eine Herrschaft bis ins Letzte gerecht wurde, wie ich einräumen muss. Deshalb ist seine Verbitterung natürlich umso größer. Ich glaube, Parcival hätte mir schon längst seine verzweifelt treuen Dienste aufgekündigt, wenn er bloß jemanden wüsste, dem er diese Stelle auf Mulberry Hall zumuten könnte. Aber so sehr ist er offenbar keinem feindlich gesonnen, als dass er ihm die Arbeit bei mir schmackhaft machen und es noch mit seinem Gewissen vereinbaren könnte. Ein Mord würde ihm gewiss leichter fallen, als jemanden in die Stellung als Butler von Lord Burlington zu locken«, spottete er, während sie die Treppe hochgingen und ohne dass er dabei seine Stimme senkte. Stockfisch konnte somit jedes seiner Worte verstehen.
    »Und warum kündigen Sie ihm nicht?«, ließ Jana nicht locker, die an Rupert Burlingtons Stelle

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