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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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halten. Normalerweise hätte er nichts dagegen ausrichten können. Doch mein Vater genoss die Hochachtung des Scheichs. Dieser stellte ihnen deshalb die Wahl: Entweder starb Zeppenfeld vor ihren Augen – oder aber sie würden alle verstoßen werden, und zwar nur mit dem Wenigen, was sie gehabt hatten, als sie auf die Karawane gestoßen waren. Wattendorf war ohne Zögern dafür, Zeppenfelds Leben zu opfern. Doch mein Vater setzte sich durch. Beim Morgengrauen blieben Sadik, mein Vater und die vier anderen Männer nur mit einem Kamel, wenig Proviant und ein paar Schläuchen Wasser in der Wüste zurück, während die Karawane weiterzog.«
    »Kam das denn nicht einem Todesurteil gleich?«, fragte Gaspard bestürzt.
    »Doch, denn das eine Kamel und die paar Wasserschläuche reichten natürlich niemals aus, um zur nächsten Oase zu gelangen, geschweige denn nach Omsurman. Da der Scheich meinen Vater aber sehr schätzte und ihn wegen seiner ehrenhaften Entscheidung noch mehr respektierte, schenkte er ihm zum Abschied einen kostbaren Dolch, von dem er sich seit jenem Tag nicht mehr getrennt hat.«
    »Einen Dolch? Aber wofür?«
    »Damit sie ihrem Leben ein gnädiges und standesgemäßes Ende von eigener Hand bereiten könnten, bevor der Todeskampf zu qualvoll würde.«
    Gaspard verzog das Gesicht. »Eine reichlich merkwürdige Art, jemandem seinen Respekt zu zeigen!«, meinte er sarkastisch.
    »Nicht nach dem Ehrenkodex der Beduinen, wie Sadik mir versichert hat«, erwiderte Tobias. »Auf jeden Fall waren sie nun auf sich allein gestellt. Wie Sadik erzählte, kamen sie natürlich nur sehr langsam voran, und ihr Wasservorrat schmolz immer mehr dahin, obwohl sie es rationierten und jeder gerade noch einen Becher pro Tag erhielt. Es muss grausam gewesen sein. Ihnen war der Tod in der Wüste gewiss, wenn nicht ein Wunder passierte. Und auf ein Wunder wollte vor allem Wattendorf nicht warten.«
    »Aha!«, rief Gaspard ahnungsvoll.
    »Wattendorf machte Zeppenfeld und alle anderen dafür verantwortlich, dass man sie in der Wüste ausgesetzt und damit dem sicheren Tod preisgegeben hatte. Er allein hatte Zeppenfelds Hinrichtung gutgeheißen. Und deshalb glaubte er wohl auch, als Einziger das Recht zu überleben zu haben. Eines Nachts hat er sich deshalb mit dem Kamel und allen Wasserschläuchen aus dem Staub gemacht – bis auf den einen, den Rupert Burlington sich zufällig unter den Kopf gelegt hatte, um etwas weicher zu liegen.«
    Gaspards Miene drückte tiefe Verachtung aus. »So ein Verräter würde bei uns in der Sickergrube ertränkt!«, stieß er hervor und hätte fast ausgespuckt, um seinem Abscheu richtig Ausdruck zu geben.
    Tobias glaubte ihm das. »Ein paar Tage schleppten sie sich noch weiter, und wie Sadik einmal erzählte, waren diese Tage eine Qual, die reinste Hölle. Der Durst machte sie fast wahnsinnig und ließ sie halluzinieren. Zeppenfeld drehte durch und wollte sich das Leben nehmen, weil er meinte, es nicht länger ertragen zu können. Mein Vater musste ihn niederschlagen. Und dann, als sie nicht mehr weiterkonnten und sich am Ende wähnten, geschah tatsächlich das Wunder: Eine kleine Karawane aus dem Norden stieß auf die fast Verdursteten!«
    Gaspard atmete vor Erleichterung hörbar aus, so intensiv, als wäre er in Gedanken bei diesen Männern in der Wüste gewesen und hätte um ihr Schicksal gebangt.
    »Und was sein Vater dann getan hat, wirst du bestimmt genauso wenig verstehen wie ich, als ich es damals hörte«, bemerkte Jana.
    »So, was hat er denn getan?«
    Tobias lachte kurz auf. »Er hat den Beduinen einen hübschen Batzen Goldmünzen gezahlt, damit sie Zeit und kostbares Wasser opferten und mit ihnen nach Wattendorf suchten, der ziellos durch die Wüste irrte, weil er weder Kompass noch ausreichende Erfahrungen hatte, um sich am Stand der Sonne und der Sterne zu orientieren.«
    Gaspard sah ihn ungläubig an. »Er hat diesen Lumpen auch noch suchen lassen, nachdem er sie verraten und betrogen und dem Tod ausgeliefert hatte? Das ist ja …«
    »… die besondere Art von Ehre, der sich mein Vater nun mal verpflichtet fühlt«, beendete Tobias den Satz. »Er verabscheute Wattendorf, doch er fühlte sich an sein Versprechen gebunden, das er Wattendorfs Familie gegeben hatte – nämlich dass er ihn nie im Stich lassen und lebend nach Hause bringen würde.«
    Gaspard schüttelte den Kopf. »Was Wattendorf getan hat, hat deinen Vater doch zehnmal von diesem Versprechen entbunden. Aber was soll’s.

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